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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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kann ich denn dagegen tun?
    Der See von Hali war lang und trübe, und ein Turm erhob sich neben ihm. Blasse Wellen schlugen wie Gewitterwolken ans Ufer. Am hinteren Ende lagerte Carolins Armee vor einer Stadt, deren Mauern grau und grimmig waren. Und jetzt war sich Romilly ihres Laran sicher genug, um nach der Anwesenheit des Mannes zu suchen, den sie als Dom Carlo und ihren Freund kennengelernt hatte. Ob er nun König war oder nicht, er war immer noch der Mann, der sie aufgenommen, der sie auch dann noch vor seinen Männern beschützt hatte, als er wußte, daß sie eine Frau war, der ihr Geheimnis selbst vor seinem liebsten Freund und Pflegebruder bewahrt hatte. Sie ritt durch die gaffenden Soldaten. Eine Schwertfrau rief bestürzt ihren Namen. Romilly konnte sich denken, welchen Eindruck sie machte, erschöpft und abgezehrt, Jacke und Hose schmutzig, das Haar verfilzt, die Male der Katzenklauen noch blutig auf ihrem Gesicht, auf einem Bauernpferd ohne Sattel und Zaum reitend. Präsentierte man sich so einem König? Sie war noch nicht ganz abgestiegen, als Jandria sie schon fest umarmte.
    »Romilly, Romy, wir hielten dich für tot! Wohin warst du gegangen?«
    Sie schüttelte den Kopf, plötzlich zu müde, um zu sprechen. »Irgendwohin. Überallhin. Nirgendwohin. Spielt es eine Rolle? Ich bin gekommen, so schnell ich konnte. Wie lange ist es her seit der Schlacht? Stimmt es, daß Orain von Lyondri als Geisel festgehalten wird?«
    Alderic und Ruyven kamen gelaufen und umarmten sie. »Ich habe gemeinsam mit Lady Maura versucht, dich zu erreichen«, berichtete Alderic, »aber es gelang uns nicht.« Und Jandria schrie auf: »Was ist mit deinem Gesicht passiert – wo ist dein Ohrring…?«
    »Später«, wehrte Romilly ab. Und dann stand Carolin selbst vor ihr und streckte ihr beide Hände entgegen. »Kind!« Er zog sie in seine Arme, wie es ihr eigener Vater getan hätte. »Orain hat dich auch geliebt. Ich glaubte, euch beide verloren zu haben, die ihr mir nicht als einem König, sondern als einem Gesetzlosen und Flüchtling gefolgt seid! Komm herein«, und er führte sie in sein Zelt. Er winkte Jandria, und sie goß Romilly einen Becher Wein ein. Romilly schüttelte den Kopf.
    »Nein, nein, ich habe fast nichts gegessen, ich wäre von einem halben Becher betrunken. Lieber möchte ich etwas zu essen haben«, sagte sie. Die Reste einer Mahlzeit standen auf einem rohen Holztisch. »Bediene dich«, forderte Carolin sie auf. Jandria schnitt ihr Fleisch und Brot ab, aber Romilly legte das Fleisch beiseite – sie würde nie wieder Fleisch essen können – und aß langsam das Brot. Jandria nahm den verschmähten Wein und wusch die tiefen Klauenspuren auf ihrem Gesicht. »Wie kommst du denn daran? Der Heiler muß sie behandeln, Wunden von den Klauen einer Katze entzünden sich immer, du könntest auf einem Auge blind werden, wenn es sich ausbreitet.“ Romilly wußte ihr kaum zu antworten. »Ich erinnere mich nicht so recht. Eines Tages werde ich euch alles erzählen, was ich noch weiß«, versprach sie. »Aber Orain…«
    »Sie halten ihn irgendwo in der Stadt gefangen«, berichtete Carolin. Er war im Zelt hin-und hergeschritten. Jetzt ließ er sich müde in einen Faltstuhl sinken. »Ich wage es nicht einmal, nach ihm zu suchen, denn sie haben mich gewarnt… und doch könnte ihm das einen leichteren Tod eintragen als den, den Lyondri für ihn plant. Rakhals Armee ist zerschlagen. Die meisten seiner Männer haben sich mir ergeben. Nur Rakhal, Lyondri und einige wenige Gefolgsleute haben hier Zuflucht gefunden. Und sie haben Orain, er ist seit der Schlacht in ihren Händen. Jetzt stellen sie Forderungen.« Romilly sah, wie sein Kiefer sich bewegte, als er schluckte und fortfuhr: »Mein Angebot lautete, ich wolle ihnen freien Abzug über den Kadarin oder an einen Ort ihrer Wahl gewähren, ihrer beider Leben schonen und Lyondris Sohn zusammen mit meinen eigenen Söhnen als Verwandten an meinem Hof erziehen. Aber sie… sie…« Er brach ab. Seine Hände zitterten.
    »Laß mich es ihr erzählen, Onkel«, bat Alderic. »Ich ließ ihnen mitteilen, daß ich mich im Austausch für meinen Vater als Geisel anböte und mit ihnen über den Kadarin ziehen wolle, wohin sie wünschten, an welchen Ort auch immer sie sich zurückziehen wollten, ich versprach ihnen dazu Kupfer und Silber.«
    »Kurz gesagt«, fiel Jandria ein, »dieses edle Paar verlangt im Austausch für Orains Leben Carolin selbst. Auch ich habe mich ihnen als

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