Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
des Ersten Bürgers gegen ihn gewandt hat und in unserer Botschaft Schutz sucht?«
Weher lächelte. »Also, das ist gerissen! Das macht es beinahe wieder gut, wie du mich behandelt hast. Habe ich übrigens schon erwähnt, wie grob du zu mir warst?«
»Das könnt ihr nicht machen!«, rief Beldre. Sie stand auf und stellte sich vor Spuki. »Niemand wird glauben, dass ich weggelaufen bin!«
»Ach, nein?«, fragte Spuki. »Hast du draußen mit den Soldaten gesprochen, bevor du hergekommen bist?«
»Natürlich nicht«, antwortete Beldre. »Sie hätten versucht, mich aufzuhalten. Ich bin einfach die Treppe hochgelaufen, bevor sie etwas dagegen unternehmen konnten.«
»Also können sie bestätigen, dass du dieses Gebäude aus eigenem Willen betreten hast«, sagte Spuki. »Du hast dich an einem Wachtposten vorbeigeschlichen.«
»Das sieht gar nicht gut aus«, bestätigte Weher.
Beldre schwankte ein wenig und setzte sich. Bei allen vergessenen Göttern, dachte Sazed, sie ist wirklich so naiv. Der Erste Bürger muss große Mühen auf sich genommen haben, sie so vor der Welt zu beschützen.
Soweit Sazed gehört hatte, ließ Quellion das Mädchen nur selten aus den Augen. Sie war immer bei ihm und wurde andauernd bewacht. Wie wird er reagieren?, dachte Sazed, während es ihm kalt den Rücken herunterlief. Was wird er tun, wenn er erfährt, dass wir sie haben? Angreifen?
Vielleicht war das der Plan. Wenn Spuki Quellion zu einem Angriff zwingen konnte, dann würde der Erste Bürger sehr schlecht dastehen. Besonders, wenn Quellion von einigen wenigen Soldaten zurückgeschlagen würde, denn er konnte nicht wissen, wie gut ihr Unterschlupf befestigt war.
Wann ist Spuki so klug geworden?
Beldre schaute von ihrem Stuhl auf, und einige Tränen der
Enttäuschung glitzerten in ihren Augen. »Das könnt ihr nicht tun! Das ist hinterhältig! Was würde der Überlebende sagen, wenn er wüsste, was ihr vorhabt?«
»Der Überlebende?«, fragte Spuki und kicherte. »Ich habe irgendwie das Gefühl, dass er uns zustimmen würde. Wenn er hier wäre, dann hätte er vermutlich genau das selbst vorgeschlagen …«
Ruins Schlauheit wird aus der Genauigkeit seiner Planungen ersichtlich. Es ist ihm gelungen, den Sturz des Obersten Herrschers einzufädeln, kurz bevor die Macht von Bewahr zur Quelle der Erhebung zurückkehrte. Und dann, nur wenige Jahre nach diesem Ereignis, hatte er sich selbst befreit.
Gemessen an der Zeiteinteilung und der Macht der Götter war diese sehr raffinierte Berechnung des richtigen Zeitpunkts so präzise wie der fachmännische Schnitt des erfahrensten Chirurgen.
Kapitel 50
D ie Tür zur Höhle öffnete sich.
Sofort kippte Vin den Inhalt ihrer letzten Metallphiole hinunter.
Sie erhob sich rasch, warf eine Münze hinter sich und sprang auf eines der frei stehenden Regale. Die Höhle hallte vom Knirschen des Steins auf Stein wider, als die Tür immer weiter aufschwang. Vin stürzte sich nach vorn, drückte sich von der Münze ab und schoss in den vorderen Teil des Raumes. Ein schmaler Streifen von Helligkeit umrahmte die Tür, und sogar dieses winzige Licht schmerzte in ihren Augen.
Vin biss die Zähne zusammen und blinzelte, als sie landete. Sie warf sich gegen die Wand neben der Tür, packte ihre Messer und fachte ihr Weißblech an, damit der plötzliche, durch die Grelle verursachte Schmerz aufhörte. Tränen liefen ihr an den Wangen herunter.
Nun bewegte sich die Tür nicht mehr. Ein einzelner Mann betrat die Höhle; er hielt eine Laterne hoch und trug einen feinen Anzug sowie einen vornehmen Hut.
Vin beachtete ihn nicht.
Sie schlüpfte um den Mann herum und sprang durch die Tür in die leere Kammer dahinter. Eine Gruppe erschrockener Arbeiter wich vor ihr zurück und ließ die Seile fallen, die mit dem Öffnungsmechanismus der Tür verbunden waren. Auch diesen Männern schenkte Vin keine weitere Beachtung, nachdem sie sich einen Weg zwischen ihnen hindurchgebahnt hatte. Sie warf eine Münze und drückte sich in die Luft. Die Sprossen der Holzleiter verschwammen vor ihren Augen, als sie in die Höhe flog und gegen die Falltür in der Decke schlug.
Und unter Schmerzensstöhnen von ihr abprallte.
Verzweifelt packte sie eine Leitersprosse, als sie wieder zu fallen drohte, und ignorierte den stechenden Schmerz in ihrer Schulter, der von dem Aufprall herrührte. Sie fachte ihr Weißblech an, stemmte sich mit dem Rücken gegen die Falltür und versuchte sie aufzubrechen. Immer heftiger drückte sie
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