Herrscher der Eisenzeit
darstellen. Die Britannier ziehen sich nach dem römischen Durchbruch zurück und versuchen, die Invasoren in einer zweiten Schlacht an der Themse zu stoppen. Wieder kämpfen sie nur gegen Hilfstruppen, denn es ist nicht nur eine der römischen Tugenden, neues Territorium für Rom zu erstreiten, sondern der Sieg wiegt noch schwerer, wenn er ohne Verluste an römischen Bürgern errungen wird.
Auch in dieser zweiten Schlacht siegen die Römer. Sie setzen in unmittelbarer Nähe der Siedlung Lugh Dun über den Fluss und errichten ein befestigtes Basislager – an der Stelle, wo heute der Tower steht.
Hier warten sie. Zwei Monate lang. Und zwar auf ihren Herrscher Claudius, der den Sturm auf die letzte Hochburg des Widerstands der Britannier, Camul Dun , selbst anführen will. Nicht, dass Claudius dem Aulus Plautius nicht zutraut, den Hauptsitz der Cassi einzunehmen. Es geht vielmehr um eine Formsache, eine protokollarische Angelegenheit. Claudius möchte sich gern Imperator nennen, was nur geht, wenn er einen eigenen militärischen Erfolg nachweisen kann.
Und den inszeniert er mit allen ihm zu Gebote stehenden Mitteln. Camul Dun kann dem Ansturm nicht widerstehen und fällt. Doch Claudius marschiert nicht einfach nur so in die Stadt ein, sondern er will Macht demonstrieren. Er reitet auf dem Rücken eines Kriegselefanten durch das Stadttor, begleitet von einer Einheit der Prätorianer.
Camul Dun ist als Handelsplatz und Ort der Huldigung des Kriegsgottes Camul anerkanntes Zentrum der Macht der südbritannischen Stämme. Hier empfängt Claudius die Unterwerfungserklärung einer ganzen Reihe britannischer Stammesherrscher.
Diesmal belässt es Rom jedoch nicht dabei, formelle Erklärungen und Versprechungen entgegenzunehmen. Claudius übergibt Aulus Plautius noch konkrete Anweisungen dahingehend, wie er sich die Sicherung, Verwaltung und nicht zuletzt auch Erweiterung der neuen römischen Territorien vorstellt und begibt sich dann zurück nach Rom.
Die Legionen machen dagegen keinerlei Anstalten, wieder abzuziehen.
Sie werden das erst wieder tun, wenn man in Britannien eigentlich eher darauf hofft, dass sie bleiben.
Der Zorn einer Frau gegen Rom
Die ersten Vorstöße
Die Römer verlieren keine Zeit. Sie haben das Machtzentrum der südbritannischen Stämme besetzt und Unterwerfungserklärungen entgegengenommen. Ihnen ist jedoch klar, dass sie damit noch längst nicht ganz Britannien in ihrer Hand haben.
Sofort zu Beginn der Feldzugsaison des Jahres 44 n. Chr. teilen die Römer ihre Streitkräfte und beginnen mit dem planmäßigen Vorstoß ins Landesinnere. Eine Legion bleibt in Camul Dun , zwei Legionen ziehen nach Nordwesten gegen die Cornovii und eine überschreitet im Westen die Grenze zum Stammesterritorium der Atrebates und unterwirft damit die, die die Römer eigentlich formell gerufen haben.
Bis Ende des Jahres 47 n. Chr. fallen die Stämme im Westen bis zum Fluss Severn und im Norden bis zum Humber, der Grenze zum Stammesgebiet der Brigantes. Hügelfestungen stellen kein ernsthaftes Hindernis für die römische Sturm- und Belagerungstechnik dar; mehr als 20 werden eingenommen und teilweise komplett zerstört. Die folgenden zwölf Jahre verwenden die Römer verstärkt auf die Konsolidierung der Verhältnisse in den von ihnen verwalteten Territorien. Das bedeutet jedoch keinen Stillstand in Bezug auf die Erweiterung des römischen Herrschaftsgebietes. Im Westen führt Ostorius Scapula, der Nachfolger des Aulus Plautius, Feldzüge gegen die Silures und die Deceangli im heutigen Wales. Dann erhält er beunruhigende Nachrichten aus dem bis dahin relativ friedlichen Norden. Ein Teil der Brigantes hat sich erhoben und bedroht die bis dahin erreichte Stabilität des noch recht zerbrechlichen Gebildes, das einmal eine römische Provinz werden soll. In einer groß angelegten Aktion werden die Aufständischen geschlagen und die Rädelsführer öffentlich hingerichtet. Im Zuge dieser Aktion beginnt man, die Brigantes von der ursprünglichen, natürlichen Grenze, dieder Fluss Humber bildet, zurückzudrängen. Das römische Herrschaftsgebiet reicht im Norden nun bis zur Landenge am Solway.
Ein Mann auf der Flucht, eine Frau und ihre Nähe zur Macht
Viele Britannier der oberen Schichten betrachten die Römer eher als Freunde statt als Feinde. Auf der anderen Seite ist die antirömische Allianz keineswegs bereit, das Feld kampflos zu räumen. Und es ist auch keine Überraschung, dass die Anführer des britannischen
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