Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Weg, die Zuflüsse zu blockieren.
Bevor der Oberste Herrscher den See angelegt hatte, war nur wenig Wasser in die Höhle eingedrungen. Der Rest war durch die Kanäle geströmt, die jetzt die Straßen von Urteau bildeten. Daher vermutete Sazed, dass das Wasser wieder durch diese Kanäle fließen würde, wenn es ihm gelang, sein Eindringen in die Höhle zu verhindern.
Ich muss mehr über Wasserdruck wissen, dachte Sazed, damit ich die Stopfen vor den Zuflüssen massiv genug mache. Er glaubte, ein Buch über dieses Thema in seinem Metallgeist gesehen zu haben.
Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück und berührte den Metallgeist. Die Erinnerungen blühten in seinem Kopf auf, als er einen bestimmten Text zurate zog: den Index, den er für die Bücher in seinem Fundus angelegt hatte. Sobald er den Text hervorgezogen hatte, standen ihm die Worte so deutlich vor Augen, als ob er sie gerade erst gelesen und auswendig gelernt hätte. Rasch durchstöberte er die Liste und suchte nach dem Titel. Als er ihn gefunden hatte, schrieb er ihn auf ein Stück Papier. Dann legte er die Liste zurück in seinen Kupfergeist.
Es war eine seltsame Erfahrung. Nachdem er die Liste wieder geschlossen hatte, konnte er sich zwar noch daran erinnern, das Material herausgezogen zu haben, aber er hatte keinerlei Erinnerung mehr daran, was der Index enthalten hatte. Sein Geist war leer. Nur die Worte auf dem Papier erklärten das, was er noch vor wenigen Sekunden gewusst hatte. Mit diesem Titel konnte er das passende Buch in seiner Gesamtheit aufrufen. Er wählte die Kapitel aus, die er benötigte, und legte den Rest zurück in den Kupfergeist, damit er nicht zerfiel.
Und mit diesen Kapiteln war sein Wissen um die Baukunst wieder so frisch, als ob er das Buch gerade eben gelesen und studiert
hätte. Er fand schnell die richtigen Gewichte heraus, die er für die Barrieren brauchte. Sobald die Zuflüsse in die Höhlen verstopft waren, würde das Wasser hoffentlich wieder in die Straßen zurückkehren.
Er arbeitete allein, saß an einem feinen, gestohlenen Schreibtisch, und eine Lampe erhellte die Höhle um ihn herum. Trotz der Kenntnisse in seinen Kupfergeistern war es eine schwierige Arbeit, die viele Berechnungen benötigte. Es war nicht gerade die Art von wissenschaftlicher Forschung, an die er gewöhnt war. Doch zum Glück waren die Kupfergeister eines Bewahrers nicht auf seine eigenen Interessen begrenzt. Jeder Bewahrer besaß das gesamte Wissen. Vage erinnerte sich Sazed an die Jahre, die er mit Zuhören und Auswendiglernen verbracht hatte. Er musste bloß die Informationen gut genug kennen, um sich für kurze Zeit an sie zu erinnern, dann konnte er sie in einen der Kupfergeister legen. Auf diese Weise war er sowohl einer der klügsten als auch einer der unwissendsten Männer, die je gelebt hatten. Er hatte so vieles auswendig gelernt und dann absichtlich alles wieder vergessen.
Doch wenigstens besaß er genauso Zugang zu Texten über technische Dinge wie über Religion. Das Wissen darum machte ihn natürlich noch nicht zu einem brillanten Mathematiker oder Architekten, doch es verlieh ihm Kenntnisse, die weit über die eines Laien hinausgingen.
Während er arbeitete, konnte er es immer weniger verhehlen, dass die Gelehrsamkeit genau das war, worin er sich auszeichnete. Er war kein Anführer. Er war kein Botschafter. Obwohl er nun als Elants Hauptbotschafter tätig war, verbrachte er doch viel Zeit mit der Durchsicht seiner Religionen. Eigentlich sollte er die Mannschaft in Urteau befehligen, doch er ließ es immer mehr zu, dass Spuki das Kommando ergriff.
Sazed war ein Mann der Forschung und der Bücher. Er fand Befriedigung in seinen Studien. Obwohl Technik und Bauwesen
nicht gerade Bereiche waren, die er sonderlich genoss, war es doch so, dass er das Studium – egal welchen Fachs – mehr liebte als alles andere. Muss ich mich schämen, dachte er, weil ich der Mann bin, der die Informationen für die anderen bereitstellt, anstatt derjenige zu sein, der diese Informationen benutzt?
Das Tappen eines Stockes auf dem Boden verkündete Wehers Ankunft. Der Besänftiger benötigte den Stock nicht als Gehhilfe; er benutzte ihn nur, weil er damit vornehmer wirkte. Von allen Skaa-Dieben, die Sazed je gekannt hatte, konnte Weher am besten einen Adligen nachahmen.
Rasch schrieb Sazed noch ein paar Bemerkungen nieder, dann legte er die Kapitel über Wasserdruck zurück in seinen Kupfergeist. Sie sollten nicht zerfallen, während er mit Weher
Weitere Kostenlose Bücher