Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrlich und in Freuden

Herrlich und in Freuden

Titel: Herrlich und in Freuden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Compton Mackenzie
Vom Netzwerk:
Orient-Bank.«
    Ben Nevis triumphierte und stieß Kilwhillie unter dem Tisch an.
    »Wirklich? Mein Reisescheck ist auf die Britische Orient-Bank ausgestellt. Wissen Sie, ob in Tallulaghabad eine Zweigstelle ist?«
    »Nein, dort haben wir keine Zweigstelle.«
    »Oh, ich sollte mich vorstellen. MacDonald. Donald MacDonald von Ben Nevis, und das ist mein Freund Hugh Cameron von Kilwhillie.« - »Sie reisen auch mit der Taj Mahal?«
    »Ja, mein Freund Hugh Cameron und ich wollten uns gern mal Indien ansehen, und da mein Sohn Hector jetzt in Tallulaghabad bei den Clanranalds stationiert ist, nahmen wir das zum Vorwand für unsere kleine Vergnügungs-Tour.«
    »Vergnügungs-Tour dürfte kaum das richtige Wort sein, Donald«, wandte Kilwhillie stirnrunzelnd ein.
    »Da gebe ich Ihnen recht, Mr. Cameron«, sagte ihr neuer Bekannter. »Indien ist kein Vergnügen. Immerhin ist die Taj Mahal kein übler alter Kasten, und in dieser Jahreszeit haben wir’s im Roten Meer nicht allzu heiß. - Ich bin der Leiter unserer Bank in Jumbulpore, Winstanley!«
    Nachdem Mr. Winstanley so viel gesagt hatte, schien er nicht geneigt, noch mehr zu sagen, und auf die Fragen des Häuptlings gab er nach Möglichkeit nur einsilbige Antworten.
    »Ein kalter Fisch, Hugh«, sagte Ben Nevis, als er und sein Freund wieder in ihrem Abteil saßen.
    »Viele Leute sprechen nicht gern in der Bahn«, bemerkte Kilwhillie. »Ich mag es auch nicht. Man muß die Stimme so überanstrengen!«
    »Mir scheint, wir müssen verdammt vorsichtig in der ganzen Angelegenheit vorgehen, Hugh. Meiner Ansicht nach muß dieser Winstanley ein unmöglicher Ehemann gewesen sein! Ich meine, keine Frau sitzt gern beim Frühstück einem Mann gegenüber, der weiter nichts als >ja< oder >nein< hervorquetscht. Ich wünschte, ich wüßte ganz genau, ob er sich von ihr hat scheiden lassen, oder sie von ihm.«
    Die Antwort hierauf sollte Ben Nevis erst am Abend erhalten, bevor die Taj Mahal Gibraltar anlief, als das ständige Geheul der Schiffssirene ihn um drei Uhr nachts aus dem Bett trieb. Sein Buch über Indien hatte sich als ein unzureichendes Schlafmittel erwiesen. Als er über das Bootsdeck stolzierte, löste sich Mr. Winstanleys Gestalt aus dem Nebel.
    »Hallo, können Sie auch nicht schlafen?« rief er mit polternder Anteilnahme. »Was uns gut tun würde, wäre heißer Butter-Toast! Wir wollen in den Rauchsalon gehen und den Nacht-Steward aufstöbern. Wie ich hörte, kann er wunderbaren heißen Butter-Toast machen!«
    Bald saßen Ben Nevis und Mr. Winstanley in dem gemütlich schäbigen und reizend altmodischen Rauchsalon der Taj Mahal, und vor ihnen stand eine große Platte mit heißem Butter-Toast.
    »Und wie wäre es mit einer schönen heißen Tasse Kakao?« schlug der Nacht-Steward vor. »Nichts wirkt so einschläfernd wie eine gute Tasse Kakao!«
    »Ich glaube, Kakao habe ich nicht mehr getrunken, seit ich ein Schuljunge war«, sagte Ben Nevis. »Hört sich aber ganz nett an! Bringen Sie uns nur welchen, bitte!«
    Kakao erfreut sich bei jungen Studentinnen des guten Rufs, anregend auf die Unterhaltung zu wirken, und so wirkte er bestimmt auch auf Mr. Winstanley.
    »Meine Frau hat mir früher auch immer Kakao gekocht, wenn ich nach besonders anstrengender Arbeit in der Bank spät abends nach Hause kam.« v
    »Tatsächlich?« rief Ben Nevis. »Ich dachte, in der Bank hört jeder früh am Nachmittag zu arbeiten auf. In meiner Bank in Inverness machen sie’s so.« Der Häuptling wollte etwas Zeit gewinnen und sich inzwischen überlegen, wie er seine nächste Frage formulieren könne.
    »Wie haben Sie Ihre Frau verloren?« fragte er endlich mit einer Stimme, die wie die des Radioansagers klang, wenn er von einem Eisenbahnunglück berichtete.
    »Es handelte sich um eine Scheidung.«
    Ben Nevis konnte sich nur gerade eben zurückhalten, um nicht zu sagen: >Ja, das weiß ich, aber haben Sie sich von ihr scheiden lassen
    - oder umgekehrt?« Es war sehr wichtig, das genau zu wissen, ehe er sich seinen Sohn Hector vornahm. Er konnte den Jungen in eine vorschnelle Heirat treiben, wenn er voraussetzte, daß Mrs. Winstanley der schuldige Teil sei. Er beschloß, sich ruhig zu verhalten und Mr. Winstanley unter der günstigen Einwirkung des Kakaos weitersprechen zu lassen.
    »Ja«, sagte Mr. Winstanley düster, »vor drei Jahren begann unsre Ehe auseinanderzugehen. Übrigens war es nicht gänzlich Angelas Schuld. Oh, Verzeihung: Angela ist der Name meiner Frau.«
    »Angela? Aber das ist ja

Weitere Kostenlose Bücher