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Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
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leiseste Ähnlichkeit mit einem Rentierkopf hätte, wäre es eine lächerliche Idee! Du glaubst doch nicht im Ernst, daß ich in einem heißen Saal mit lauter Kindern in einem Bärenfell herumlaufen will?«
    »Du brauchst ja nicht zu laufen. Du könntest mir zu Füßen liegen«, meinte Ben Nevis bittend.
    »Das wäre ja gräßlich steif! Und überhaupt denke ich nicht daran, mich zu verkleiden.«
    »Aber ich soll mich verkleiden, wie?« entgegnete Ben Nevis. »Ich gleiche ebensowenig einem Weihnachtsmann wie du einem Rentier!«
    »Da bin ich nicht deiner Ansicht, Donald! Du siehst viel mehr einem Weihnachtsmann ähnlich. Sehr viel mehr!«
    »Das hat mir noch nie jemand gesagt, daß ich dem Weihnachtsmann ähnlich sähe!« widersprach Ben Nevis.
    »Ich sage ja gar nicht, daß du einem Weihnachtsmann ähnlich siehst, Donald, sondern nur, daß du einem Weihnachtsmann sehr viel ähnlicher siehst als ich einem Rentier. Und überhaupt ist es lächerlich, mitten in der Nacht eine solche Auseinandersetzung zu beginnen. Ich finde, es wäre viel vernünftiger, wenn wir beide zu Bett gingen.«
    Am nächsten Morgen nahm Ben Nevis sein Frühstück zufällig zur gleichen Zeit wie der Film-Direktor, Mr. Croker Bates, ein.
    »Sie habe ich gerade sehen wollen«, sagte der Häuptling, »Sie können mir sicher einen Rat geben. Sicher haben Sie schon Filme gemacht, in denen ein Weihnachtsmann vorkam?«
    Croker Bates, ein kleiner, dunkler Mann, blickte Ben Nevis über den Rand seiner Tasse hinweg mit giftigen Augen an. Wie sa manche Film-Direktoren hielt er sich für einen Künstler, und er dachte, daß Ben Nevis das wohl kaum voll zu würdigen wisse.
    »Ich mache keine Filme mit Weihnachtsmännern«, erwiderte er kalt.
    »Nun ja, ich verstehe eben nichts von Filmen«, sagte der Häuptling. »Ich habe im ganzen Leben noch nie einen gesehen, und ich werd’s wohl auch nie tun. Aber ich habe immer gehört, daß Ihr Leute vom Film schlechthin jedes Thema in Angriff nehmt.«
    »Ich fürchte, der Weihnachtsmann ist ein ziemlich abgedroschenes Thema«, entgegnete Mr. Croker Bates mit verächtlichem Lächeln.
    »Dann sollten Sie mal am Heiligabend in den Club kommen und zuschauen, wie der Weihnachtsmann die Geschenke verteilt. Das könnte Sie vielleicht auf eine gute Idee für einen neuen Film bringen«, erwiderte Ben Nevis unerschütterlich. »Sagen Sie mal, ist die Miss Romaine eine gute Filmfrau?«
    »Ich halte sie für einen unserer größten Filmsterne«, erklärte Croker Bates feierlich.
    »Tatsächlich? Gestern abend hat sie aber nicht allzu hell geblinkert! Ich konnte ihr kein einziges Wort entlocken! Vieleicht poliert sie sich etwas auf, wenn sie in einem Film spielt! Und Sie, Mr. Bates - was machen Sie eigentlich?«
    »Ich bin ein Direktor.«
    »Ach, und ich dachte, Sie hätten etwas mit dem Film zu tun!«
    »Der Direktor hat mehr mit dem Film zu tun als alle übrigen Leute«, erwiderte Croker Bates gereizt.
    »Aha, ich verstehe, ein sogenannter aktiver Teilhaber! Und jetzt machen Sie einen Film über Polo in Bangabakka. Die Polo-Mannschaft von Bangabakka soll eine der besten von ganz, Indien sein, wie ich hörte.«
    »Ich drehe einen Film über Marco Polo!«
    »Inwiefern unterscheidet es sich vom gewöhnlichen Polo?« fragte Ben Nevis.
    »Marco Polo war ein Reisender aus Venedig, der auch Kublai Khan besuchte. Doch im Augenblick sind die Verhältnisse in Peking nicht dazu angetan, daß man dort einen Film drehen könnte. Daher holen wir uns den orientalischen Hintergrund aus Bangabakka. Pearl Romaine spielt die Braut, die Marco Polo für den Schah von Persien aus Peking mitbrachte. Er und sie verlieben sich, aber Marco Polo bleibt seinem Versprechen treu, und Cocacin...« - »Wer?«
    »Cocacin heißt die junge Braut. Die Rolle, die Pearl Romaine spielt. In der großen Szene, wenn sie sich von Marco Polo trennt, um Ghazan zu heiraten, wird sie herrlich sein. Wir haben ein außergewöhnlich gutes Drehbuch, an dem nicht weniger als fünf Schriftsteller gearbeitet haben - natürlich mit meiner Unterstützung. Die Herstellungskosten belaufen sich auf etwa eine halbe Million Pfund Sterling, Mr. MacDonald! Als Schotte wird es Sie interessieren, daß Ronald Campbell die Rolle des Marco Polo spielt!«
    Mr. Croker Bates fand, daß er Ben Nevis jetzt gehörig in den Senkel gestellt hatte, und nahm einen großen Schluck Tee.

    Als der Häuptling am Nachmittag in die Villa Norfolk ging, um Miss Nutting zu sagen, daß er bereit sei, bei der

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