Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
angewidert das Gesicht und spuckte aus. »Dann bist du eine Parteigängerin Carolins?« fragte Romilly. »Eine Parteigängerin Carolins? Das bin ich!« erklärte die Frau leidenschaftlich. »Rakhal hat meinem Vater seinen kleinen Hof in den Venzabergen genommen und das Land einem Friedensmann dieses gierigen Teufels Lyondri Hastur gegeben! Mutter starb, kurz nachdem wir unsern Besitz verlassen hatten, und Vater ist in Carolins Armee. Morgen reite ich hinaus, wenn Clea mir Urlaub gibt. Ich will versuchen, meinen Vater zu finden. Vielleicht hat er Nachricht von meinen Brüdern, die geflohen sind, als wir von unserm Land verjagt wurden. Ich bin hier bei der Schwesternschaft, weil meine Brüder mir kein Zuhause mehr bieten konnten. Sie hätten mir einen Mann zum Heiraten gesucht, doch der, auf den ihre Wahl fiel, war einer, den Lyondri und sein Herr Rakhal in Frieden gelassen hatten. Ich wollte aber keinen Mann heiraten, der zufrieden in seinem Haus saß, während mein Vater vertrieben worden war!«
    »Das kann man dir nicht verdenken, Marelie«, sagte Romilly. Sie dachte an ihre Reise durch die Hellers mit Orain und Carlo und den anderen Flüchtlingen, Alaric, der von Lyondri Hastur noch mehr zu erleiden gehabt hatte als Marelies Familie. »Auch ich bin für Carolin, obwohl ich gar nichts über ihn weiß, außer daß Männer, deren Urteil ich traue, ihn einen guten Mann und einen guten König nennen.«
    Ob Orain und Dom Carlo im Lager waren? Sie könnte mit Marelie gehen, wenn diese nach ihrem Vater fragte. Orain war ihr Freund gewesen, obwohl sie eine Frau war, und sie hoffte, er war heil durch die Kämpfe des Winters gekommen. »Seht!« Clea zeigte mit der Hand. »Da ist das Hastur-Banner in Blau mit der silbernen Tanne. König Carolin ist im Lager – der König selbst!«
    Und wo Orain ist, ist Carolin nicht weit, erinnerte Romilly sich. Jener Abend in der Kneipe, als sie die Gäste hatte ablenken müssen, war die schattenhafte Gestalt, mit der er gesprochen hatte, Carolin gewesen?
    Würde er sich über einen Besuch von ihr freuen? Oder würde es ihm nur peinlich sein? Romilly faßte den Entschluß, Jandria zu fragen, was sie darüber dachte, sobald sie wieder ins Haus der Schwesternschaft kam. Das ganze Jahr über war Jandria als Kurier zwischen Serrais und den Städten im Süden, Dalereuth und Temora, unterwegs gewesen.
    Sie hätte wissen können, daß es wahrscheinlich kein Zufall ist, wenn eine Telepathin plötzlich an jemanden denken muß, den sie einige Zeit nicht gesehen hat. Am nächsten Tag hatte sie die Arbeit mit dem Rappen beendet und führte ihn in den Stall zurück. Nach einem Jahr war er vorzüglich ausgebildet und fügsam wie ein Kind, und Romilly hatte mit der Hausmutter darüber gesprochen, daß man ihn vielleicht dem König zum Geschenk machen sollte. Da sah sie Jandria in der Stalltür stehen.
    »Romy! Ich war überzeugt, dich hier zu finden. Ich staune über den Rappen. Wie hat er sich gemacht seit dem Tag, als du ihm den Zaum anlegtest und wir alle glaubten, er werde dich umbringen!«
    Jandria war gekleidet, als sei sie gerade von einem langen Ritt zurückgekehrt: Sie trug Staubstiefel, und eine Staubmaske, wie die Trockenländer sie auf Reisen benutzten, baumelte von ihrem Hals nieder. Romilly lief auf sie zu und umarmte sie. »Janni! Ich wußte nicht, daß du zurück bist.«
    »Ich bin auch noch nicht lange da, kleine Schwester.« Jandria erwiderte die Umarmung begeistert. Romilly strich ihr fliegendes Haar mit schmutzigen Händen glatt und sagte: »Laß mich ihn absatteln, und dann haben wir bis zum Abendessen noch etwas Zeit, uns zu unterhalten. Ist er nicht wundervoll? Ich habe ihn Sonnenstern genannt - so denkt er von sich, hat er mir erzählt.«
    Jandria meinte: »Er ist wirklich schön. Aber du solltest den Pferden nicht so gesuchte Namen geben und sie auch nicht so fürsorglich behandeln. Sie gehen an die Soldaten, und da sind einfache, leicht zu merkende Namen besser. Und vor allem mußt du aufpassen, daß sie dir nicht zu sehr ans Herz wachsen, denn man wird sie dir bald wegnehmen. Sie sind für die Armee, obwohl einige von Frauen der Schwesternschaft geritten werden, wenn sie mit Carolins Männern ziehen, sobald das Lager abgebrochen wird. Du hast das Lager gesehen? Dann weißt du auch, daß der Zeitpunkt nahe ist, wo all diese Pferde der Armee übergeben werden müssen. Binde dich nicht so fest an sie.«
    »Ich kann nicht anders, als sie gernhaben«, erwiderte Romilly. »Auf diese

Weitere Kostenlose Bücher