Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
ihnen.
    »Du gehst eine schmutzige Straße entlang, wo es von Dieben wimmelt und die Männer alle Frauen für Huren halten«, erklärte die ältere Frau. Betta begann, an der Wand entlangzuspazieren. Plötzlich sprang die ältere Frau sie mit einem Würgegriff an. Romilly blieb die Luft weg, als Betta den Oberkörper verrenkte, die Frau nach vorn riß, auf die Knie warf und ihr den rechten Arm auf den Rücken zwang.
    »Au! Betta, du bist ein bißchen grob, aber ich glaube, Romy hat verstanden, um was es geht. Nun greif mich mit einem Messer an!«
    Betta ergriff einen Holzstock, der ungefähr die Größe eines Klappmessers hatte, und sprang mit zum Stich gesenktem »Messer« auf die Frau los. So schnell, daß Romilly nicht sah, was passierte, war das »Messer« in der Hand der anderen Frau. Betta lag auf dem Rücken, und ihre Gegnerin tat, als trete sie sie.
    »Vorsichtig, Clea!« Betta lachte und rollte sich weg. Plötzlich riß sie an Cleas Fuß und zog sie zu Boden.
    Nun lachte Clea und rappelte sich wieder hoch. Sie wandte sich an Romilly. »Siehst du jetzt, was es dir nützen könnte? Besonders in einer Stadt wie dieser, wo wir an der Grenze zum Trockenland sind, gibt es bestimmt Männer, die Frauen für Besitz halten, der in Ketten gelegt und eingekerkert werden müßte. Aber sogar in einer zivilisierten Stadt wie Thendara kannst du jederzeit solchen begegnen, die weder für einen Mann noch für eine Frau Achtung oder Höflichkeit haben. Jede Frau, die in die Schwesternschaft aufgenommen wird, muß lernen, sich selbst zu schützen, und…«, ihr lachendes Gesicht nahm den Ausdruck tödlichen Ernstes an, »… wenn du den Eid fürs ganze Leben ablegst, so wie ich, wirst du das hier tragen.« Sie legte die Hand auf den Dolch an ihrer Kehle. »Ich habe gelobt, eher zu töten, als mich mit Gewalt nehmen zu lassen, den Mann zu töten, wenn ich kann, mich selbst, wenn ich es nicht kann.«
    Ein Schauer rann Romilly über den Rücken. Ob sie dazu fähig sein würde? Sie war bereit gewesen, Rory ernsthaft zu verletzen, wenn es sein mußte. Aber ihn zu töten? Wäre sie dann nicht ebenso schlecht wie er?
    Darüber will ich nachdenken, wenn ich mich der Schwesternschaft fürs ganze Leben verpflichte, falls dieser Tag jemals kommen sollte. Bis dahin weiß ich vielleicht, was ich tun kann und was nicht,
    Clea bemerkte ihre Unruhe und klopfte ihr auf die Schulter. »Laß nur, du wirst es lernen. Nun geh zu den anderen und übe. Betta, nimm du sie dir vor und zeige ihr die ersten grundlegenden Bewegungen, damit sie nicht völlig in Verwirrung gerät. Es ist später noch Zeit, sie in eine Gruppe von Anfängerinnen zu stecken.«
    Jetzt, wo jemand sich die Mühe gemacht hatte, Romilly zu erklären, was da geschah und warum, ging es besser. In den folgenden Tagen stellte sie fest, daß sie, indem sie winzige Bewegungen von Körper und Auge verfolgte, genau sah, was ihre Partnerin im Sinn hatte, und ihren Vorteil daraus ziehen konnte. Das Wissen allein genügte jedoch nicht. Sie mußte auch alle Drehungen und Haltegriffe, Stöße und Würfe be herrschen und es lernen, genau soviel Kraft einzusetzen, daß sie niemanden wirklich verletzte. 
    Und doch bin ich in Männerkleidung durch die Hellers gereist. Lieber wäre es mir, auf eine Weise zu leben, daß kein Mann mich als Beute betrachtet.
    Doch allmählich wurde sie stolz darauf, daß sie sich verteidigen konnte und niemals irgendwen um Gnade zu bitten brauchte. Später fand sie den Unterricht im Schwertkampf leichter. Dafür rief er ihr eine andere Angst ins Bewußtsein. Es war gut und schön, mit den Holzstöcken zu üben, wo die schlimmste Folge eines Treffers ein blauer Fleck war. Aber würde sie es über sich bringen, gleichmütig ein richtiges Schwert in die Hand zu nehmen und auf irgendwen mit einer scharfen Waffe einzuschlagen? Bei dem Gedanken, menschliches Fleisch aufzuschlitzen, wurde ihr übel.
    Ich bin keine Schwertfrau, ganz gleich, wie sie mich nennen. Ich bin eine Pferdetrainerin, eine Vogelpflegerin… der Kampf ist nicht mein Beruf.
    Die Tage vergingen mit Unterricht und schwerer Arbeit. Als Romilly vierzig Tage lang dort war, fiel ihr ein, daß Mittsommer vor der Tür stand. Bald war sie ein ganzes Jahr von zu Hause fort. Ihr Vater und ihre Stiefmutter hielten sie sicher für lange tot, und Darren wurde gezwungen, den Platz als Erbe von Falkenhof einzunehmen. Armer Darren, wie zuwider ihm das sein würde! Sie hoffte um ihres Vaters willen, daß der kleine Rael

Weitere Kostenlose Bücher