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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Sturm beobachte. Deswegen kann ich ihn von Anfang bis Ende sehen, wie Dorilys das ganze Feuer.« Er blickte sich nach Dorilys um, die ihren Apfel aß und dabei mit dem Förster plapperte. »Aber irgendwie sehe ich gleichzeitig die Abfolge der Blitze, einen nach dem andern, und weiß, wo sie einschlagen werden, weil ich das Muster sehen kann, in dem sie sich durch die Zeit bewegen. Deshalb kann ich sie manchmal kontrollieren – aber nur ein bißchen. Ich kann sie nicht veranlassen, irgendwo einzuschlagen, wie es meine Schwester tut«, fügte er hinzu und senkte die Stimme, damit das Mädchen ihn nicht hören konnte. »Ich kann sie nur ab und zu ablenken, damit sie nicht dort einschlagen, wo sie hinwollen.«
Stirnrunzelnd hörte Allart zu und dachte an die wahrnehmbaren Aufteilungen der Zeit, die seine Gabe vornahm. Donal, der seine Gedanken aufgriff, sagte: »Ich glaube, das muß ein wenig deiner Gabe ähneln, Allart. Du bewegst dich auch außerhalb der Zeit, nicht wahr?« Bekümmert antwortete Allart: »Ja, aber nicht immer in die wirkliche Zeit hinein. Manchmal gerate ich in eine Wahrscheinlichkeitszeit, die nie geschehen wird und von den Entscheidungen vieler Leute abhängt, die alle einander widersprechen. Deshalb sehe ich nur einen kleinen Teil des Musters dessen, was sein wird oder sein kann. Ich glaube nicht, daß ein menschlicher Verstand je lernen kann, all das auseinanderzuhalten.«
Donal wollte ihn fragen, ob Allart seine Gabe jemals unter Kirian, einer der telepathischen Drogen, die in den Türmen zur Anwendung kam, getestet hatte, denn es war wohlbekannt, daß Kirian die Grenzen zwischen den Bewußtseinen verwischte, so daß die Telepathie viel leichter und Zeit nicht mehr so starr war. Aber Renata verfolgte ihre eigene Fragenkette, da sie sich schon wieder mit ihrem Zögling beschäftigte. »Ihr habt gesehen, wie das Feuer sie beunruhigt hat«, sagte sie. »Ich frage mich, ob das damit zu tun hat, wie sie ihre Gabe benutzt – oder zuschlägt. Wenn sie zornig oder verwirrt ist, sieht sie kein Zeitmuster mehr deutlich; dann gibt es für sie nichts außer dem Augenblick der Wut, des Zorns oder der Angst… Sie kann ihn nicht als einen einzigen aus einer Abfolge von Momenten sehen. Du hast von einem Fieber gesprochen, das sie als Kind hatte, als tagelang Stürme um die Burg tobten, und dich gefragt, welche Träume oder welches Delirium sie hervorrief. Vielleicht hat ihr Gehirn einen Schaden erlitten. Fieberanfälle beeinträchtigen das Laran häufig.« Einen Augenblick grübelte sie, während sie das unaufhaltsame Dahintreiben der Sturmwolken beobachtete, die jetzt einen beträchtlichen Teil des Talbodens verbargen.
Dorilys kam zu ihnen hinüber und schlang ihre Arme um Renata, wie ein zärtliches Kätzchen, das auf einen Schoß zu klettern versucht. »Sprecht ihr über mich? Schau dort hinunter, Renata! Siehst du das Blitzen in der Wolke?«
Renata nickte, da sie wußte, daß der Sturm gerade dabei war, genug elektrische Energie aufzubauen, um Entladungen hervorzurufen; sie selbst hatte allerdings noch keinen Blitz gesehen.
»Und es sind sogar Blitze in der Luft, wenn weder Wolken noch Regen da sind«, sagte Dorilys. »Kannst du sie nicht sehen, Renata? Wenn ich sie steuere, dann bringe ich sie nicht, sondern benutze sie einfach.« Sie wirkte scheu und schuldbewußt, als sie fortfuhr: »Als ich Margali die Kopfschmerzen bereitete und das gleiche mit dir versuchte, habe ich Blitze benutzt, die ich nicht sehen konnte.«
Gnädige Götter, dachte Renata, dieses Kind versucht, ohne die Worte dafür zu kennen, mir zu erzählen, daß es das elektrische Energiefeld des Planeten anzapft! Donal und Allart, die den Gedanken erfaßten, warfen ihr erschreckte Blicke zu, die Renata, die plötzlich schauderte, nicht sah. »Ist dir kalt, Cousine?« fragte das Kind besorgt. »Es ist so warm …« Allen Göttern zugleich sei gedankt, daß sie wenigstens keine Gedanken lesen kann …
Kyril war zum Fenster gekommen. Er blickte mit konzentrierter Aufmerksamkeit in die geronnene graue Masse des Sturmzentrums, in dem sich gerade die ersten Blitze zeigten. »Ihr habt nach meiner Arbeit gefragt, kleine Lady. Das hier ist ein Teil davon: zu beobachten, wohin sich das Sturmzentrum bewegt und festzustellen , ob es sich irgendwo entlädt. Viele Feuer werden durch Blitzschlag gelegt, obwohl man manchmal lange Zeit danach keinerlei Rauch sehen kann.« Mit einem scheuen Blick auf die Edelmänner und Renata fügte er hinzu: »Ich glaube,

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