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Herrin der Falken

Titel: Herrin der Falken Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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schüttelte den Kopf. »Wenn Ihr sie mit Eurer eigenen Jagdbeute atzen müßt, laßt Federn und Fell daran, und gebt ihnen Gelegenheit, Steinchen und kleine Zweige und sogar ein bißchen Grünzeug aufzupicken. Ich bin überzeugt, Ihr habt für diese Vögel Euer Bestes zu tun versucht. Trotzdem sind sie am Verhungern, weil sie das, was Ihr ihnen gegeben habt, nicht verdauen können. Ihr solltet sie für sich selbst jagen lassen, auch wenn Ihr sie an einer Leine fliegen lassen müßt.«
    »Zandrus Höllen, das hat Hand und Fuß, Orain«, sagte Dom Carlo. »Ich hätte es erkennen müssen. Na ja, nun wissen wir Bescheid. Was können wir tun?«
    Romilly dachte kurz nach. Preciosa war in den Himmel aufgestiegen und kreiste dort. Schnell nahm Romilly Kontakt mit ihr auf, sah eine Weile durch ihre Augen und sagte dann: »Es liegt etwas Totes in dem Dickicht dort drüben. Ich bin mit Euren – wie nennt Ihr sie – Kundschaftervögeln nicht vertraut. Haben sie ein eigenes Territorium, oder kröpfen sie gemeinsam?«
    »Wir müssen sie auseinanderhalten«, antwortete Orain, »denn sie streiten sich. Der hier, den ich trage, hätte dem auf Gawins Sattel einmal fast die Augen ausgehackt.«
    »Dann hilft es nichts; Ihr müßt sie getrennt atzen«, sagte Romilly. »Da«, sie zeigte mit dem Finger, »liegt Aas für min
    destens zwei Tage. Wir müssen es holen und für sie zerschneiden.“ 
    Die Männer zögerten. 
    »Auf was wartet ihr noch?« fragte Dom Carlo scharf. »Carolin braucht diese Vögel, und zweifellos gibt es in Tramontana eine Leronis, die mit ihnen umgehen kann. Allerdings müssen wir sie erst lebendig dort abliefern!«
    »Ihr zarten, lilienbäuchigen, schweißhändigen Nichtskönner!« schimpfte Orain. »Habt ihr Angst, euch die Hände schmutzig zu machen? Dann werde ich euch ein Beispiel geben! Wo liegt das Aas, das du ausgemacht hast, Junge?«
    Romilly ging auf das Dickicht zu; Orain folgte ihr. Dom Carlo befahl streng: »Geht und helft ihm, Männer, so viele er braucht! Wollt ihr zusehen, wie ein einziger Mann und ein Kind Aas für drei Vögel heranschleppen?«
    Widerstrebend setzten sich zwei Männer in Marsch. Was für ein Tier es auch sein mochte, das tot im Dickicht lag – Romilly vermutete, es war eines der kleinen, vielfarbigen Wald-Chervines –, es verkündete seine Anwesenheit sehr bald durch den Gestank. Romilly rümpfte die Nase.
    Orain fragte ungläubig: »Das sollen wir diesen edlen Vögeln füttern?« Er bückte sich und zog vorsichtig an dem stinkenden Kadaver. Ein Strom kleiner Insekten wanderte in die leeren Augenhöhlen hinein und wieder hinaus. Aber der Kadaver hatte sich noch nicht soweit aufgelöst, daß er unter ihren Händen in Stücke brechen würde. Romilly faßte das eine Ende und hob es an. Sie atmete durch den Mund, damit sie so wenig wie möglich roch.
    »Ein Kyorebni würde darin eine leckere Mahlzeit sehen«, stellte Romilly fest. »Ich habe nie einen Aasvogel gehalten, aber sie haben andere Mägen als Falken, und wie würde es Euch gefallen, wenn Ihr Gras essen müßtet?«
    »Du wirst schon recht haben«, meinte Orain finster. »Nur hätte ich nie gedacht, daß ich stinkendes Aas anfassen müßte,
    und wenn es für die Männer des Königs sei!« Die anderen Männer kamen herbei und halfen. Romilly war froh, als es geschafft war. Einige der Männer würgten. Orain jedoch zog ein fürchterliches Messer und hackte den Kadaver in drei Teile. Noch bevor er fertig war, begann der verkappte Vogel auf seinem Sattel zu kreischen. Erleichtert holte Romilly Atem. Sie mochte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre, wenn sie unrecht gehabt hätte – offensichtlich hatte sie recht gehabt. Sie hob eine kleine Handvoll steinige Erde auf und streute sie über das abgetrennte Stück. Dann zögerte sie. Doch sie erinnerte sich an den Augenblick des Rapports mit dem kranken Vogel, ging hin und löste die Haube.
    Orain rief: »He! Paß auf, Junge, sie wird dir die Augen aushacken!«
    Aber der Vogel machte unter ihren leichten Händen einen sanften und unterwürfigen Eindruck. Armes hungriges Ding, dachte Romilly. Sie brauchte all ihre Kraft, um den schweren Vogel auf den Boden neben dem zerhackten Kadaver zu setzen. Mit einem Aufschrei schlug der Vogel seinen Schnabel in das Aas, riß daran, schluckte Fell, Steinchen und das stinkige, halb verweste Fleisch hinunter.
    »Seht Ihr?« sagte Romilly schlicht und ging, den zweiten Vogel zu holen. Orain wollte ihr helfen, aber der fremde Vogel

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