Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
bist?«, fragte Vin geradeheraus.
»Natürlich nicht«, antwortete Telden. »Obwohl viele meine Mission als hoffnungslos ansehen.«
»Was ist das für eine Mission?«
»Ich soll Euch dazu bringen, etwas von dem gepanschten
Wein zu trinken, damit Ihr gefahrlos nach oben gebracht werden könnt.«
Vin schnaubte verächtlich.
»Ich sehe, dass Ihr mit den Lästerern übereinstimmt«, sagte Telden.
»Du hast dich gerade selbst verraten«, meinte Vin. »Du hast gesagt, ich soll den Wein trinken und ohnmächtig werden. Das bedeutet, dass du mit denen oben ein Signal vereinbart hast, damit sie den Stein wegräumen und dich herauslassen, sobald du mit mir fertig bist. Und ich habe die Macht, dir das zu befehlen, was ich will.«
»Ich bin nicht in diesem Ausmaß durch Gefühlsallomantie steuerbar«, wandte Telden ein. »Ich bin zwar kein Allomant, aber ich weiß ein wenig darüber. Ich vermute, dass Ihr gerade jetzt meine Empfindungen beeinflusst – was wirklich nicht nötig ist, denn ich bin ganz offen zu Euch.«
»Ich brauche keine Allomantie, um dich zum Reden zu bringen«, sagte Vin und schaute hinunter auf das Messer, das sie noch in der anderen Hand hielt.
Telden lachte. »Glaubt Ihr etwa, dass König Yomen – ja, er ist jetzt da oben – nicht merkt, ob ich unter Zwang spreche? Ich zweifle nicht daran, dass Ihr mich umstimmen könnt, aber ich werde mein Wort nicht aufgrund einfacher Drohungen brechen. Ihr müsst mir mindestens ein paar Finger abschneiden, bevor ich das tue, was Ihr sagt. Und ich bin mir ziemlich sicher, dass Yomen und die anderen mich dann schreien hören.«
»Ich könnte die Diener töten«, sagte Vin. »Einen nach dem anderen, bis du Yomen sagst, dass ich ohnmächtig bin und er die Falltür öffnen kann.«
Telden lächelte. »Glaubt Ihr wirklich, dass es mir etwas ausmacht, wenn Ihr die Männer umbringt?«
»Du bist doch einer von Elants Freunden«, meinte Vin. »Du warst derjenige, der mit ihm über Philosophie diskutiert hat.«
»Über Philosophie und Politik«, ergänzte Telden. »Aber Elant war der Einzige von uns, der an den Skaa interessiert war. Ich versichere Euch, der Rest von uns hat nie verstanden, warum er von ihnen so fasziniert ist.« Er zuckte die Achseln. »Aber ich bin kein herzloser Mensch. Wenn Ihr genug von ihnen umbringt, werde ich vielleicht nachgeben und das tun, was Ihr wollt. Also fangt Ihr am besten gleich an.«
Vin warf den Dienern einen raschen Blick zu. Sie schienen große Angst vor ihr zu haben, und Teldens Worte beruhigten sie auch nicht gerade. Nach einigen Augenblicken des Schweigens kicherte Telden.
»Ihr seid Elants Frau«, bemerkte er. »Yomen weiß das natürlich. Er war davon überzeugt, dass Ihr trotz Eures furchtbaren Rufes niemanden von uns töten werdet. Soweit uns bekannt ist, habt Ihr die Angewohnheit, Könige und Götter zu töten, vielleicht hier und da mal einen Soldaten. Aber Skaa-Diener …«
Vin wandte den Blick von den Dienern ab, doch sie sah Telden nicht an, denn sie befürchtete, er könnte in ihren Augen die Bestätigung für seine Einschätzung sehen. Er irrte sich in ihr – sie würde durchaus diese Diener töten, wenn sie dadurch von hier fliehen konnte. Aber sie war sich nicht ganz sicher. Wenn Yomen Schreie hörte, würde er vermutlich die Falltür erst recht nicht öffnen, und dann hätte Vin Unschuldige ohne Grund ermordet.
»Es herrscht also eine Pattsituation«, sagte Telden und trank den Rest seines Weins. »Wir vermuten, dass Euch hier unten allmählich die Nahrung ausgeht, es sei denn, Ihr habt einen Weg gefunden, die Dosen zu öffnen. Selbst dann habt Ihr immer noch nicht die Möglichkeit, wieder nach oben zu kommen. Ich vermute, wenn Ihr den Wein nicht trinkt, werden wir alle in dieser Höhle verhungern.«
Vin lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück. Es muss einen Ausweg geben – eine Möglichkeit, diese Situation auszunutzen.
Es war äußerst unwahrscheinlich, dass es ihr gelingen würde, die Falltür zu durchbrechen. Doch vielleicht konnte sie Duralumin und Stahl gleichzeitig einsetzen. Doch dann wäre ihr ganzer Vorrat an Stahl und Weißblech aufgebraucht, und sie besaß keine weiteren Metallphiolen mehr.
Leider enthielten Teldens Worte einen großen Anteil an Wahrheit. Selbst wenn Vin in der Höhle überleben konnte, war sie hier unten zum Nichtstun verdammt. Oben würde die Belagerung andauern – sie wusste nicht einmal, wie es damit voranging – und die Welt würde weiterhin langsam an Ruins Machenschaften
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