Herrlich und in Freuden
habe alles in Erfahrung gebracht, was ich wissen wollte - ausgenommen das, was Sie mir vorhin selbst sagten. Sie sind sehr aufrichtig zu mir gewesen, und das werde ich nie vergessen! Glauben Sie, daß Sie mit mir glücklich sein könnten?«
»Ich würde nicht versprechen, Sie zu heiraten, wenn ich das nicht genau wüßte!« entgegnete Angela.
»Ja, und ich auch. Wir wollen oft nach Europa reisen. Sie werden nicht wie eine Inderin leben müssen«, lachte er.
»Und wir wollen Musik hören!« seufzte sie. »Musik und immer wieder Musik!« - »Natürlich! Deshalb reisen wir ja nach Europa. Darf ich Ihnen jetzt den Ring an den Finger stecken?«
Angela erhob sich und reichte ihm ihre schlanke Hand, die kein einziger Ring schmückte.
»Sitzt er nicht zu lose?« fragte er. »Oder zu fest?«
»Er paßt mir wie angegossen«, sagte sie.
Dann umarmte er sie.
»Und jetzt müssen wir wieder in den Ballsaal gehen und die Neuigkeit verkünden«, sagte der Maharadscha.
Angela schüttelte den Kopf.
»Die Neuigkeit kann erst in drei Wochen bekanntgegeben werden«, sagte sie. »Meine Scheidung wird nicht vor dem zwölften Januar ausgesprochen.« - »Das hat doch nichts zu bedeuten!«
»Es hat insofern sehr viel zu bedeuten, als der vorläufige Entscheid widerrufen werden kann, und dann kann ich Sie nicht heiraten.«
»So viel Geduld bringe ich kaum auf«, sagte der Maharadscha.
»Das verstehe ich, aber es ist das einzig Vernünftige. Nur zwei Menschen möchte ich es gern mitteilen.«
»Mr. Tucker?« fragte er rasch.
Angela lachte.
»Nein, nein, die Mühe werde ich mir nicht machen. Aber ich möchte es sehr gern Maisie Lambert sagen, weil ich weiß, daß sie sich gerade jetzt überlegt, ob sie Ihren militärischen Berater heiraten soll oder nicht.«
»Das ist ja fabelhaft schnell gegangen!«
»Eigentlich nicht. Sie und Gerald Ripwood waren vor drei Jahren verlobt, und die Verlobung wurde aus finanziellen Gründen aufgehoben. Ich glaube, wenn sie weiß, daß ich Sie heirate, würde sie annehmen, daß Gerald Ripwoods Stellung etwas gesicherter wäre.«
»Oh, er scheint mir ein recht begabter Mensch zu sein. Wenn er die Tussore-Ulanen gut ausbildet, könnte ich mich versucht fühlen, ihm eine Dauerstellung anzubieten. Liebt Ihre Freundin ihn noch?«
»O ja, sie liebt ihn immer noch.«
»Ich kann es gerade jetzt nicht verhindern, daß mir Verliebte sehr sympathisch sind«, sagte der Maharadscha und zog Angela an sich.
»Mir auch«, erwiderte Angela und bot ihm ihren Mund.
Irgendwo schlug eine Uhr mit silbernem Klang zweimal.
»So habe ich noch nie geküßt«, flüsterte Angela benommen. »Wie herrlich, daß alles neu ist! Und jetzt wollen wir ein paar Minuten ins Musikzimmer gehen. Ich möchte Ihnen das Notturno in Es-Dur Vorspielen. Mir ist, als ob das sentimentale Stück in so kurzer Zeit mein ganzes Leben völlig verändert hätte.«
Auf dem Wege zum Musikzimmer fragte der Maharadscha, wer der andere sei, dem Angela die Verlobung mitteilen wolle.
»Ben Nevis. Aber ich werde ihm sagen, daß es ein Geheimnis ist. Hector MacDonald soll es erst erfahren, wenn wir es veröffentlichen können. Ich gebe meinen Bungalow in Tallulaghabad auf und gehe vielleicht ein Weilchen nach Kalkutta.«
»Warum um Himmels willen dorthin?«
»Um über den Unterschied zwischen der Vergangenheit und der
Zukunft nachzudenken. Ich werde Maisie Lambert bitten, mich zu begleiten.« - Im Musikzimmer setzte sich Angela an den Bechstein-Flügel und spielte das Notturno.
»Heute haben Sie es anders gespielt«, sagte der Maharadscha, als sie geendet hatte.
»Nicht so gut?« - »Ebenso gut, aber anders.«
»Ich habe es mit einer Empfindung gespielt, die so grundehrlich ist, daß ich kein gefühlvolles Rubato brauchte«, erwiderte Angela. »Während meiner Abwesenheit will ich die Kreutzer-Sonate üben, und Sie müssen es auch tun, damit wir sie gemeinsam spielen können, wenn wir uns Wiedersehen.«
Im Ballsaal tanzte Hector wieder mit Penelope Machell, und Angela ging zu Ben Nevis hinüber, der mit Kilwhillie sprach.
»Kann ich Sie einen Augenblick sprechen, Ben Nevis?« bat sie.
»Es handelt sich wohl um den armen Hector, was?«
»Und auch noch um etwas anderes«, erwiderte sie.
Sie schlenderten durch die Loggia zur Palmennische, in der sie schon mit Hector und nachher mit Kilwhillie gesessen hatte.
»Ein ganz herrlicher Abend!« sagte der Häuptling. »Abgesehen von dem armen alten Hector natürlich! Wissen Sie, was so erstaunlich
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