Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Er marschiert nach Dublin und lässt sich dort 1166 zum König von Leinster krönen. Den Wikingern versüßt er die Anerkennung seiner Oberherrschaft mit einem kapitalen Geschenk, 4000 Schafe, die er vorher von seinen eigenen irischen Untertanen als Steuer erhoben hat. Wie groß der Status Dublins ist, zeigt die Tatsache, dass in der öffentlichen Meinung die Krönung des Ruaidhri Ó Conchobhair zum König von Dublin mit der zum Hochkönig von Irland gleichgesetzt wird.
Dieser Macht hat Diarmait Mac Murchada nach dem Wegfall seiner eigenen Hauptstadt nichts mehr entgegenzusetzen. Bei Lichte betrachtet ist die Wertschätzung, die er bei den Ostmännern von Dublin genießt, ohnehin mehr als zweifelhaft. Die Stadtherren hatten seinerzeit Diarmaits Vater ermordet und ihn zusammen mit einem toten Hund unter dem Boden ihrer Versammlungshalle begraben.
Der König von Leinster entthront und schließlich auch noch verbannt.
Eine alte Geschichte wiederholt sich. Natürlich nimmt es Mac Murchada nicht einfach so hin, dass man ihn entmachtet. Aber er braucht Hilfe. Und bei dem Mann, den er darum bittet, rennt er offene Türen ein.
Henry II. aus dem Hause Plantagenet, amtierender König von England und Herrscher über diverse Gebiete in Frankreich, hat zwei Söhne, die er zum gegebenen Zeitpunkt mit Königreichen ausstatten möchte. Und wie der Zufall will, hat er auch schon einmal den Gedanken ventiliert, sich der Nachbarinsel anzunehmen. In diesem Bestreben hat er einen starken Verbündeten, der ihm auch die notwendige moralische Unterstützung verschafft, wenn auch dessen Motive völlig andere sind. Denn es gibt zwei Dinge in Irland, die dem bislang einzigen Papst englischer Herkunft, Hadrian IV., ein Dorn im Auge sind. Zum einen ist er ein natürlicher Gegner der keltischen Kirche mit all ihren Eigenheiten, die in Irland verhindert, dass die römische Episkopalkirche dort wirklich Fuß fassen kann. Zum anderen hält er das irische Recht für unmoralisch, denn es lässt in guter keltischer Tradition die Scheidung zu. So hat er Henry II. bereits in dessen Krönungsjahr 1154 mit einer Legitimation ( Laudabiliter ) und einem päpstlichen Goldring mit Smaragd ausgestattet, um die Christen in Irland auf den einzig wahren Weg zurückzuführen. Als dann 1166 der vertriebene König von Leinster vor Henry steht und ihn um Hilfe bei der Rückforderung seiner Ansprüche bittet, nimmt der englische König das zum Anlass, seine Pläne in die Tat umzusetzen. Er erteilt Mac Murchada die Erlaubnis, Männer zu rekrutieren, um in Irland seinen Königstitel zurückzuholen. Mit einer kleinen Bedingung: Vorher muss Mac Murchada Henry natürlich seine formelle Unterwerfung erklären. Das tut dieser mehr als bereitwillig.
Henrys Interesse an Irland geht inzwischen über ein formelles weit hinaus. Zunächst einmal gilt Irland am englischen Königshof zwar als barbarisch und primitiv, auf der anderen Seite ist es unter seinem Vorgänger deutlich näher an England herangerückt. Die in den Städten (vor allem in Dublin) lebenden Wikinger und ihre Nachkommen hatten in England neue Handelspartner gefunden. Irland wurde dankbarer Abnehmer englischer Waren. Um diesen Zustrom an Luxus zu sichern, hatte der Hochkönig von Irland, Muirchertach Ó Brian, schon zu Henrys Vater, Henry I., gute Beziehungen gepflegt.
Sowohl englische als auch irische Könige mussten ein großes Interesse daran haben, sich die Kontrolle über die Wikingerstädte zu sichern. Dublins Wikinger sind Krieger, die ihre Dienstleistungen als Söldner jedem anbieten, der dafür bezahlt. Ein potenzieller Gefahrenherd.
Was auf den ersten Blick wie ein erhebliches Risiko für Henry II. erscheint, ist für ihn eigentlich der sprichwörtliche Königsweg. Was immer auch passiert, er kann nicht verlieren. Zunächst stellt er sicher, dass Mac Murchada nicht irgendjemanden rekrutiert, sondern er lenkt dessen Aufmerksamkeit auf seine westlichsten Vasallen: die unzufriedenen und aufmüpfigen Lord Marchers, die die Grenzregion zu Wales bewohnen und zu seinen unbequemsten Untertanen zählen. Die Aussicht auf neue Ländereien jenseits der Irish Sea ist Motivation genug, und so verfügt Mac Murchada schon bald über eine schlagkräftige normannische Truppe, auch wenn diese nicht gerade zur moralischen Elite Englands zählt. Dafür sorgt schon der, den Mac Murchada als ersten verpflichtet. Er trägt den beeindruckenden Namen und Titel Richard fitz Gilbert de Clare, Baron vonPembroke, ist aber in die
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