Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
allein auf sie zu verlassen, um Euer Blut an künftige Generationen weiterzugeben. Für Dorilys würde es in der Tat sicherer sein, nie zu heiraten. Auch wenn ich sie, sobald sie eine Frau wird, lehren werde, auf welche Weise man nur Söhne empfängt.«
»Hätte Aliciane doch dieses Wissen gehabt«, sagte Lord Aldaran mit tiefer Bitterkeit. »Ich habe nicht gewußt, daß man das steuern kann.« »Die Technik wird nicht allgemein gelehrt«, sagte Renata, »obwohl die, die Riyachiyas züchten, wissen, wie man ausschließlich weibliche Nachkommen erzeugt. Man hat das aus Angst vor den nur auf Söhne spekulierenden Fürsten großer Reiche gelehrt, um zu verhindern, daß das Gleichgewicht der Natur dadurch umgestoßen wird, daß zu wenig Mädchen geboren werden. Aber ich glaube, in einem Fall wie diesem, wo ein so schreckliches Laran die Ungeborenen treffen kann, ist es gerechtfertigt. Ich werde Dorilys unterrichten, und auch Donal, wenn er möchte.«
Der alte Mann senkte das Haupt. »Was soll ich tun? Sie ist mein einziges Kind.«
»Lord Aldaran«, sagte Renata ruhig, »ich hätte gern Eure Erlaubnis, Dorilys’ Laran noch in der Jugend auszubrennen, wenn ich es für nützlich halte, und ihre Psi-Zentren im Gehirn zu zerstören. Es könnte ihr Leben retten – oder ihren Verstand.«
Entsetzt starrte er sie an. »Würdet Ihr ihren Geist zerstören?« »Nein. Aber sie wäre frei von Laran«, antwortete Renata.
»Ungeheuerlich! Ich weigere mich absolut!«
»Mein Fürst«, sagte Renata mit verzerrtem Gesicht, »ich beschwöre Euch. Wäre Dorilys ein Kind meines eigenen Leibes, würde ich Euch um dasselbe bitten. Wißt Ihr, daß sie dreimal getötet hat?«
»Dreimal? Dreimal? Aliciane und Darren, den Sohn meines Bruders – aber das geschah zu Recht. Er versuchte, sie zu vergewaltigen!« Renata nickte. Dann sagte sie: »Sie war vorher schon einmal verlobt. Und der Junge ist gestorben, oder nicht?«
»Ich dachte, es sei ein Unfall gewesen.«
»Nun, das war es auch«, sagte Renate. »Dorilys war noch nicht einmal sechs Jahre alt. Sie wußte nur, daß er ihre Puppe kaputt gemacht hatte. Sie hat es aus ihrem Geist verdrängt. Als ich sie zwang, sich daran zu erinnern, hat sie so erbärmlich geweint, daß es Zandrus Herz hätte zum Schmelzen bringen können. Bisher schlägt sie nur in wilder Angst zu. Ich glaube, sie hat nicht einmal den Verwandten, der sie zu vergewaltigen versuchte, bewußt getötet. Sie hatte keine Kontrolle über sich. Dorilys konnte nicht betäuben, nur töten. Und das wird sie vielleicht wieder tun. Ich weiß nicht, ob irgendein Mensch ihr ausreichende Kontrolle über dieses Laran beibringen kann. Ich würde sie nicht mit Schuld beladen, wenn sie in einem Augenblick der Panik erneut zuschlägt.« Renata zögerte. Schließlich fuhr sie fort: »Es ist bekannt, daß Macht den Charakter verdirbt. Schon jetzt weiß sie, daß niemand wagt, ihr den Gehorsam zu verweigern. Sie ist starrköpfig und eingebildet. Vielleicht gefällt ihr, zu wissen, daß jeder sie fürchtet. Ein Kind an der Schwelle zur Jugend hat viele Sorgen. In dieser Zeit mögen Mädchen weder ihr Gesicht noch ihren Körper oder die Farbe ihres Haars. Sie glauben, daß die anderen sie nicht mögen, weil sie von Ängsten geplagt werden, die sie nicht lokalisieren können. Wenn Dorilys sich mit dem Wissen um ihre Macht für diese Ängste entschädigt – nun, ich weiß, ich hätte unter diesen Umständen Angst vor ihr!«
Aldaran starrte auf den Boden des Zimmers. Er war schwarz und weiß und zeigte ein eingelegtes Vogelmosaik. »Ich kann nicht einwilligen, daß ihr Laran zerstört wird, Renata. Sie ist mein einziges Kind.« »Dann, mein Fürst«, sagte Renata nüchtern, »solltet Ihr wieder heiraten und Euch einen anderen Erben verschaffen, ehe es zu spät ist. In Eurem Alter solltet Ihr keine Zeit verlieren.«
»Glaubt Ihr etwa, ich hätte es nicht versucht?« fragte Aldaran. Dann erzählte er zögernd von seinem Fluch.
»Mein Fürst, gewiß weiß ein Mann von Eurer Intelligenz, daß ein solcher Fluch auf Eurem Geist und nicht auf Eurer Männlichkeit liegt.« »Das habe ich mir auch gesagt. Aber noch Jahre nach Alicianes Tod habe ich keine Frau begehrt. Nachdem Deonara starb, und mir klar war, daß ich nur ein einziges überlebendes Nedestro-Kind hatte, nahm ich andere in mein Bett. Aber keine erregte mich. Später habe ich dann geglaubt, daß dieser Fluch mich schon getroffen hatte, ehe die Zauberin ihn aussprach, denn auch während Alicianes

Weitere Kostenlose Bücher