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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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wieder die Heimfahrt auf dem Schiff angetreten haben«, erklärte er, »einerlei, wie schlecht auch das Wetter ist!«

Mittagessen und Musik in Tussore

    Angela hatte mit ihrer Annahme recht gehabt, daß Hauptmann Gerald Ripwood einen Schreck bekäme, wenn er sie - es war zwei oder drei Tage vor Weihnachten - in Parkers Hotel abholen würde. Und um ihm ein volles Maß an Verlegenheit zuzuteilen, empfing sie ihn zuerst allein im Salon des Hotels. Der Hauptmann war jetzt fünfunddreißig - ein großer, schlanker Mann mit scharfem Profil, einem schwarzen Bürstchen als Schnurrbart und einer gelblichen Gesichtshaut. Der karierte Anzug, den er trug, betonte noch irgendwie das leicht Gewöhnliche seines Wesens, und die dunklen Augen hatten den berechnenden Ausdruck eines Menschen, der immer hofft, jemandem ein Pferd verkaufen zu können.
    »Mrs. Winstanley?« fragte er, und sein unaufrichtiges Lächeln entblößte eine Reihe ziemlich großer weißer Zähne. »Seine Hoheit haben mir telegrafiert, daß ich Sie hier aufsuchen und nach Tussore begleiten soll.«
    »Wie war die Reise?« fragte Angela.
    »Von Pindi an war der Zug sehr überfüllt, und mein Abteil war wie üblich sehr staubig, aber es war nicht allzu schlimm. Wohnen Sie bei Seiner Hoheit im Palast?«
    »Nein, meine Freundin und ich fahren zum Mittagessen hin. Sie sind der zukünftige militärische Berater, nicht wahr?«
    »Ja, ich soll die Tussore-Ulanen eindrillen«, erwiderte er und lächelte vorsichtig. »Ich habe bei den Ulanen in Kohat gestanden, und an der Grenze ist jetzt nicht viel los. Ich war froh, daß ich fort konnte. Ich sage es Ihnen ganz offen, Mrs. Winstanley: ich würde es gar nicht bedauern, ganz und gar aus dem Heer auszutreten ..., wenn ich einen netten, kleinen Posten als persönlicher Berater bei einem Fürsten fände. Sie sprachen von einer Freundin - wer ist die Dame?«
    Und in gerade dem Augenblick betrat Maisie Lambert den Salon.
    »Maisie!« rief er. Dann nahm er sich zusammen. »Wir haben uns lange nicht gesehen!« Er wandte sich an Angela. »Sie erwähnten nichts davon, daß Ihre Freundin eine alte Freundin von mir ist! Weiß es Seine Hoheit?« fügte er rasch hinzu.
    Angela kam Maisies Antwort zuvor.
    »Daß Sie und Maisie verlobt waren?« fragte sie. »Nein, und es besteht ja auch kein Grund, daß er es erfahren müßte.«
    »Richtig, richtig«, plapperte Hauptmann Ripwood ihr nach.
    »So, ich gehe jetzt und hole meine Sachen«, sagte Angela, »Du bist ja schon fertig, Maisie. Du kannst den Hauptmann ein paar Minuten unterhalten.«
    Damit ging sie aus dem Salon, wobei sie nicht dem Hauptmann, der die Tür für sie öffnete, sondern über seine Schultern hinweg Maisie zulächelte.
    »Ich hab’ wahrhaftig keinen kleinen Schreck bekommen, Maisie, als du einfach so hereinspaziert kamst. Ich wäre nie auf den Gedanken gekommen, daß ich ausgerechnet dich nach Tussore begleiten sollte!« sagte der Hauptmann zu ihr.
    »Das glaube ich dir gerne, Gerry. Du kannst dir vorstellen, daß es auch für mich ein Schreck war, als der Maharadscha uns sagte, wer uns nach Tussore begleiten würde.«
    »Hör mir bitte zu, Maisie. Ich weiß schon, daß es vor drei Jahren so wirkte, als ob ich nicht anständig an dir gehandelt hätte, aber Ehrenwort, es wäre nicht gut gewesen, wenn wir damals geheiratet hätten! Du glaubtest, ich hätte dich satt gehabt, aber da wirst du dir selber nicht gerecht. Ehrenwort! Ich sah ein, daß ich es mir nicht leisten konnte, schon zu heiraten. Das hatte mit dir persönlich gar nichts zu tun. Ich mußte praktisch denken. Und jetzt ist es lebenswichtig für mich, daß ich in Tussore einen guten Eindruck mache. Kennst du ihn sehr gut?«
    »Angela und ich haben ihn vorige Woche zum ersten Mal gesehen.«
    »Angela Winstanley - wo habe ich den Namen nur gehört? Wer ist sie?« fragte Gerald Ripwood.
    »Sie war die Frau des Direktors der Britischen Orient-Bank in Jumbulpore. Aber Angela hat sich gerade von ihm scheiden lassen.«
    »Ja, ich erinnere mich jetzt, davon gehört zu haben. Und kennt sie Tussore gut?« fragte er.
    »Ich sagte doch eben, Gerry, daß wir ihn vorige Woche kennengelernt haben. Ich glaube aber, daß der Maharadscha sich sehr für sie interessiert. Er ist ein großer Musikliebhaber, und Angela kann herrlich Klavier spielen.«
    »Aha!« Doch ehe Gerald Ripwood noch mehr sagen konnte, trat ein Mann mit langem, rechteckigem Kinn, das meistens ein Merkmal für redselige Egoisten ist, in den Salon. Es war der

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