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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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einer Botschaft zu mir gesandt?»
»Nein, Kyril. Ich wollte nur meiner Schwester zeigen, wie die Feuerstation verwaltet wird. Das sind Lord Allart Hastur und Lady Renata Leynier, Leronis von Hali.«
»Ihr seid herzlich willkommen«, sagte der Mann höflich, aber ohne übermäßige Unterwürfigkeit. Als ausgebildeter Experte schuldete er niemandem Ehrerbietung. »Seid Ihr vorher schon einmal auf dem Gipfel gewesen, kleine Lady?«
»Nein. Vater meinte, es sei zum Reiten zu weit. Und außerdem sagt er, Ihr wäret während der Feuer-Jahreszeit zu beschäftigt, um euch um Gäste zu kümmern.«
»Nun, da hat er recht«, bestätigte Kyril, »aber ich werde Euch gerne so viel zeigen, wie ich kann. Tretet ein, meine Liebe.«
Im Innern der Station waren Reliefkarten des gesamten Tals und eine Miniaturkopie des vollen Panoramas, das man rundherum durch die Fenster des Gebäudes sehen konnte. Der Förster wies sie auf die Wolkendecke über einigen Teilen des Tals und die auf der Karte markierten Gebiete hin, die während der letzten Jahreszeit verbrannt waren: die empfindlichen Harzbäume, die sorgfältig auf Funkenflug überwacht werden mußten.
»Was ist das aufblitzende Licht dort, Master Kyril?« fragte Dorilys. »Oh, Ihr habt scharfe Augen. Es ist ein Signal, das ich beantworten muß.« Er nahm ein mit Spiegelglas bedecktes Gerät mit einer kleinen Klappe, die schnell geöffnet und geschlossen werden konnte und fing an, bestimmte Signale ins Tal hinab zu blitzen. Nach einem Moment setzte das Lichtsignal im Tal wieder ein. Dorilys wollte eine Frage stellen, aber Kyril hieß sie mit einer Handbewegung schweigen, beugte sich über seine Karte, markierte sie mit Kreide und wandte sich dann wieder um.
»Jetzt kann ich es Euch erklären. Der Mann hat mir signalisiert, daß er dort ein Feuer zum Kochen vorbereitet, während die Hirten auf sein Vieh aufpassen. Es handelt sich um eine vorbeugende Maßnahme, damit ich nicht denke, ein Waldbrand hätte sich entfacht, und Männer zu seiner Bekämpfung zusammenrufe. Außerdem weiß ich, wenn der Rauch länger bleibt, als es für das Kochfeuer eines Hirten vernünftig erscheint, daß es außer Kontrolle ist. Ich kann dann jemanden zu Hilfe schicken, ehe es sich zu weit ausbreitet. Ihr seht,« – er beschrieb mit dem Arm einen Kreis rund um den Feuerturm – »daß ich in jedem Moment wissen muß, wo in diesem Gebiet Rauch ist, und was ihn verursacht.« »Habt Ihr die Chemikalien von Tramontana schon?« fragte Donal. »Die erste Lieferung hat mich gerade rechtzeitig erreicht, um einen ernsten Brand dort im Bachbett zu bremsen«, sagte Kyril und zeigte die Stelle auf der Karte. »Gestern wurde eine weitere Lieferung gebracht; die anderen sind am Fuß des Berges gelagert. Es ist ein trockenes Jahr und ziemlich gefährlich, aber wir hatten nur einen schlimmen Brand; drüben am Gipfel des Toten Mannes.«
»Warum heißt er Gipfel des Toten Mannes?« fragte Dorilys. »Tja, ich weiß es nicht, kleine Dame. Er wurde schon zu Zeiten meines Vaters und Großvaters so genannt. Vielleicht hat man dort einmal einen toten Mann gefunden.«
»Aber warum sollte jemand dort zum Sterben hingehen?« fragte Dorilys weiter, während sie zu den entfernten Bergspitzen aufschaute. »Für mich sieht es eher wie ein Falkennest aus.«
»Dort hat es einmal Falken gegeben«, sagte Kyril, »denn als ich ein junger Mann war, bin ich hinaufgestiegen, um einige zu fangen. Aber das ist lange, lange her.« Er schaute auf den weitentfernten See aus Rauch und Flammen, der den anderen durch die Entfernung verschwommen schien. »Seit Jahren hat es dort keine Falken mehr gegeben …«
Renata unterbrach das Zwiegespräch: »Dorilys, kannst du uns sagen, wohin sich das Feuer auf jenem Hang als nächstes bewegen wird?« Dorilys blinzelte, ihr Gesicht schien ausdruckslos, als sie in die Ferne blickte. Einen Moment später machte sie einige Handbewegungen, und Allart registrierte erstaunt, daß sie so schnell sprach, daß es sich wie das reinste Kauderwelsch anhörte.
»Was ist, Kind?« fragte Renata, und Dorilys wurde sich ihrer Umgebung wieder bewußt.
Sie sagte: »Es ist schwer, alles mit Worten auszudrücken, wenn ich sehe, wo das Feuer war, wo es ist und wohin es sich bewegt, vom Anfang bis zum Ende.«
Gnädiger Avarra, dachte Allart. Sie sieht es in allen drei Dimensionen der Zeit – Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Kein Wunder, daß es uns schwerfällt, uns mit ihr zu verständigen! Der zweite Gedanke, der ihn hart traf,

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