Herrscher der Eisenzeit - die Kelten - auf den Spuren einer geheimnisvollen Kultur
werden sie von den heiligen Männern des Stammes (ab dem 3. vorchristlichen Jahrhundert den Druiden) abgehalten, Männern, in deren Nähe sie sich bislang kaum gewagt hatten. Zum anderen findet der Unterricht weit außerhalb der Siedlungen, an abgelegenen Orten statt, wahrscheinlich auf einer kleinen Waldlichtung, fernab der täglichen Geschäftigkeit derGemeinschaft. In dieser Zeit fühlen sie sich als etwas Besonderes, als verschworene Gruppe, mit denen die heiligen Männer des Stammes Geheimnisse teilen. Was daraus erwächst ist ein intensives Zusammengehörigkeitsgefühl innerhalb dieser Gruppen. Ein Zusammengehörigkeitsgefühl, das weit über den Tag der Kriegerweihe hinausreicht und durch gemeinsame Kampferfahrungen noch vertieft wird. Und so verwundert es kaum, dass griechische und römische Berichterstatter mit Entrüstung von keltischen Kriegern berichten, die sich abends an den Kriegerfeuern in den Armen liegen – und es mit Blick auf ihre eigene Zivilisation als homosexuelle Praktiken interpretieren.
Dekoration eines Helmes der Donaukelten. Zeichnung nach einem Fund aus dem 4. Jahrhundert v. Chr., gefunden 1965 bei Ciumesti in Rumänien.
Der kunstvoll gearbeitete Raubvogel mit beweglichen Flügeln ist aus Bronze. Seine Augen waren aus farbigem Glas, die Pupille aus roter Emaille. Die Flügelspannweite beträgt 23 cm, die Länge 33 cm. Diese im realen Kampf extrem hinderliche Dekoration bestätigt die keltische Kampfweise als feststehendes Ritual aus Showelementen.
Außer, dass die Jungen von nun an anerkannte, gleichberechtigte Mitglieder der Stammesgemeinschaft sind, bringt der Tag der Kriegerweihe noch zwei wichtige Veränderungen mit sich. Die Namen und Taten ihrer Väter und Großväter werden natürlich ihr ganzes Leben lang Bestandteil ihrer eigenen Identität bleiben, und sie werden sie mit Stolz jedem Feind entgegenschleudern. Ihre Umwelt wird jedoch nach und nach aufhören, die jungen Männer über ihre Abstammung zu definieren, wird sie bald nicht mehr als »Sohn des …« bezeichnen. Im Gegenteil, die Kriegergemeinschaft erwartet von den jungen Kämpfern, dass sie beginnen, ihren eigenen Namen mit einer Geschichte zu füllen, die gleichzeitig Bestandteil der Geschichte des Stammes ist.
Die zweite Veränderung für die frisch geweihten Krieger ist eher praktischer Natur. Der Tag der Kriegerweihe ist für sie nämlich auch der Tag, an dem ihnen – in der Regel von ihren Vätern – ihre ersten eigenen Waffen übergeben werden.
Lanzen, Schwerter, Kettenhemden – kleine keltische Waffenkunde
Das Tragen von Waffen ist das Symbol des freien Mannes. Wie diese Bewaffnung aussieht, richtet sich unter Berücksichtigung regionaler Verschieden- und Besonderheiten einzig und allein danach, was man sich leisten oder in Kämpfen erbeuten kann. Sobald möglich investiert man auch gern etwas mehr, und das durchaus in Waffen, die noch nicht einmal zum Kämpfen taugen, sondern vielmehr als Schaustücke dem Auge schmeicheln und Neid generieren sollen. Diese auf den ersten Blick eigenwillig erscheinende Setzung der Prioritäten zieht sich durch fast alle Waffen- und Rüstungstypen.
Das absolute Minimum an Kriegsausrüstung sind ein Speer und ein Schild. Erstere reichen von handlichen Wurfgeschossen (meist für die Jagd) über etwas längere Modelle, die als Lanze fungieren, bishin zu Exemplaren von 2,50 Metern Länge. Es sind vergleichsweise preiswerte Waffen. Doch hier geht es auch mehr um die Symbolik. Eine Waffe, egal welche, ist ein Zeichen: Ich bin ein freier Mann.
Schilde sind meist nichts anderes als mit Leder überzogene Bretter, oval oder in der Form eines großen Rechtecks mit abgerundeten oder abgeschrägten Ecken, 1,10 Meter bis 1,40 Meter groß (Schild s. Farbbildteil Abb. 10). Auf der Rückseite eines Schilds befindet sich ein einziger, waagerecht angebrachter Holzgriff, der breit genug ist, dass man den Schild auch mit beiden Händen packen und damit auf den Gegner einschlagen kann. Ein Unterarmriemen, wie er bei fast allen Langschilden von der Antike bis hin zu den modernen Schutzschilden der Polizei zu finden ist, fehlt. Das setzt eine gut entwickelte Arm- und Schultermuskulatur voraus, verhindert auf der anderen Seite jedoch auch, dass sich der Kämpfer beim Fallen im Schild verfängt und damit praktisch wehrlos ist. Zum Schutz der Hand ist auf der Außenseite mittig ein Buckel aus Holz oder Eisen aufgebracht.
Wie auch in anderen Kriegerkulturen ist der Schild natürlich nicht nur
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