Herrlich und in Freuden
entschieden.
»Ich kann aber nicht begreifen, warum eigentlich, Donald.«
»Das ist eben Mnemotechnik! Du solltest dir das auch angewöhnen, Hugh!«
Der Oberst mischte sich ein.
»Es ist doch einfach ein Verslein für kleine Kinder: Backe-backe- Kuchen, der Bäcker hat gerufen...«
Ben Nevis schüttelte vorwurfswoll den Kopf.
»Wie kann ich mich an den Maharadscha von Bangabakka erinnern, wenn Sie mir was von Bäckern erzählen, Wolseley? Aber da hab’ ich mich ja an den Namen erinnert!« rief der Hochlandshäuptling begeistert. »Großer Gott, Mnemotechnik ist wirklich das reinste Wundermittel!«
»Ach, den alten Bangabakka, den kenne ich!« sagte der Oberst. »Ein prächtiger Mensch! Wenn Sie den besuchen und bei ihm wohnen, bekommen Sie sogar einen Tiger! Ja, ja, Sie werden sich gut unterhalten in Tallulaghabad! Und Sie treffen gerade in der rechten Jahreszeit ein. Lieber Himmel, wie sehr wünschte ich, mit Ihnen zu fahren! ’s waren die schönsten Jahre meines Lebens! Was gäb’ ich nicht drum, könnt’ ich jetzt meinen Löffel in eine Mango stecken!«
»Warum wollen Sie denn Ihren Löffel in ein Mangold stecken?« rief Ben Nevis verdutzt. »Sagten Sie wirklich Mangold, Worsley... Wolseley, mein’ ich?«
Der Oberst lachte von Herzen, und sogar Kilwhillie brachte ein karges Lächeln zustande.
»Nein, nein, eine Mango!« sagte der Oberst. »Es ist eine berühmte indische Frucht!«
»Warum nennen Sie’s dann Mangold, wenn es eine Frucht ist?« fragte Ben Nevis. »Mangold ist ein Gemüse, und ein Gemüse ist keine Frucht!«
Die Entrüstung des Häuptlings wurde durch das Erscheinen des Portiers Maclean abgelenkt, der ihnen von Ben Nevis’ Fahrer aus- richten mußte, wenn sie den Edinburgher Zug noch erreichen wollten, dann sei es höchste Zeit, sich an den Bahnhof fahren zu lassen. Fünf Minuten später saßen MacDonald und Hugh Cameron einander in einem Erste-Klasse-Abteil gegenüber und blickten im verblassenden Licht eines grauen Novemberhimmels nachdenklich in die trübe Landschaft hinaus.
»Ich versteh’ nicht, warum Hector sich mit der Frau einlassen mußte«, sagte Ben Nevis.
»Ich erst recht nicht«, erklärte sein Freund.
»Ich finde, wir haben eine große Verantwortung, Hugh!«
»Ich sehe nicht ein, wieso wir für Hectors Verliebtheit verantwortlich gemacht werden könnten!« - »Nein, du verstehst nicht, was ich meine. Ich dachte an die Vertreibungen.«
»Was haben die Vertreibungen mit dem Problem einer nicht standesgemäßen Heirat zu tun?«
»Ich dachte, wie deprimierend es für unsre Leute gewesen sein muß, als wir sie zum Auswandern zwangen. Ich habe immer den Standpunkt vertreten, daß mein Urgroßvater recht hatte, als er Glen Bristle von den kleinen Häuslern säuberte, aber jetzt frage ich mich allmählich, ob es richtig war.«
»Du willst dich doch wohl nicht zum schottischen Nationalismus bekehren, Donald?« fragte Kilwhillie argwöhnisch.
»Großer Gott, nein! Trotzdem - wenn man so aus Schottland fortreist, dann kann män sich in die Herzen der Auswanderer versetzen. Darum kann ich’s auch durchaus schätzen, was du für mich tust, Hugh! Ich fürchte, du wirst Sehnsucht nach deinem lieben alten Glenbore bekommen!«
Der Häuptling blies mit seiner großen Adlernase die reinste Fanfare.
»Johnnie wird schon ein gut Stück auf dem Heimweg sein«, fuhr er fort. »Ich hab’ zwei Flaschen Glenbogle-Stolz in meinem Toilettenkoffer. Ich glaube, ein Tröpfchen könnte uns nicht schaden. Die Hosen machen mich so müde!«
Die beiden Hochländer tranken sich zu. Dann tranken sie auf das Land der Bens und Giens und Helden. Dann tranken sie nochmals auf ihr eigenes Wohl, und schließlich leerten sie die Flaschen mit einem Trinkspruch auf ihre glückliche Rückkehr.
Ein paar Minuten später schliefen sie alle beide, während der Zug gen Süden in die Dunkelheit vorstieß. Sie hätten einem Maler prächtig als Modelle für ein Museumsstück mit dem Namen »Auswanderers Traum von der Heimat« dienen können.
Gen Osten - ahoi!
Als Ben Nevis und Kilwhillie eine Woche drauf in Euston in den Zug stiegen, der sie nach Liverpool bringen sollte, sah Laird Cameron fünf Jahre älter als bei der Abfahrt von Glenbore aus, das er vor einer Woche als Achtundvierzigjähriger verlassen hatte. Beil Nevis dagegen hatte sich durch eine Woche umfangreicher Besorgungen in Edinburgh und London nur noch verjüngt, und obwohl er jetzt im zweiundsechzigsten Lebensjahr stand, sah er nicht älter
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