Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
versuchte, den Blick des Tiers einzufangen, es mit ihrem Laran zu beein flussen… 
    Ruhig, ruhig, ich will dir nichts tun, auch deinen Kleinen nicht… So etwas mußte sie schon einmal getan haben, als etwas sie bedrohte, kalt, wild, im Schnee… Geräuschlos, Schritt für Schritt, zurück, zurück… ruhig, ruhig, ich tue dir nichts, ich tue deinen Kindern nichts…
    Romilly war beinahe am Rand der Lichtung angelangt, als die Katze sich blitzschnell bewegte und mit einem einzigen weiten Sprung vor ihren Füßen landete.
    Ruhig, ruhig… Die Katze senkte den Kopf, als lege sie ihn ihr zu Füßen. Da erschrak Romilly.
    Nein, nein! Ich habe Sonnenstern den Tod gebracht, ich habe geschworen, dieses Laran nie, nie mehr zu benutzen… nie mehr ein unschuldiges Tier sterben zu lassen…
    Eine Pfote schlug zu wie eine Peitsche, Krallen harkten durch Romillys Gesicht, sie taumelte unter dem Gewicht und fiel, keuchend vor Schmerz. Blut schoß aus ihrer Wange und ihrer Lippe hervor. Jetzt hat sie mein Blut vergossen, wird sie mich als Opfer für ihre Jungen töten, als Sühne für den Tod Sonnensterns?
    Das heisere, leise Knurren hörte nicht auf. Romilly rollte sich zusammen, um ihr Gesicht zu schützen. Die Katze sprang von neuem. Aber da rauschten Schwingen nieder, die Krallen des Falken fuhren nach den Augen der großen Katze, Flügel schlugen ihr um die Schnauze.
    Preciosa! Sie ist gekommen, um für mich zu kämpfen! Romilly hob den Kopf, sprang auf und kletterte auf einen Baum. Preciosa schwebte gerade außer Reichweite der tödlichen Klauen, flatterte und kämpfte mit Schnabel und Krallen, bis die Katze ihr den Rücken kehrte und im hohen Gras verschwand, wo ihre Jungen versteckt waren. Atemlos rutschte Romilly an dem Baum hinunter und rannte, so schnell sie konnte, in die entgegengesetzte Richtung. Preciosa folgte ihr dichtauf; sie hörte das Rauschen der Flügel und die kurzen, schrillen Rufe des Falken. Als sie außer Reichweite war, blieb sie stehen, drehte sich um und streckte den Arm aus. Die Geste war ihr so vertraut, daß sie ihr nicht einmal bewußt wurde.
    »Preciosa!« rief sie, und die Krallen des Falken schlossen sich
    behutsam um ihren Arm. Alles fiel ihr wieder ein, und sie
    begann zu weinen. 
    »Oh, Preciosa, du bist zu mir gekommen!« 
    Romilly wusch sich an diesem Abend in einem Bach und klopfte Blätter und Schmutz von ihrem Mantel. Sie legte Jacke und Hose ab, schüttelte sie aus und zog sie wieder an. Ihren Schwertfrau-Ohrring hatte sie verloren – sie wußte nicht, wo. Mit dem Falken auf ihrer Schulter versuchte sie, sich zu orientieren.
    Der weiße Turm in der Nähe war vermutlich Neskaya, doch sie war sich nicht sicher. Eine Tageswanderung würde sie hinbringen, und vielleicht konnte sie dort eine Nachricht abschicken und erfahren, was aus Carolin geworden war und was die Armee machte. Immer noch schreckte sie vor dem Gedanken zurück, sich ihnen wieder anzuschließen. Andererseits war ihr klar, daß sie eines Tages zu ihrer eigenen Art zurückkehren mußte.
    Spät am Abend suchte sie nach einem trockenen Platz zum Schlafen und fragte sich, wie sie diese ganze Zeit allein zurecht
    gekommen war. Sie mußte drei ganze Tage im Wald gewesen sein! Da hörte sie jemanden ihren Namen rufen.
    Romilly! Romilly! 
    Sucht nach ihr mit Laran, nur so können wir sie finden, sie versteckt sich…
    Sie kann nicht tot sein. Ich würde es spüren, wenn sie tot wäre…
    Einige der Stimmen meinte sie zu erkennen, aber alles war recht undeutlich.
    Wenn du sie finden kannst, fordere sie auf, zu uns zurückzukehren. Das war eine Stimme, die sie kannte, die sie liebte, Jandria, die um sie trauerte. Und obwohl sie das nie zuvor getan hatte, wußte Romilly mit einem Mal, wie sie im Geist hinausgreifen mußte.
    Wo bist du? Was ist geschehen? Ich dachte, der Krieg sei vorbei.
    Er ist vorbei, und Carolin lagert vor den Mauern von Hali, kam die Antwort. Doch es steht Patt, denn Lyondri hält Orain irgendwo in der Stadt als Geisel fest.
    Und Romilly dachte keinen Augenblick daran, daß und warum sie Orain grollte.
    Ich komme, so schnell ich kann.

9.
    Sie schlief in dieser Nacht nur kurze Zeit. Bei Tagesanbruch war sie wach und unterwegs und schickte ihr Laran voraus, um eine menschliche Behausung auszuspähen. In einem Dorf ging sie zu einem Mann, der Pferde verlieh.
    »Ich muß sofort ein schnelles Pferd haben. Ich gehöre der Schwesternschaft vom Schwert an, und ich bin auf einer dringenden Mission für König

Weitere Kostenlose Bücher