Herrin der Stürme
Schwangerschaft nahm ich keine andere. Für mich war es etwas völlig Neues, ein halbes Jahr lang ohne eine Frau zu verbringen.« Entschuldigend schüttelte er den Kopf. »Verzeiht mit, Damisela. Es ziemt sich nicht, zu einer Frau Euren Alters so zu sprechen.«
»Wenn von solchen Dingen gesprochen wird, bin ich keine Frau, sondern eine Leronis, mein Fürst. Macht Euch darum keine Sorgen. Hat man Euch nie geprüft, Lord Aldaran?«
»Ich habe nicht gewußt, daß so etwas möglich ist.«
»Ich werde es tun, wenn Ihr wollt«, sagte Renata sachlich. »Oder wollt Ihr lieber … Margali gehört zu Eurer Familie und steht Euch an Jahren näher … Wenn es Euch weniger beunruhigen würde …«
Der Mann starrte auf den Boden »Ich würde mich vor einer Fremden weniger schämen, glaube ich«, sagte er leise.
»Wie Ihr wollt.« Renata wurde ganz ruhig und sank tief in die Überwachung von Körper und Gehirn.
Nach einiger Zeit sagte sie bedauernd: »Ihr tragt in der Tat einen Fluch, mein Fürst. Euer Samen trägt keinen Lebensfunken.«
»Ist so etwas möglich? Wußte diese Frau das bereits, oder hat sie verursacht, daß ich … ich …« Seine Stimme erstarb in Zorn und Entsetzen.
Renata sagte ruhig: »Darüber kann ich nichts erfahren, mein Fürst. Es ist möglicherweise anzunehmen, daß Euch das irgendein Feind angetan hat. Obwohl niemand in den Türmen, der eine Matrix trägt, zu so etwas fähig wäre. Wir haben viele Eide gegen den Mißbrauch unserer Kräfte geschworen.«
»Kann es rückgängig gemacht werden? Können die Kräfte der Zauberei nicht wieder verbannen, was sie heraufbeschworen haben?« »Ich fürchte nein, Sir. Vielleicht, wenn es unmittelbar erkannt worden wäre … aber nach so vielen Jahren ist es, fürchte ich, unmöglich.« Aldaran beugte das Haupt. »Dann muß ich zu den Göttern beten, daß sie Dorilys ohne Schaden durch ihre Jugend bringen. Sie allein trägt das Erbe von Aldaran.«
Renata bedauerte den alten Mann. Er hatte heute einige schmerzliche und erniedrigende Wahrheiten erfahren müssen. Sanft sagte sie: »Mein Fürst, Ihr habt einen Bruder, und Euer Bruder hat Söhne. Selbst wenn Dorilys nicht überleben sollte – ich bete wirklich darum, daß Avarra sie vor allem Schaden bewahren möge –, wird das Aldaran-Erbe nicht gänzlich verloren sein. Ich bitte Euch, Sir, versöhnt Euch mit Eurem Bruder.«
Aldarans Augen blitzten in plötzlichem wildem Zorn auf.
»Seid vorsichtig, mein Mädchen! Ich bin dankbar für alles, was Ihr für mein Kind getan habt und tun werdet, aber es gibt einige Dinge, die nicht einmal Ihr mir sagen könnt! Ich habe geschworen, daß ich diese Burg Stein für Stein abtragen werde, bevor sie an einen Sohn Scathfells fällt. Nach mir wird Dorilys hier regieren, oder niemand!«
Grausamer, eingebildeter alter Mann! dachte Renata unwillkürlich. Es würde dir Recht geschehen, wenn es tatsächlich einträfe! Sein Stolz ist stärker als seine Liebe zu Dorilys, sonst würde er ihr dies schreckliche Schicksal ersparen!
Sie verbeugte sich. »Dann ist nichts weiter zu sagen, mein Fürst. Ich werde für Dorilys tun, was ich kann. Aber bitte denkt daran: Die Welt geht weiter, wie sie will, und nicht, wie Ihr oder ich sie weitergehen lassen wollen.«
»Ich bitte Euch, seid nicht zornig. Ich bitte Euch ebenfalls, daß Euer Ärger über einen scharfzüngigen alten Mann die Freundschaft zu meiner Tochter nicht verringert.«
»Nichts könnte das bewirken«, sagte Renata, gegen ihren Willen vom Charme des alten Mannes besänftigt. »Ich liebe Dorilys, und werde sie schützen, so gut ich kann, auch vor sich selbst.«
Als sie Aldaran verlassen hatte, ging sie lange Zeit besorgt durch die Wehranlagen. Sie hatte ein ernstes ethisches Problem zu bewältigen. Dorilys konnte eine Geburt wahrscheinlich nicht überleben. Konnte sie es mit ihrem eigenen strengen Kode in Übereinstimmung bringen, das Mädchen zur Frau werden zu lassen, ohne daß es von diesem schrecklichen Fluch erfuhr? Sollte sie Dorilys vor dem, was ihr bevorstand, warnen?
Erneut erzürnt dachte sie, daß Lord Aldaran lieber ihren Tod akzeptierte, als die Erkenntnis, sein Bruder Scathfell könne sein Reich erben.
Cassilda, gesegnete Mutter des Hastur-Geschlechts, dachte sie. Alle Götter seien gepriesen, daß ich nicht Fürst eines Reiches bin.
17
Der Sommer war schön in den Hellers. Der Schnee wich bis auf die höchsten Gipfel zurück, und selbst am Abend regnete oder schneite es nur wenig.
»Eine wunderschöne Jahreszeit, aber
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