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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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nichts zu denken. Vertraut mir. Ich werde nicht in Eure Gedanken eindringen, sondern nur in Euren Körper und seine tief erliegenden Geheimnisse.«
Aldaran zuckte die Schultern. »Wann immer Ihr wollt«, meinte er lakonisch.
Renata streckte ihre geistigen Fühler aus und begann den langsamen Überwachungsprozeß. Zuerst kontrollierte sie seine Atmung, seinen Kreislauf, dann ging sie immer tiefer in die Zellen des Körpers und Gehirns. Nach einem langen Zeitraum zog sie sich behutsam zurück und dankte ihm, aber sie sah besorgt und geistesabwesend dabei aus. »Wie lautet das Urteil, Damisela?«
»Ich würde lieber warten, bis ich die Archive gesehen und Donal untersucht habe«, sagte Renata, verbeugte sich vor ihm und verließ das Zimmer.
    Einige Tage später ließ Renata Lord Aldaran fragen, ob er sie noch einmal empfangen könne.
Als sie ihn diesmal traf, verschwendete sie keine Worte. »Mein Fürst, ist Dorilys Euer einziges lebendes Kind?« »Ja, das habe ich Euch doch gesagt.«
»Ich weiß, daß sie das einzige Kind ist, das ihr anerkennt. Aber ist das nur so dahingesagt, oder ist es die buchstabengetreue Wahrheit? Habt Ihr irgendwelche nicht anerkannten Bastarde, uneheliche Kinder, überhaupt irgendein Kind von Eurem Blut?«
Betrübt schüttelte Aldaran den Kopf.
»Nein«, sagte er. »Nicht eines. Ich hatte aus meiner ersten Ehe einige Kinder, aber sie starben in den Jugendjahren an der Schwellenkrankheit. Und Deonaras Babys starben alle, bevor sie entwöhnt waren. In meiner Jugend habe ich da und dort ein paar Söhne gezeugt, aber keiner überlebte seine Kindheit. So weit ich weiß, trägt auf der Oberfläche dieser Welt allein Dorilys mein Blut.«
»Ich will Euch nicht erzürnen, Lord Aldaran«, sagte Renata, »aber Ihr solltet sofort einen anderen Erben bekommen.«
Er blickte sie an, und sie sah Bestürzung und Furcht in seinen Augen. »Wollt Ihr mich davor warnen, daß auch Dorilys die Jugend nicht überlebt?«
»Nein«, sagte Renata. »Es gibt guten Grund zu hoffen, daß sie sie überleben wird. Sie kann sogar ein wenig telepathisch werden. Aber Euer Erbe sollte nicht allein auf ihr ruhen. Sie könnte – wie Aliciane – die Geburt eines einzelnen Kindes überleben. Ihr Laran ist, soweit ich erkennen kann, geschlechtsspezifisch; es gibt nur wenige Gaben, die das sind. In Jungen ist es rezessiv. Donal besitzt die Fähigkeit, Luftströme und Luftdruck zu erkennen, die Winde zu fühlen und die Bewegungen des Sturms zu spüren. Er kann sogar Blitze ein wenig kontrollieren, auch wenn er sie nicht anziehen oder erzeugen kann. Aber diese Gabe ist in weiblichen Wesen dominant. Dorilys könnte die Geburt eines Sohnes überleben. Aber nicht die Geburt einer Tochter, die schon vor der Geburt mit einem solchen Laran begabt ist. Auch Donal sollte ermahnt werden, nur Söhne zu zeugen, es sei denn, er wollte ihre Mütter vom Laran ihrer ungeborenen Töchter zerschmettert sehen.«
Aldaran dachte einige Zeit darüber nach. Schließlich sagte er, das Gesicht grau vor Pein: »Wollt Ihr damit sagen, daß Dorilys Aliciane getötet hat?«
»Ich hatte gedacht, Ihr wüßtet das. Das ist ein Grund dafür, weswegen die Rockraven-Gabe aus dem Zuchtprogramm herausgelassen wurde. Einige ihrer Töchter, die selbst nicht die volle Kraft dieses Laran besaßen, müssen es an ihre Töchter weitergegeben haben. Ich glaube, daß Aliciane eine von diesen war. Und Dorilys hat das volle Laran … Während ihrer Geburt – sagt mir – gab es da einen Sturm?«
Aldaran spürte, wie sein Atem stockte, als er sich ins Gedächtnis rief, wie Aliciane voll Entsetzen aufgeschrien hatte: »Sie haßt mich! Sie will nicht geboren werden!«
Dorilys hat ihre Mutter getötet! Sie hat mein Liebstes, meine Aliciane getötet … Verzweifelt um ein gerechtes Urteil bemüht sagte er: »Sie war ein neugeborenes Kind! Wie könnt Ihr ihr eine Schuld vorwerfen?«
»Schuld? Wer spricht von Schuld? Die Emotionen eines Kindes sind unkontrolliert. Sie haben keine Übung, und die Geburt ist entsetzlich für ein Kind. Wußtet Ihr das nicht, mein Fürst?«
»Natürlich! Ich war jedesmal anwesend, wenn Deonaras Babys zur Welt kamen«, sagte er, »aber ich konnte sie in gewissem Maße beruhigen.« »Aber Dorilys war stärker als die meisten Säuglinge«, sagte Renata, »und in ihrer Angst und in ihrem Schmerz schlug sie zu – und Aliciane starb. Sie weiß das nicht; ich hoffe, sie wird es nie erfahren. Aber da Ihr es wißt, könnt Ihr verstehen, warum es unsicher ist, sich

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