Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
wir stürmen sofort auf diese Stelle los. Dann müssen sie uns Orain geben oder ihn schnell töten.« 
    Irgendwo wurde ins Horn geblasen. Carolin erschrak und zuckte zusammen. »Das ist ihre verfluchte Ankündigung«, sagte er schwach. »Um diese Stunde – kurz vor Sonnenuntergang – kamen sie an den beiden vorhergehenden Tagen, und während ich hier sitze und versuche, Mut zur Erstürmung der Stadt zu fassen, wird Orain…«, wieder versagte ihm die Stimme. Das Hörn erklang noch einmal, und Carolin trat vor das Zelt. Ein gemeiner Soldat kam in unverschämter Haltung auf ihn zu. In der Hand trug er ein Päckchen aus gelber Seide. Er verbeugte sich. »Carolin, Prätendent des Throns der Hasturs, ich habe die Ehre, Euch ein weiteres Stück Eures treuen geschworenen Mannes zurückzugeben. Ihr dürft stolz auf seine Tapferkeit sein.«
    Er stieß ein rauhes, höhnisches Gelächter aus. Alderic sprang vor.
    »Elender, den ich mit der Bezeichnung Hund ehren würde! Dir soll das Lachen vergehen«, brüllte er. Jandria umschlang ihn mit ihren Armen.
    »Nein, Deric, dafür werden sie sich nur an Orain rächen!“ Der Soldat fragte: »Wollt Ihr nicht sehen, welchen Beweis von
    Eures Friedensmannes Tapferkeit und Hingabe man Euch geschickt hat?«
    Carolins Hände bebten. Jandria sagte: »Gib es mir«, ließ Alderic los und wickelte das grauenhafte Päckchen aus. Darin lag ein weiterer Finger. »Dies ist die Botschaft Lyondris«, verkündete der Soldat. »Wir sind dieses Spiels müde. Morgen wird es ein Auge, übermorgen das zweite Auge sein, und am dritten Tag schicken wir Euch seine Hoden. Sollte Euch das noch nicht umstimmen, wird es am vierten Tag ein Meter Haut sein, der ihm vom Rücken abgeschunden ist.«
    »Bastarde! Söhne von Bastarden!« fluchte Carolin. Der Soldat drehte ihm nur den Rücken und verschwand, wieder von Hörnerklang begleitet, im Stadttor.
    »Folgt ihm mit Laran!« befahl Carolin. Aber obwohl Ruyven, Maura, Alderic und auch Romilly es alle versuchten, war es, als würden sie gegen eine undurchdringliche Steinmauer anrennen. Sobald der Mann das Tor durchschritten hatte, erreichten sie ihn nicht mehr. Carolin zitterte vor Entsetzen, er war nicht
    einmal mehr in ihren Armen. fähig, Tränen zu vergießen. Maura hielt ihn fest
    »Mein Liebster, du dich auslieferst.« mein Lieb ster, Orain würde nicht wo llen, daß
    »Avarra schütze mich, das weiß ich – aber ach, wenn ich ihn nur rasch töten könnte…«
    Wieder im Zelt erklärte er mit gnadenlosem Zorn: »Ich werde es nicht zulassen, daß sie ihn blenden, kastrieren, schinden. Wenn uns heute nacht nichts anderes einfällt, stürme ich morgen früh die Stadt mit allem, was mir zur Verfügung steht. Ich werde bekanntgeben, daß keinem Bürger ein Leid geschieht, der die Hand nicht gegen mich erhebt. Aber wir werden jedes Haus durchsuchen, bis wir ihn finden, und dann wird seine Qual wenigstens ein rasches Ende haben. Und dann werden die Folterer in meine Hände fallen.«
    Romilly sah ihn an. Carolin war ein anständiger Mann, er würde selbst Lyondri Hastur nichts Schlimmeres antun, als daß er ihn tötete. Er mochte ihn hängen lassen und seinen Leichnam als Warnung zur Schau stellen, statt ihm den Tod eines Adligen durch das Schwert zu gewähren. Doch sollte es so weit kommen, traf Lyondri immer noch ein gnädigeres Schicksal als Orain. Carolin ließ in der Armee unauffällig weitersagen, man solle sich bereitmachen, das Stadttor im Morgengrauen zu stürmen.
    »Kann dein Falke im Dunkeln gut genug sehen, um uns dahin zu führen, wo sich Rakhal mit seinen Folterknechten versteckt? Ich glaube nicht, daß er dies selbst tut, mit eigener Hand.« Er wies auf das Päckchen.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete Romilly leise. Während die anderen gesprochen hatten, war in ihr ein Plan gereift. »Wie viele Männer bewachen die Stadtmauern?“
    »Das weiß ich nicht, aber sie haben Kundschaftervögel rings um die Mauer und gefährliche Hunde. Sollte jemand versuchen, sich durch ein Seitentor in die Stadt zu schleichen – wir haben es versucht –, machen die Vögel und Hunde einen solchen Lärm, daß jeder von Rakhals Männern aufgeweckt und an diese Stelle gerufen wird«, antwortete Carolin verzagt. »Gut«, sagte Romilly ruhig. »Das könnte kaum besser sein.“
    »Was meinst du?«
    »Ich überlege mir folgendes, mein Lord. Mein Laran ist von geringem Nutzen gegen Menschen. Und Ihr sagt, Rakhals leronyn hätten die Stadt gegen unser Laran abgeschirmt –

Weitere Kostenlose Bücher