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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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alliieren sich mit den Wikingern und nutzen deren militärische Stärke zur Durchsetzung ihrer eigenen Interessen. Die erste Allianz dieser Art ist bereits aus dem Jahr 842 überliefert, und über die folgenden 20 Jahre werden sie gang und gäbe. Kein Wunder, dass sich die Wikinger schon bald recht heimisch in Irland fühlen.
    Doch dieses warme Gefühl findet ein abruptes Ende, als die Uí Néill ab 866 beginnen, die nördlichen Stützpunkte der Wikinger zu zerstören.
    Ab 915 demonstrieren die »Ostmänner«, dass es ihnen mit der Besetzung Irlands ernst ist. Große Flottenverbände landen in Waterford und dringen ins Landesinnere vor. 919 stellt sich ihnen bei Dublin die Streitmacht des Hochkönigs von Irland, Niall Glúndlub von den Uí Néill entgegen – und wird geschlagen. Um 950 ist ein gewisser Status quo erreicht: Die Iren unternehmen keine militärischen Schläge gegen die Wikinger, während diese ihre Herrschaftsbereiche mehr oder weniger auf die direkte Umgebung ihrer städtischen Siedlungen beschränken. Einige der kleinen lokalen Königreiche in unmittelbarer Nachbarschaft der Städte verschwinden, doch es gibt keine nennenswerten militärischen Aktionen, die sich gegen Provinzkönige oder gar den Hochkönig richten. Die Klöster werden zwar immer noch regelmäßig beraubt, doch kommt es zu keinen Exzessen mehr, sodass die meisten von ihnen die Periode der Besetzung durch die Wikinger überleben.
    Mit dem 10. Jahrhundert übernehmen die Wikinger den irischen Handel. Sie beherrschen die Küstenstädte und den Schiffsbau und verfügen damit über die besten Voraussetzungen, wobei vor allem Sklaven ein begehrtes Handelsgut sind. Und natürlich profitieren auch die Iren von dem neuen Zustrom an Waren und neuen Märkten.
    Das heißt nicht, dass die Konflikte der Iren untereinander inzwischen aufgehört haben. Im Gegenteil. Die enge Verflechtung zwischen Aristokraten und Klöstern hat dazu geführt, dass die Grenzen zwischen kirchlicher und weltlicher Sphäre verschwommen sind. Die Klöster sind jetzt mächtige Städte, deren Vorsteher aus den Reihen der jeweiligen königlichen Familie kommen. Nimmt man den materiellen Aspekt dazu, dann kann man sagen, dass die Klöster den Clans gehören . Folgerichtig sind Überfälle auf Klosterstädte fester Bestandteil der Kriege der Dynastien untereinander. Auf der anderen Seite sind die Klöster schon längst keine wehrlosen Orte der Beschaulichkeit mehr, sondern unterhalten eigene Kriegerschaften.
    Ein Familienzwist auf höchster Ebene führt schließlich zu einem der großen Missverständnisse in der irischen Geschichte. Am Karfreitag des Jahres 1014 kommt es auf der »Bullenwiese« (zu gut Irisch Clon Tarbh ) zu einer Schlacht, von der man später schreiben wird, dass sie der Befreiungsschlag der Iren gegen die Wikinger war.
    Die Realität ist eine andere.
    Bis zum 10. Jahrhundert ist in der Provinz Mumha (Munster) mit der Dynastie der Dál Cais eine ernsthafte Konkurrenz der Uí Néill gewachsen. Hilfreich war dabei sicher auch, dass sich die Uí Néill in verlustreichen Kämpfen den Wikingern entgegengestellt und viele Krieger verloren haben, während sich die Dál Cais in vornehmerZurückhaltung geübt und damit die eigenen Ressourcen geschont haben.
    951 stirbt Cennétig von den Dál Cais, König von Nordmunster. Als dessen ältester Sohn durch die Wikinger von Limerick ermordet wird, fackelt sein jüngerer Bruder Brian Bóroimhe nicht lange und verfolgt die Mörder, die sich im Kloster von Scattery Island verschanzen. Ein heiliger Platz eigentlich, und Schutzsuchende genießen natürlich Immunität. Für Brian Bóroimhe ist das Kloster nichts als ein Versteck von Verbrechern. Er stürmt es und massakriert die Wikinger. Dann geht er daran, seinen Machtbereich mit atemberaubender Geschwindigkeit zu erweitern. Damit ist der Konflikt mit den Uí Néills vorprogrammiert. Allerdings gibt es ein Problem: Man stellt fest, dass man militärisch etwa gleich stark ist. Man kann sich nun also gegenseitig zerfleischen, damit am Ende ein lachender Dritter das Feld nehmen kann, oder man kann sich einigen. Das tut man 997, als sich Brian Bóroimhe von den Dál Cais und Mael Sechnaill von den Uí Néill bei Clonfert treffen und Irland zwischen sich aufteilen. Brian erhält Leinster einschließlich Dublin. Allerdings kann er sich an seinem Preis nicht lange freuen. Dublin und Leinster rebellieren, werden jedoch von ihrem neuen Herrscher brutal niedergeworfen, der von nun an

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