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Herrin Der Stürme - 2

Herrin Der Stürme - 2

Titel: Herrin Der Stürme - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer-Bradley
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Donal bäumte sich wild auf und fiel hin. Sein Körper war verstümmelt und versengt wie ein Holzklotz. Bereits tot, zuckte er noch einmal auf, und lag dann bewegungslos auf dem Steinboden.
Es war alles so schnell geschehen, daß viele der im unteren Teil der Halle sitzenden Gäste nur die Schreie und Anschuldigungen gehört hatten. Margali saß mit offenem Mund an der Tafel und starrte ihren Zögling fassungslos an. Sie konnte nicht glauben, was sie sah. Cassandra stand immer noch mit ausgebreiteten Armen da. Allart nahm sie in den Arm und hielt sie fest.
Dom Mikhail machte einen Schritt auf Dorilys zu. Er taumelte und blieb schwankend stehen. Er hielt sich aufrecht, indem er mit beiden Händen die Tischkante umklammerte. Das Blut war ihm ins Gesicht geschossen, er konnte kaum sprechen. Seine Stimme klang bitter.
»Das ist der Fluch«, sagte er. »Eine Zauberin hat diesen Tag vorausgesagt.« Mit langsamen Schritten, wie ein alter Falke mit gebrochenen Schwingen, ging er auf die Stelle zu, wo Donal lag, und sank neben ihm auf die Knie.
»Oh, mein Sohn«, flüsterte er. »Mein Sohn, mein Sohn…« Er hob den Kopf. Sein Gesicht, zu Stein erstarrt, wandte sich Dorilys zu. »Streck auch mich nieder, Mädchen. Worauf wartest du?«
Dorilys hatte sich nicht gerührt. Sie stand wie eine Statue da, als sei der Blitz, der Donal getötet hatte, auch in sie gefahren. Ihr Gesicht war eine grausige, tragische Maske, ihre Augen ausdruckslos und unbeweglich. Ihr Mund war wie zu einem lautlosen Schrei geöffnet, aber sie bewegte sich nicht.
Allart löste sich aus der Erstarrung und begann, auf Dom Mikhail zuzugehen. Plötzlich loderte ein mächtiger Blitz durch die Halle, und Dorilys verschwand in seiner Flamme. Vom Schock betäubt schrak Allart zurück. Blitzschlag auf Blitzschlag fuhr durch den Raum, und jetzt konnten sie Dorilys sehen; ihre Augen loderten im Wahnsinn. Im unteren Teil der Halle fuhr ein Mann hoch, bäumte sich auf und stürzte tot zu Boden. Nacheinander wichen die Leute Schritt für Schritt von der Stelle zurück, an der Dorilys, umgeben von irrwitzig blitzenden Flammen und betäubt von den Donnerschlägen, stand. Ihr Gesicht war nicht mehr das eines Kindes. Es war überhaupt nicht mehr menschlich.
Nur Renata wagte sich auf das Blitzen zu. Vielleicht, dachte Allart in einer entsetzten Ecke seines Verstandes, hat sie einfach nichts mehr zu verlieren. Sie trat einen Schritt auf Dorilys zu; noch einen. Und noch einen. Zum ersten Mal, seit Donal gefallen war, bewegte sich Dorilys. Aber Renata blieb weder stehen noch zuckte sie zurück. Schritt für Schritt ging sie auf das Zentrum der entsetzlichen Blitzschläge zu, wo Dorilys wie eine Gestalt der legendären Hölle aufloderte.
Dom Mikhail sagte erschüttert: »Nein, Renata. Nein. Nein… Bleib von ihr fort. Nicht auch du, Renata … nicht auch du!«
Allart hörte in seinem Kopf einen Aufruhr, ein verwirrendes Stammeln, ein wildes Spiel verworrener Möglichkeiten. Er sah Renata langsam und ruhig auf Dorilys zugehen, bis sie über Donals Leiche stand. Er sah, wie sie getroffen niederstürzte; wie sie Dorilys mit ihrem eigenen Laran erfaßte und sie regungslos festhielt, wie damals, als Dorilys noch ein trotziges Kind gewesen war. Er hörte, wie Renata Dorilys verfluchte; wie sie sie anflehte, sie herausforderte. Er sah alles zugleich in einem wilden Ansturm zukünftiger Möglichkeiten.
Renata breitete ihre Arme weit aus. Ihre Stimme klang ängstlich, aber fest und war deutlich vernehmbar. »Dorilys«, sagte sie flüsternd. »Dorilys, mein kleines Mädchen, mein Liebling …«
Sie stand auf, machte einen weiteren Schritt. Und noch einen. Dorilys kam in ihre Arme. Die Blitze erstarben. Plötzlich war Dorilys nichts mehr als ein kleines Mädchen, das von Renatas Armen umklammert wurde und heftig schluchzte.
Renata hielt sie fest, tröstete und streichelte sie, und murmelte zärtliche Worte der Zuneigung, während die Tränen über ihr Gesicht liefen. Dorilys blickte benommen um sich.
»Mir ist so übel, Renata«, flüsterte sie. »Was ist passiert? Ich dachte, hier sei eine Feier. Ist Donal sehr zornig auf mich?« Dann heulte sie auf. Es war ein langer schrecklicher Schrei des Entsetzens und der Erkenntnis. Sie fiel zusammen, ein schlaffes, leblos wirkendes Bündel in Renatas Armen.
Der Donner über ihnen wurde leiser, erstarb und war still.
    30
    »Es ist zu spät«, sagte Renata. »Ich weiß nicht, ob wir es riskieren können, sie jemals wieder aufwachen zu

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