Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
Generation zu Generation weitervererbt. Trotz seiner 15 Kilogramm Gewicht erweist es sich im Kampf als derart praktisch, dass es von vielen späteren Heeren übernommen wird, allen voran den Römern.
Der einfache Krieger zieht barhäuptig in die Schlacht, was auch sein steil aufgekämmtes, mit Gipswasser gehärtetes Haar besser zur Geltung bringt. Bei den Bessergestellten erfreuen sich ab dem 4. vorchristlichen Jahrhundert dagegen Eisenhelme wachsender Beliebtheit. Kaum eine keltische Waffe oder ein keltisches Rüstungsteil hat sich über die Jahrhunderte derart verändert. Dabei spielt bei den frühen Formen der kriegerische Nutzen eine eher untergeordnete Rolle. Meist sind es reine Showelemente, deren praktischer Nutzen in der Schlacht aufgrund des Gewichts und des Trageverhaltens besonders bei schnellen Bewegungen eher zweifelhaft ist. Dieschönsten Exemplare sind kunstvoll dekoriert, haben Auflagen aus Gold und Koralle und lassen ihren Träger durch hohe Kämme oder gar Tierfiguren noch größer von Statur erscheinen. Eines der bekanntesten Beispiele ist der Prunkhelm aus dem rumänischen Ciumesti, den ein großer Adler mit beweglichen Schwingen ziert (s. Abb. auf Seite 86). Andere Modelle verfügen über einen nur angedeuteten oder voll ausgearbeiteten Nackenschutz und/oder (ab dem 3. Jahrhundert v. Chr.) auch über bewegliche Wangenschutzstücke. Im 1. vorchristlichen Jahrhundert setzt sich schließlich eine Form durch, die der Funktionalität als Bestandteil der Rüstung so umfassend Rechnung trägt, dass sie als Vorläufer der Helme der römischen Legionen betrachtet wird. Es sind einfache, schnörkellose Ausführungen ohne Kämme oder figürliche Aufsätze, dafür mit Wangen- und Nackenschutz und Schirm.
Der große Tag: die erste Schlacht
Von dem Tag an, an dem Aleso und seine Gefährten ihre Kriegerweihe überstanden und ihre ersten Waffen erhalten haben, sind sie vollwertige Krieger des Stammes. Theoretisch müssen sie also täglich damit rechnen, in den Kampf zu ziehen. Doch praktisch laufen sie weder Gefahr, aufgrund ihrer Unerfahrenheit schon in der ersten Auseinandersetzung den Weg in die Andere Welt antreten zu müssen, noch werden sie am Tag ihrer ersten Schlacht schon beim misstönenden Klang der carnyxe , der keltischen Kriegstrompeten, zusammenzucken oder gar davonlaufen. Genauso wenig sind herzzerreißende, tränenreiche Abschiedsszenen von Müttern zu befürchten, die mit schwerem Gemüt ihren gerade erwachsen gewordenen Söhnen hinterherwinken, wenn diese in ihren ersten Kampf ziehen.
Bei den Kelten ist Krieg keine ausschließliche Angelegenheit einer herrschenden Kaste, die Kämpfer aus den Reihen der unteren Schichten durch Zwang oder gegen Sold verpflichtet und dementsprechende Ressentiments beim Rest der Bevölkerung verursacht. Krieg hat hier vielmehr den Charakter einer allgemeinen Volksbelustigung. Man muss sich das in etwa so vorstellen: Kaum dass im Frühjahr die Wege trocken genug sind, dass die Räder der Kampfwagen nicht mehr im Schlamm stecken bleiben und größere Gruppen von Menschen auf ihnen marschieren können, wird in einer Siedlung ein berittener Kriegsherr auftauchen. Er wird vielleicht eine Geschichte über eine Beleidigung seines Clans erzählen oder schlichtweg nur verkünden, dass er seinen Viehbestand zu vergrößern beabsichtigt und ihm hierzu die Tiere eines benachbarten Herrn außerordentlich gelegen kämen. Dann wird er fragen, ob ihn jemand auf seiner Mission begleiten möchte.
Diese Frage wird in der Regel nur rhetorischen Charakter haben. Viele der angesprochenen Männer sind dem Kriegsherrn vermutlich ohnehin auf die eine oder andere Art verpflichtet, sodass eine Weigerung ernsthafte Konsequenzen nach sich ziehen würde. Aber einmal unabhängig davon: Niemand, der eine Lanze, ein Schild oder gar ein Schwert sein Eigen nennt, wird ernsthaft auch nur einen Augenblick zögern, wenn es darum geht, gegenüber dem Herrn seine Loyalität, und gegenüber allen anderen seine eigenen Fähigkeiten zu beweisen. Und der vorhin im Zusammenhang mit dem Krieg verwendete Begriff ›Volksbelustigung‹ ist durchaus wörtlich zu nehmen. Es sind nämlich mitnichten nur die Männer, die ihre Sachen und Waffen packen, sondern oft genug nutzt man die Gelegenheit zu einem ausgedehnten Familienausflug mit Frau, Kindern und Vorratswagen. Entsprechend undiszipliniert verläuft der Marsch, von der Geschwindigkeit einmal ganz zu schweigen. Während der eigentlichen Kampfhandlungen
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