Herrin der Falken
Herden kaufen oder vielleicht ein von den Herren verschmähtes Pferd ergattern wollten. Darren hatte seinen Posten hinten auf dem Feld. Er schrieb alle Einzelheiten der getätigten Geschäfte für den Haushofmeister nieder. Rael rannte in die Menschenmenge hinein und wieder hinaus und spielte Fangen mit einer Gruppe kleiner Jungen seines Alters. Gesicht und Hände waren bereits schmutzig, die Jacke war zerrissen.
»Kannst du mir deines Vaters Pferde zeigen?« Alderic tauchte neben Romilly auf. – Ich würde gern meinen Klepper gegen ein etwas besseres Pferd eintauschen. Viel Geld habe ich nicht, aber vielleicht könnte ich die fehlende Summe abarbeiten. Meinst du, ein solcher Handel würde deinen Vater interessieren? Ich habe gesehen, daß euer Coridom alt und schwach ist. Vielleicht könnte ich vierzig Tage oder so für deinen Vater arbeiten, wahrend er einen besser geeigneten Mann sucht, und der alte Mann könnte Aufgaben im Haus bekommen.«
Romilly blinzelte überrascht. Sie war sich fast schon sicher gewesen, daß er der verkleidete Hastur-Prinz war, und jetzt bot er sich dem MacAran als bezahlten Diener im Austausch für ein Pferd an! Sie antwortete höflich: »Wegen des Handels mußt du ihn selbst fragen. Wir haben jedoch ein paar gute Pferde, die nicht schön genug aussehen, um die Aufmerksamkeit der Hochgeborenen auf sich zu lenken, und zu einem niedrigeren Preis verkauft werden müssen. Eins von ihnen mag dir gefallen, wenn es gut ausgebildet ist. Das da zum Beispiel«, sie zeigte auf ein großes, linkisch wirkendes Pferd. Seine Farbe war häßlich, ein ungleichmäßig schwarzgetupftes Braun, Mähne und Schwanz wuchsen etwas ungleichmäßig.
»Er ist ein häßliches, knochiges Tier. Doch sieh dir seinen Gang und die Art, wie er seinen Schwanz trägt, genau an, und du wirst erkennen, daß er ein gutes, kräftiges Pferd ist und auch Temperament hat. Natürlich ist er weder für eine Lady noch für einen weichhändigen Burschen geeignet, der ein in sanftem Schritt gehendes Pferd möchte; er verlangt feste Hände und sachverständige Behandlung. Sein Vater war unser bester Hengst, seine Mutter zweite Wahl. Deshalb ist zwar sein Blut nicht schlecht, aber schön ist er nicht, und die Farbe ist scheußlich.«
»Seine Hinterhand sieht in der Tat kräftig aus«, meinte Alderic. Darf ich mir seine Zähne selbst ansehen? Zugeritten ist er doch sicher?«
»Ja, obwohl Vater anfangs vorhatte, ein Zugpferd aus ihm zu machen; für die meisten Reiter ist er zu groß«, antwortete Romilly. »Für dich ist ein großes Pferd gerade richtig. Ruyven hat ihn an den Zaum gewöhnt, und ich selbst habe ihn geritten. Allerdings«, setzte sie mit schelmischem Lächeln hinzu, »weiß Vater das nicht, und du brauchst es ihm nicht zu erzählen.“
»Du kannst wirklich mit ihm umgehen, Romilly?« Alderic blickte ungläubig drein.
»Ich werde ihn nicht vor all diesen Leuten reiten, um es zu beweisen«, sagte sie, »aber ich würde mich nicht erniedrigen, dir darüber eine Lüge zu erzählen. Und«, sie begegnete kurz seinem Blick, »ich glaube, du würdest es merken, wenn ich es täte.«
»Das würde ich, Romilly«, sagte er ernst.
»Ich gebe dir mein Wort, das Pferd ist von guter Wesensart, doch es braucht eine feste Hand«, fuhr sie fort. »Ich glaube, er hat vielleicht Sinn für Humor – wenn ein Pferd lachen kann, möchte ich schwören, ich habe ihn über Leute lachen sehen, die meinen, sie brauchten nur auf ein Pferd zu klettern und könnten es die ganze Arbeit tun lassen. Er hatte Darren in zwei Minuten abgeworfen. Mein Vater kann ihn ganz ohne Zügel reiten, nur mit Sattel und Halfter. Denn der MacAran weiß, wie man ihn oder sonst ein Pferd dazu bringt, sich zu benehmen.«
»Aye, und wie ich hörte, hast du die gleiche Gabe«, erwiderte Alderic. »Nun, ich will deinem Vater ein Angebot auf den Hengst machen. Was denkst du, wird er mein Pferd in Tausch nehmen?«
»O ja, er hat ständig Bedarf an billigen Pferden, die er an Bauern und solche Leute verkauft. Männer, die ihre Pferde gut behandeln, aber sich nichts Besonderes an Ställen leisten können. Wir hatten eine Stute, die zu alt war, um junges Volk zu tragen, das den ganzen Tag im Sattel sitzt. Er hat sie für beinahe nichts einem älteren Mann hier in der Nähe gegeben, der zu arm ist, um sich ein gutes Pferd zu kaufen, damit sie ihr Leben in einem guten Heim zu Ende führen kann und nur leichte Arbeit zu verrichten braucht. Bestimmt würde er das gleiche für
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