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Herrin der Stürme

Herrin der Stürme

Titel: Herrin der Stürme Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Lücke zu werfen.«
»Es würde dir leichtfallen, es herauszufinden«, schlug sie vor, aber Allart schüttelte den Kopf.
»Ich werde in diesem Krieg kein Laran benutzen, es sei denn, man zwingt mich dazu. Damon-Rafael soll nicht mich als Rechtfertigung anführen, um seine schreckliche Art der Kriegsführung über dieses Land zu bringen.«
    Etwa um Mitternacht begann der Himmel plötzlich aufzuklaren. Der Nebel wurde dünner und dann in kleinen Fetzen fortgeblasen. Am Himmel schwebten glänzend und hell drei der vier Monde. Der violette Liriel stand voll und strahlend fast im Zenit. Der blaue Kyrrdis und der grüne Idriel hingen am Westrand des Gebirges. Cassandra schlief schon seit Stunden, aber Allart, von merkwürdiger Unruhe gepackt, schlüpfte leise aus dem Bett und in seine Kleider. Als er den Gang zur Halle hinabeilte, sah er Dorilys in ihrem langen weißen Nachtgewand, das Haar offen über die Schultern. Sie war barfuß, ihr stupsnasiges Gesicht ein bleiches Oval im trüben Licht.
»Dorilys! Was denkt Margali sich dabei, dich um diese Zeit in deinem Schlafgewand herumwandern zu lassen?«
»Ich konnte nicht schlafen, Dom Allart, und ich war unruhig«, sagte das Mädchen. »Ich gehe hinab, um Donal an der äußeren Mauer Gesellschaft zu leisten. Ich wurde wach und spürte plötzlich, daß er in Gefahr ist.«
»Wenn er wirklich in Gefahr ist, Chiya, würde er bestimmt nicht wollen, daß du an seiner Seite bist.«
»Er ist mein Gatte«, sagte das Kind fest und hob den Kopf. »Mein Platz ist an seiner Seite, Sir.«
Von der Kraft ihrer fixen Idee gelähmt, konnte Allart nichts tun. Seit er wieder mit Cassandra vereint war, hatte seine Sensibilisierung für Einsamkeit stark zugenommen. In diesem Moment wurde ihm bewußt, daß Dorilys fast völlig allein war. Sie hatte zwar die Gemeinschaft der Kinder unwiderruflich verlassen, wurde unter den Erwachsenen jedoch noch nicht als gleichwertig angesehen. Er erhob keinen Einwand, sondern bewegte sich auf die Außentreppe zu. Hinter sich hörte er Schritte. Einen Augenblick später fühlte er ihre kleine Hand – die Hand eines Kindes – warm wie die Pfote eines Tieres, in die seine gleiten. Allart drückte sie. Zusammen eilten sie über den Hof zu Donals Standort an der Außenmauer.
Draußen war die Nacht hell und wolkenlos geworden. Nur am Horizont hing eine einzige, tiefe Wolkenbank. Die Monde schwebten hoch und klar in einem so hell erleuchteten Himmel, daß die Sterne verblaßten. Donal stand mit verschränkten Armen auf der Mauerkrone. Als Allart auf ihn zueilte, sagte jemand mit leiser, vorwurfsvoller Stimme: »Master Donal, ich bitte Euch, von der Mauer herabzukommen. Wenn Ihr dort steht, gebt Ihr ein gutes Ziel ab.« Donal tat, wie ihm geheißen. Keinen Augenblick zu früh. Zischend raste ein Pfeil aus der Dunkelheit heran und durchstieß die Luft an der Stelle, an der er gerade gestanden hatte. Er flog vorbei, ohne Schaden anzurichten. Dorilys rannte auf Donal zu und umfaßte seine Taille.
»Du darfst dort nicht stehen, Donal. Versprich mir, daß du es nie wieder tun wirst!«
Er lachte lautlos, beugte sich hinab und gab ihr einen flüchtigen, brüderlichen Kuß auf die Stirn. »Oh, ich bin nicht in Gefahr. Ich wollte nur sehen, ob noch jemand dort unten ist. Bei dieser Stille und in diesem Nebel wäre das sehr gut möglich gewesen.«
Das war auch Allarts Gedanke – daß ihre Gegner zu ruhig waren und irgendeine Teufelei bevorstand. Er fragte Donal: »Hat sich der Nebel von selbst gehoben?«
»Ich bin nicht sicher. Sie haben mehr als einen Laranzu dort unten, und der Nebel hat sich tatsächlich zu schnell gehoben«, antwortete Donal mit gerunzelter Stirn. »Aber in dieser Jahreszeit verflüchtigt er sich manchmal auf diese Weise. Ich weiß es nicht.«
Plötzlich war die Luft mit Schreien und explodierendem Feuer erfüllt. »Donal! Ruf die Wache!« schrie Allart. Noch ehe die Worte seinen Lippen entschlüpften, blitzte über ihnen ein Luftwagen auf. Einige kleine Gegenstände fielen langsam und träge wie Schneeflocken der Erde entgegen. Sie öffneten sich, noch während sie fielen, und ergossen flüssige Streifen aus Feuer auf Dächer und Burghof.
»Haftfeuer!« Donal sprang zur Alarmglocke. Schon loderten einige der Holzdächer auf. Das Feuer erleuchtete den ganzen Hof. Die Männer, die sich aus den Häusern ergossen, wurden schreiend von den Strömen der unlöschbaren Flammen gebremst. Zwei von ihnen brannten wie menschliche Fackeln; sie schrien so lange, bis

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