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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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bedeuteten. Trotzdem hätte sie Orain lieber zum Freund als zum Liebhaber gehabt. Sie war bereit gewesen, sich ihm hinzugeben, als sie glaubte, er habe sie durchschaut und begehre sie als Frau, um ihn als Freund zu behalten. Hatte sie niemals ernsthaft an einen bestimmten Mann gedacht? Bestimmt nicht an die Jungen, mit denen sie aufgewachsen war, die Freunde ihrer Brüder. Sie konnte sie sich ebensowenig als Liebhaber wie als Ehemänner vorstellen, und ein Ehemann war das letzte, was sie sich wünschte.
    Ich glaube, ich hätte jemanden wie Alderic heiraten können. Er sah in mir ein menschliches Wesen, nicht nur die dumme kleine Schwester seines Freundes Darren, Auch würde er sich nie einbilden, er müsse jeden Schritt von mir überwachen, damit ich nicht wie ein ungezähmter Falke, dem man die Fesseln löst, wegfliege.
    Nicht etwa, daß ich ihn mir als Ehemann wünsche. Aber vielleicht könnte ich mich zum Heiraten entschließen, wenn der Mann zuerst mein Freund würde.
    Diesen ganzen Tag und den nächsten sah sie, wann immer sie nach oben blickte, Preciosa am Himmel schweben und stand mit ihr in einem fadendünnen Rapport. Sie sah auf seltsame Weise doppelt, sie sah den Pfad unter den Hufen des Pferdes und war sich ihres Körpers im Sattel bewußt, und doch flog ein Teil von ihr frei mit dem Falken hoch über Berg und Tal. Jandria hatte ihr erzählt, daß sie sich jetzt in den Kilghardbergen befanden. Sie waren nicht wie ihre heimatlichen Berge, sondern nackt und kahl mit hohen Felsen und kargem Boden, von dem jedes bebaubare Fleckchen der Nahrung wegen kultiviert werden mußte. Noch weniger glichen sie den weiten, fruchtbaren Ebenen von Valeron, die sie unterwegs nach Hali durchquert hatten. Das hier waren hohe, steile Berge, menschenleere Wildnisse mit jungfräulichem Urwald, manchmal zugewachsen mit dichtem Unterholz, so daß sie sich einen Weg freischlagen und manchmal auch mühsam umkehren und einen Umweg machen mußten. Aber an jagdbarem Wild gab es keinen Mangel. Manchmal vor Sonnenuntergang, wenn ihr Körper schläfrig im Sattel saß, stürzte ein Teil Romillys mit dem Falken nieder und teilte mit Preciosa das Erschrecken des Opfers, den schnellen, tötenden Schnabelhieb und das Hervorquellen frischen Blutes… Jedes Mal war es eine frische, neue Erfahrung und einzigartig befriedigend. 
    Etwa am sechsten Tag ihrer Reise, als Romilly im Geist mit dem Falken flog, trat ihr Pferd in das Loch eines Schlammkaninchens und fiel. Um sich schlagend und schreiend lag es am Boden. Romilly war aus den Steigbügeln geschleudert worden und hart aufgeprallt. Nun rang sie nach Atem. Noch bevor sie sich soweit erholt hatte, daß sie sich aufsetzen konnte, war Jandria schon abgestiegen und half ihr.
    »Im Namen von Zandrus gefrorenen Höllen, wo warst du mit deinen Gedanken? Wie konntest du, eine so gute Reiterin, das Loch nicht sehen?« fragte Jandria ärgerlich. Die Schreie des Pferdes gingen Romilly durch und durch. Sie kniete sich neben das Tier. Seine Augen waren rot, Schaum stand ihm ums Maul vor Qual. Sie glitt schnell in Rapport mit ihm und fühlte den reißenden Schmerz in ihrem eigenen Bein, sah den weißen, gesplitterten Knochen durch die Haut ragen. Da war keine Hilfe mehr möglich. Weinend vor Entsetzen und Leid tastete sie nach dem Messer an ihrem Gürtel, fand schnell die große Arterie unter dem Fleisch und stieß es fest hinein. Ein letztes krampfhaftes Zucken, ein Augenblick der Todesangst – dann war es still, alles um sie war erstarrt und still, und das Pferd mit seiner Furcht war einfach fort, von ihr gegangen und ließ sie leer und kalt zurück.
    Unsicher wischte Romilly ihr Messer an einem Grasbüschel ab und steckte es wieder in die Scheide. Sie wagte es nicht, aufzusehen und Jandrias Blick zu begegnen. Ihr verdammtes Laran hatte dem Pferd das Leben gekostet, denn wenn sie mit Verstand geritten wäre, hätte sie das Loch bestimmt gesehen…
    Endlich fragte Jandria: »War das notwendig?«
    »Ja.« Romilly versuchte nicht, es zu erklären. Jandria hatte nicht genug Laran, um es zu verstehen, und es gab keinen Grund, sie mit Romillys Schuldgefühlen, mit der Wut über ihre Gabe zu belasten, die sie dazu verführt hatte, im Geist bei dem Falken zu sein und das Pferd darüber zu vergessen. Sie schluckte heftig, denn die aufsteigenden Tränen machten ihr die Kehle eng, und verfluchte ihre Gabe. »Es tut mir leid, Janni. Ich… ich hätte besser achtgeben sollen…«
    Jandria seufzte. »Ich habe dir

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