Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Menschheit durch diese Vorratslager etwas länger überleben. Vielleicht auch nicht. Ich bin tot. Ich bezweifle, dass ich mir darüber noch Sorgen machen sollte.
Dennoch tue ich es. Denn ihr seid mein Volk. Ich bin der Held aller Zeiten. Das muss die Bedeutung dieses Ausdrucks sein: Held aller Zeiten; ein Held, der alle Zeiten durchlebt, so wie ich es tue.
Wisset, dass die Macht des Dinges nicht absolut ist. Glücklicherweise habe ich seinen Körper gut versteckt.
Und das war das Ende. Enttäuscht trommelte Vin mit den Fingern gegen die Platte. Alles an diesen Worten schien darauf ausgerichtet zu sein, sie zu frustrieren. Der Oberste Herrscher hatte sie auf diese große Reise geschickt und bot ihnen am Ende nicht einmal Hoffnung an? Elant setzte so sehr auf den Inhalt dieser Tafel, doch sie war praktisch wertlos. Die anderen hatten wenigstens wichtige Informationen über neue Metalle und Ähnliches enthalten.
Ich habe euch im Stich gelassen. Es machte Vin ungeheuer wütend – es zerschmetterte sie beinahe –, diesen ganzen Weg gemacht zu haben und dann herausfinden zu müssen, dass der Oberste Herrscher genauso ratlos war wie sie. Und falls er mehr
gewusst hatte – seine Worte deuteten es an –, warum hatte er seine Kenntnisse nicht auf die Tafel geschrieben? Doch sie spürte seine Unbeständigkeit durch diese Worte hindurch – sein Schwanken zwischen Zerknirschung und Anmaßung. Vielleicht war das Ruins Einfluss. Oder er war einfach immer schon so gewesen. Wie dem auch sei, Vin vermutete, dass ihr der Oberste Herrscher nicht viel mehr sagen konnte, was für sie von Bedeutung gewesen wäre. Er hatte getan, was er konnte und Ruin tausend Jahre lang eingekerkert gehalten. Es hatte ihn innerlich zersetzt und vielleicht auch verrückt gemacht.
Doch das nahm ihr nicht das brennende Gefühl der Enttäuschung über den Inhalt der Tafel. Der Oberste Herrscher hatte tausend Jahre Zeit gehabt, sich darüber Gedanken zu machen, was aus dem Land wurde, falls er getötet werden sollte, bevor die Macht zu der Quelle zurückkehrte, und selbst er hatte keinen Ausweg gefunden.
Sie schaute hoch zu der Stelle, wo die Tafel hing, doch in der Finsternis konnte sie sie nicht sehen.
Es muss einen Weg geben!, dachte sie. Sie weigerte sich einfach, die Andeutung des Obersten Herrschers hinzunehmen, dass sie alle dem Untergang geweiht waren. Was war es noch gleich, das du ganz unten hingeschrieben hast? »Ich habe seinen Körper gut versteckt. «
Dieser Teil schien ihr wichtig zu sein. Aber sie hatte bisher nicht …
Ein Geräusch drang durch die Dunkelheit.
Vin drehte sich sofort um, spannte sich an und tastete nach ihrer letzten Metallphiole. Ruins Nähe machte sie nervös, und ihr Herz schlug ängstlich, als sie auf die hallenden Laute lauschte. Es war das Knirschen von Stein gegen Stein.
Die Tür zur Höhle öffnete sich.
Man könnte sich fragen, warum Ruin nicht die Inquisitoren benutzt hat, um aus seinem Gefängnis befreit zu werden. Die Antwort darauf ist sehr einfach, wenn man die Wirkungsweise der Macht begreift.
Vor dem Tod des Obersten Herrschers hatte dieser die Inquisitoren so fest im Griff, dass Ruin sie nicht unmittelbar kontrollieren konnte. Doch auch nach seinem Tode hätte ein solcher Diener Ruins diesen niemals retten können. Die Macht in der Quelle stammte von Bewahr, und ein Inquisitor hätte sie nur ergreifen können, wenn er zuvor seine hämalurgischen Stacheln entfernt hätte. Das hätte ihn selbstverständlich umgebracht.
Daher musste Ruin zur Erreichung seines Zieles einen indirekteren Weg beschreiten. Er brauchte jemanden, der noch nicht allzu verdorben war und den er an der Nase herumführen und vorsichtig manipulieren konnte.
Kapitel 49
S azed machte eine kleine Eintragung in seinem Diagramm und verglich die Abmessungen der Wasserwege. Seinen Erkenntnissen zufolge hatte der Oberste Herrscher nicht viel tun müssen, um den unterirdischen See zu schaffen. Schon vorher war Wasser in die Höhle eingedrungen. Die Baumeister des Obersten Herrschers hatten einfach die Zuflüsse verbreitert und für eine stetigere, sicherere Einleitung gesorgt, welche die natürliche Austrocknung beschleunigte.
Das Ergebnis war ein Bewässerungssystem von beträchtlicher Größe. Eine Maschine in einer der Seitenhöhlen erwies sich als Mechanismus, mit dem man die Abflüsse im Boden verstopfen
konnte, so dass das Wasser nicht verschwand, falls es einmal keinen Zustrom mehr geben sollte. Doch leider gab es keinen
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