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Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur

Titel: Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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sitzen die Familien dann irgendwo im Hintergrund, um ihre Männer, Väter und Söhne anzufeuern.
    Keltische Kriegstrompeten – carnyx genannt. Zeichnung nach einer Darstellung auf dem Gundestrup-Kessel, Dänemark.
    Diese bis zu zwei Meter langen, meist in Wildschweinköpfen endenden, Trompeten wurden sowohl in Schlachten als auch auf dem Marsch zum und vom Schlachtfeld geblasen. Ihr Klang wird von antiken Autoren als rau und misstönend beschrieben.
    Wenn Aleso zu seiner ersten Schlacht auszieht, ist er also weder allein, noch ist ihm der Anblick eines Schlachtfelds völlig fremd. Das Einzige, was sich für ihn verändert hat, ist, dass er nun nicht mehr zu den Zuschauern, sondern zu den Akteuren gehört. Auch ist esnicht so, dass die Familien mit ihren Männern ausziehen, um einem wüsten und grausamen Gemetzel zuzusehen. Im Gegenteil, zwischen dem 5. und dem 3. vorchristlichen Jahrhundert sind ausgedehnte Schlachten zwischen den Stämmen und Clans ausgesprochen selten. Sie erinnern im wahrsten Sinne des Wortes eher an moderne Sportveranstaltungen mit festen Regeln, was den Ablauf angeht. Der Kampf ist ein feststehendes Ritual, eine inszenierte Show, bei der alle Akteure wissen, was sie zu tun haben und wo ihr Platz ist.
    D as Gras ist noch feucht, als sie die Hügelkuppe erreichen und ihren Abstieg in das Tal beginnen. Freudig erregte Rufe ertönen, als die vorn Marschierenden entdecken, dass sie unten bereits von den gegnerischen Kriegern erwartet werden. Es wird einen guten Kampf geben heute.
    Alesos Herz hämmert in seinen Ohren. Er ist da, sein Tag. Heute wird er kämpfen. Heute wird er ein richtiger Krieger werden.
    Als sie den halben Weg hügelabwärts zurückgelegt haben, bleiben die Frauen mit den Kindern und Wagen zurück. Von hier aus lässt sich das weitere Geschehen gut verfolgen: weit genug entfernt, um den Überblick zu behalten, und nahe genug, um auch die Einzelheiten eines Kampfes beobachten zu können.
    Auf der anderen Seite haben die Krieger inzwischen begonnen, sich in einer langen Reihe aufzustellen. Es mögen 50, vielleicht 60 Kämpfer sein, und für einen Augenblick durchzuckt Aleso der Gedanke, dass es vielleicht gar keine so schlechte Idee war, dass der Bruder seines Vaters noch einen Boten zu der Familie seiner Frau geschickt hat – und sich ungefähr 15 Männer spontan bereit erklärt haben, sie in ihrem Kampf zu unterstützen. Auf der anderen Seite, was sind schon Zahlen, wenn man in den eigenen Reihen die besten Krieger aller Kriegerstämme der Umgebung hat?
    Ohne Eile laufen sie in ihrer Kampfordnung auf. Die Krieger der anderen Seite stehen auf ihre langen Schilde gestützt, unterhalten sich und machen abwertende Handbewegungen in ihre Richtung. Schließlich hat auch bei Alesos Clan jeder seinen Platz gefunden. Fast jeder. Allgemeines Gelächter ertönt, als Belorix, ihr Stammesführer, sich zwei Strohballen bringen lässt, seinen Schild darüber legt und auf dieser Bank Platz nimmt. Es kann losgehen. Alesos Gruppe steht an der rechten Flanke der Schlachtordnung. Eine ganze Weile passiert gar nichts. Es ist offensichtlich, dass man abwartet, welche Seite den ersten Schritt tun wird.
    Plötzlich kommt Bewegung in die eigenen Reihen. Aleso kann nicht gleich erkennen, was diese Unruhe verursacht hat, doch als er sich ein wenig nach vorn lehnt, sieht er einen einzelnen Krieger zuPferde, der langsam auf die gegnerischen Linien zureitet. Etwa auf halbem Weg bleibt er stehen, vollführt eine halbe Kehrtwendung und richtet sich in seinem Sattel auf.
    »Ihr Götter, ich liebe euch! Noch letzte Nacht träumte ich davon, dass ich, Epos, der von den Göttern Verwöhnte, reiten würde, mit vielen Köpfen an meinem Gürtel und am Zaumzeug meines Pferdes, und schon heute schickt ihr mir die Männer, die mir eben diese Köpfe bringen werden. Es hätte wirklich nicht so viel Eile gehabt!«
    Brüllendes Gelächter und Anfeuerungsrufe branden auf, begleitet vom rhythmischen Schlagen auf hölzerne Schilde und die Seitenwände der Kampfwagen. Aleso starrt nach vorn. Sein wilder Blick hängt fest an dem Mann zwischen den beiden Linien.
    Die Prahlerei des Kriegers bleibt nicht lange unbeantwortet. Aus den Reihen der gegnerischen Truppen löst sich ebenfalls eine berittene Gestalt und kommt in einigem Abstand vor dem Herausforderer zum Stehen. Er rückt seinen Helm zurecht und legt eine Hand an den Griff seines Langschwertes. Dann beginnt er zu sprechen, so laut, dass man ihn selbst bei den Frauen und

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