Herrscher der Eisenzeit
Pyrene? Beweise dafür gibt es nicht …
Die Heuneburg in Herbertingen-Hundersingen. Die Bauweise dieses einzigen und ältesten massiven Lehmziegelbaus nördlich der Alpen ist Sensation und Rätsel zugleich. Hier lebten etwa 5000 Menschen. 80 Meter der ursprünglich 750 Meter langen Siedlungsmauer wurden rekonstruiert.
Die Heuneburg ist die einzige Festung dieser Bauweise, die bislang im nordalpinen Europa entdeckt wurde. Warum der Mauerbau, der der vorherrschenden keltischen schon allein von der Materialauswahl her weit überlegen war, keine Vorbildwirkung entfaltet hat, wird ein Rätsel bleiben. Der wirtschaftliche Aufschwung in dieser Phase beweist, dass das Konzept erfolgreich war. In dieser Zeit entsteht in unmittelbarer Nähe zu der oben beschriebenen Hügelfestung noch eine große Außensiedlung, von der man inzwischen weiß, dass sie an Größe die Hügelfestung noch deutlich übertrifft. Aber bei allem Geltungszwang: Die Fürsten der Heuneburg wussten, was der auch heute noch wichtigste Faktor für den Erfolg eines Unternehmens ist, das sich nicht die Vorteile des Versandhandels zunutze machen kann: der Standort. Im Falle der Heuneburg hat man den Vorteil recht früh erkannt. Die ersten Besiedlungsspuren stammen bereits aus dem 15. bis 13. vorchristlichen Jahrhundert. Schon die frühkeltische Heuneburg ist von einem sechs Meter tiefen Graben umgeben. Auch ein Großfeuer, das um 550 v. Chr. sowohl die Hügelfestung als auch die Außensiedlung in Schutt und Asche legt, bedeutet noch lange nicht das Ende der Heuneburg. Man wendet sich zwar komplett vom mediterranen Baustil ab, doch wird der Platz (ohne die Außensiedlung) nach dem alten keltischen Besiedlungsschema wieder aufgebaut und erlebt sogar einen neuen Aufschwung als Handelszentrum. Eine Auswahl der gefundenen Handelsgüter belegt die Bedeutung der Burg: attische Gefäße mit (damals) hochmodernen schwarzfigürlichen Verzierungen, Keramikgegenstände aus Südfrankreich, Transportamphoren für Wein aus Massalia sowie exotische Stoffe. Die Heuneburg ist der Ort, an dem die ältesten Funde chinesischer Seide in Europa entdeckt wurden. Zudem kommt hier eine relativ spät nach Mitteleuropa vorgedrungene Erfindung zum Einsatz: die schnell rotierende Töpferscheibe. Auf ihr lässt der Fürst hochwertige Keramik speziell für diejenigen fertigen, die der Oberschicht angehören oder ihr nahestehen.
Etwa 350 Kilometer weiter nordwestlich, am Glauberg, stößt man auf eine weitere Besonderheit. Die Funde lassen selbst nach nur oberflächlichen Grabungen darauf schließen, dass man hier einen Beweis mehr für die Komplexität der keltischen – angeblich primitiven, barbarischen – Gesellschaft entdeckt hat. Der Glauberg weicht schon in seiner länglichen Form von den üblichen kegelförmigen Hügelfestungen ab. Man vermutet, dass man hier auf die Überreste eines überregionalen Heroenkultzentrums gestoßen ist, wie die Statuen und vor allem die Anlage, komplett mit Mausoleum und Prozessionsstraße, selbst unter Beweis stellen.
Kunst und Veränderungen
Die Spur der Rhomben und Kreise
Die Kunst der Hallstattzeit ist nicht aus dem Nichts entstanden. Sie ist eine Fortführung dessen, was bereits zu Zeiten der Urnenfeldkultur und davor vorhanden war. Durch die intensiven Handelskontakte mit dem Mittelmeerraum noch aus der Zeit vor dem Zusammenbruch von Mykene sind viele Formen des dort herrschenden Ornamentstils nach Mitteleuropa gelangt. Doch hält sich das Bestreben, daraus etwas Eigenes zu schaffen, in Grenzen. Die Grundelemente der Hallstattornamentik sind vorrangig starre, trockene, beinahe leblos wirkende geometrische Figuren. Neben Rhomben, Dreiecken und Linien nimmt eine Form eine ganz besondere Stellung ein, wird zum dekorativen Grundelement: der Kreis. Er symbolisiert das Rad, den wiederkehrenden Lauf der Jahreszeiten und wird, im Gegensatz zu den meisten anderen Elementen, den Umschwung in der Ornamentik nicht nur überleben. Er wird in dem neuen, lebendigen Stil der sich an die Hallstattperiode anschließenden La-Tène-Zeit eine dominierende Rolle spielen.
Aber auch figürliche, wenngleich stark abstrahierte Tierdarstellungen finden sich in der Hallstattkunst. Es entstehen Bildnisse von Kreaturen, mit denen der Mensch tagtäglich Kontakt hat, von denen sein Leben oder sein Status abhängt: Pferde, Schweine und Schafe. Dementsprechend seltener wurden Bilder von wilden Tieren, etwa von Wildschweinen und Bären, gefunden. Rein lineare und geometrische
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