Herrlich und in Freuden
Weihnachtsfeier ein. Darf ich Ihnen das Gedicht aufsagen, das Mrs. Kibbler für mich geschrieben hat? Ich habe den Text hier, falls ich ihn überhaupt finden kann in dem roten Dings!«
Und Ben Nevis deklamierte noch einmal Mrs. Kibblers Vers.
»Bravo, bravo!« rief Miss Nutting. »Kein Wort war falsch! Was für eine nette Frau Mrs. Kibbler ist! Sie hat mir wundervolle Geschichten von ihren Erlebnissen mit Yoga erzählt. Ich habe sie gefragt, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich einige in dem neuen Buch benutze, das ich jetzt schreibe.«
»Tun Ihnen nicht die Handgelenke weh, wenn Sie so viele Bücher schreiben? Wenn ich einen oder zwei Briefe schreibe, tun mir gleich die Handgelenke weh. Ich hab’ MacGregor deswegen gefragt - er ist unser Doktor -, ob er meint, es sei ein Symptom einer ernstlichen Erkrankung, aber er sagte, es käme bloß daher, weil ich so wenig Briefe schreibe.«
»Nein, meine Handgelenke tun mir nicht weh«, erwiderte Miss Nutting, »wohl aber mein Kopf.«
»Oh, das erstaunt mich gar nicht!« rief der Häuptling. »Ich bekomme schon Kopfweh, wenn ich ein Buch lese! Deshalb... hallo! Da sind wir ja schon«, unterbrach sich der Häuptling. »Ich zittre wie eine Angelrute!«
»Das vergeht im Nu«, versicherte Miss Nutting. »Ich gehe also zuerst und rufe: »Kinder, Kinder, der Weihnachtsmann ist da!<«
»Gut, und dann komme ich und sage gleich mein Gedicht auf. Ich bin nämlich froh, wenn ich das erst hinter mir habe!«
Es ist nicht nötig, die Szene im Ballsaal des Klubs zu beschreiben. Die Kinder waren mit Kuchen vollgestopft und hier und da mit Sahne beschmiert - genau wie bei jeder anderen Kinderfeier. Der hohe Weihnachtsbaum sah auch aus wie bei jedem andern Weihnachtsfest, nur war er keine Tanne, sondern eine Himalaja-Zeder. Miss Nutting trat in den Ballsaal, klatschte in die Hände Und rief: »Kinder, Kinder, ich habe eine große Neuigkeit für euch! Der Weihnachtsmann ist. da!«
Die Kinder kamen gar nicht mehr dazu, über die Nachricht loszujubeln, denn der Weihnachtsmann erschien schon wie. ein wandernder roter Riesenberg, und mit einer Stimme, die lauter dröhnte, als der leidenschaftlichste Hirsch im Oktober im wilden Glenbogle- Tal röhren konnte, begrüßte er seine kleinen Freunde:
»Ihr Kinder alle, groß und klein,
ihr sollt mir sehr willkommen sein!
Geschmückt ist alles schon aufs beste
zum lieben, schönen Weihnachtsfeste,
und ich schleppt’ Gaben euch heran,
ich, euer Freund, der Weihnachtsmann! «
Die Kinder wurden durch die gewaltige Stimme so furchtbar eingeschüchtert, daß ein paar Zweifler, die sich gerühmt hatten, sie würden den Weihnachtsmann erkennen, sich zu fragen begannen, ob es nicht doch der richtige Weihnachtsmann sei. Dann fingen ein paar Kinder in der vordersten Reihe laut zu weinen an und mußten von ihren Müttern und Tanten und Ayahs beiseite geführt und mit Drohungen oder tröstenden Worten zum Schweigen gebracht werden. Lady Pinfield lenkte die Aufmerksamkeit der Kinder vom Maharadscha ab, der sich vor Lachen die Seiten hielt, und ging auf den Weihnachtsmann zu.
»Herzlich willkommen, lieber Weihnachtsmann«, sagte sie. »Würdest du so gut sein und die Geschenke an die Kinder verteilen, deren Namen ich laut ausrufe?« Und damit öffnete sie die Lorgnette und überflog die Liste, die Miss Nutting ihr flüsternd überreicht hatte.
»Ach ja: die Geschenke für die Mädchen liegen auf der rechten Seite, und die für die Knaben auf der linken.«
Der Weihnachtsmann wußte nicht, welche Seite des Baumes Lady Pinfield meinte, aber das erste kleine Mädchen berichtigte ihn, als er ihr eine hölzerne Lokomotive überreichen wollte. Er meinte, in ihren Augen einen begehrlichen Blick gelesen zu haben, als er eine Schachtel Schokolade in der Hand hielt, und er reichte sie ihr und rief ihr dröhnend zu: »Slahnjervaw!«
So zuversichtlich das kleine Mädchen gewesen war, schrak es jetzt doch entsetzt zurück, und ein paar kleinere Kinder brachen wieder in Tränen aus.
»Mein Gott, das hätte er nicht sagen dürfen«, flüsterte Kilwhillie Mrs. Kibbler zu, die im Hintergrund des Saales neben ihm stand.
»Warum nicht, Mr. Cameron?«
»Es ist gälisch. Man sagt es auf gälisch, wenn man auf das Wohl von jemandem trinkt!«
»Wundervoll! Das war sein höheres Selbst, glauben Sie mir! Und wie schön er mein kleines Gedicht vorgetragen hat!«
»Viel zu laut hat er’s gesprochen« tadelte Kilwhillie. Der Weihnachtsmann, der von Kilwhillies Tadel nichts
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