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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Ohr klebte ein durchgeblutetes Pflaster. Aber ernsthaft verletzt war er nicht, und er kam vorsichtig hinter ihr her. Jetzt waren sie vor dem Haus, und Romilly merkte, daß Caryl ihnen in seinem Nachthemd gefolgt war.
    »Geh zurück!« flüsterte sie und schüttelte den Jungen an der Schulter. »Ich kann die Verantwortung nicht…«
    »Ich will nicht!« Seine Stimme verriet seine Entschlossenheit. »Er ist nicht länger mein Vater; ich wäre schlimmer als er, wenn ich bei ihm bliebe.« Große Tränen rollten lautlos über sein Gesicht, aber er bestand darauf: »Ich kann dir helfen, die Wachen ruhig zu halten.«
    Romilly nickte und forderte ihn mit einer Geste auf, Orain zu stützen, der hinkte. Nun mußte sie Schmerz stillen, den Aufruhr seiner Gedanken und Gefühle unter Kontrolle halten und… ja, sie mußte die Vögel anderswo in der Stadt mit ihren üblichen Schreien erwachen lassen, während sie die in der Nähe im Zauberschlaf hielt, bis ihnen irgendwie die Flucht gelungen war.
    Sie erreichten das Seitentor. Caryl legte die Hand auf den Riegel. Er zerbrach, und das Tor schwang auf. Das gab einen fürchterlichen Lärm, reißendes Metall und splitterndes Holz schrien zum Himmel auf. Überall auf der Mauer entstand Aufruhr. Die Flüchtlinge ließen alle Vorsicht fahren und rannten. Sie rannten durch das Lager und die sich sammelnde Armee bis zu Carolins Zelt. Dort nahm Carolin seinen Freund in die Arme und weinte laut vor Erleichterung und Freude. Romilly drehte sich um und umschlang Caryl. »Wir sind in Sicherheit, wir sind in Sicherheit – o Caryl, ohne dich hätten wir es nie geschafft.«
    Carolin wandte sich ihnen zu und öffnete seine Arme, um Romilly und Caryl gleichzeitig mit Orain an sich zu ziehen. »Horcht!« sagte Orain. »Dieser Lärm – sie haben gemerkt, daß ich fort bin…«
    »Unsere Armee ist hier, dich zu beschützen«, antwortete Carolin. »Wir werden unser Leben dafür einsetzen, daß sie nicht wieder Hand an dich legen. Aber ich glaube, jetzt werden sie sich ergeben müssen. Ich will die Stadt meines Volkes nicht über ihren Köpfen anzünden, sondern jeden Mann verschonen, der sich mir unterwirft und mir Treue schwört. Rakhal und Lyondri werden heute morgen wohl wenige Sympathisanten finden.« Er spürte, daß Orain zusammenzuckte, als Carolins Arm den Verband über seinem Ohr berührte.
    »Mein Bruder, komm, wir wollen deine Wunden versorgen.«
    Er brachte ihn ins Zelt, und Maura und Jandria nahmen sich Orains sofort an. Während die Wunden an Hand und Kopf verbunden wurden, blinzelte Carolin, das sah Romilly im Lampenlicht, seine Tränen weg.
    »Wie können wir dich belohnen, Romilly?«
    »Ich brauche keine Belohnung«, erklärte sie. Jetzt, wo es vorbei war, zitterte sie und war froh, daß Alderics Arm sie stützte. Alderic hielt ihr einen Becher Wein an die Lippen. »Mir ist es genug, daß mein Lord Orain nun weiß«, sie wußte nicht, was sie hatte sagen wollen, bis sie es sich aussprechen hörte, »daß ich, auch wenn ich nur ein Mädchen bin, nicht weniger Mut oder Wert habe als irgendein Junge!«
    Orain streckte die Arme nach ihr aus und zog sie an sich, wobei der Verband abriß und sein Blut auf Romilly tropfte. »Mein Schatz«, flüsterte er, hielt sie fest und sprach liebevoll weiter: »Ich meinte doch nicht… ich konnte dich nicht auf diese Weise begehren, aber ich wollte immer dein Freund sein, nur kam ich mir so dumm vor…«
    Auch Romilly weinte. Sie umarmte ihn und küßte seine Wange. Wie ein Kind saß sie auf seinem Schoß, und er streichelte ihr Haar. Orain reichte Alderic seine freie Hand. »Man hat mir gesagt, du hättest dich im Austausch für mich angeboten, mein Sohn. Was habe ich getan, um dessen würdig zu sein? Ich bin dir nie ein Vater gewesen.«
    »Ihr habt mir das Leben gegeben, Sir«, stellte Alderic ruhig fest. »Das zumindest war ich Euch schuldig, da Ihr von mir sonst nichts an Liebe und Respekt erhalten habt.«
    »Vielleicht hatte ich es nicht verdient«, sagte Orain, und Caryl kam und umarmte ihn und Romilly, die noch auf seinem Schoß saß. Carolin bezwang den Klumpen in seiner Kehle und fand seine Stimme wieder. »Ihr seid alle hier und in Sicherheit. Das ist genug. Caryl, ich schwöre, daß ich dir ein Vater sein werde, und du sollst mit meinen eigenen Söhnen erzogen werden. Und wenn ich eine Möglichkeit finde, werde ich Lyondri nicht töten. Er mag mir keine andere Wahl lassen, und seinem Eid oder seiner Ehre kann ich nicht mehr trauen. Aber wenn

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