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Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3

Titel: Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Brandon Sanderson
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– oder Terr – und Ruin sich gegenseitig beeinflusst hatten, und sie beinhaltete auch verschiedene Prophezeiungen über den Helden aller Zeiten, der als Nachfolger von Bewahr angesehen wurde.
    Abgesehen von diesen Prophezeiungen hatten die Weltenbringer ihrem Volk Mäßigung, Glauben und Verständnis gebracht. Sie hatten gelehrt, dass es besser war, zu errichten statt zu zerstören; das war ein Herzstück ihrer Lehren. Natürlich hatte es Rituale, Riten, Einweihungszeremonien und Traditionen gegeben, genauso wie nachrangige religiöse Führer, notwendige Opfergaben und Verhaltensmaßregeln. Das alles schien zwar gut, aber kaum sehr originell zu sein. Sogar der Schwerpunkt auf dem Gelehrtentum kam bei einigen Dutzend anderer Religionen vor, die Sazed studiert hatte. Das bedrückte ihn aus irgendeinem Grund. Es war bloß eine weitere Religion.

    Was hatte er denn erwartet? Irgendeine erstaunliche Lehre, die ihm ein für alle Mal bewies, dass es einen Gott gab? Er fühlte sich wie ein Narr. Aber er fühlte sich auch betrogen. War er nur deshalb voller Hoffnung und Vorfreude durch das ganze Reich geritten? War das alles, was die Kandras bewahrt hatten? Es waren bloß weitere Worte. Angenehme Worte, wie die meisten in seiner Mappe, aber sie waren kaum als unwiderstehlich zu bezeichnen. Sollte er einfach nur deshalb an sie glauben, weil es sich um die Religion handelte, der sein Volk gefolgt war?
    Hier gab es keinerlei Versprechen, dass Tindwyl noch lebte. Warum also waren die Menschen dieser oder einer der anderen Religionen gefolgt? Enttäuscht berührte Sazed seine Metallgeister und vergegenwärtigte sich eine bestimmte Gruppe von Berichten. Es waren Schriften, welche die Bewahrer entdeckt hatten: Tagebücher, Briefe und andere Quellen, aus denen die Gelehrten das zusammengesetzt hatten, was früher einmal geglaubt worden war. Er schaute sie durch, dachte über sie nach, las sie.
    Weswegen hatten diese Menschen ihre Religionen so bereitwillig angenommen? Waren es einfach nur die Produkte ihrer Gesellschaft; hatten sie geglaubt, weil es der Tradition entsprach? Er las über ihr Leben und versuchte sich einzureden, dass diese Menschen einfältig gewesen waren und ihren Glauben niemals wirklich hinterfragt hatten. Sicherlich hätten sie all die Mängel und Widersprüche entdeckt, wenn sie sich die Zeit genommen hätten, rational und kritisch zu sein.
    Sazed saß mit geschlossenen Augen da, hatte den riesigen Schatz an Informationen aus Tagebüchern und Briefen im Kopf und suchte nach dem, was er zu finden erwartete. Doch die Zeit verging, und er fand es nicht. Diese Menschen wirkten nicht wie Narren auf ihn. Während er dasaß, dämmerte ihm etwas. Es war etwas an den Worten und den Gefühlen der Menschen, die geglaubt hatten.
    Früher hatte Sazed nur auf die Lehrsätze der Religionen geschaut.
Doch diesmal untersuchte er die Gläubigen selbst – oder zumindest das, was er von ihnen entdecken konnte. Als er ihre Worte in seinem Kopf wieder und wieder las, erkannte er allmählich etwas. Er durfte den Glauben nicht von den Menschen trennen, die ihm angehangen hatten. Abstrakt gesehen waren diese Religionen schal. Aber als er die Worte der Menschen las – als er sie wirklich las –, begriff er die Muster.
    Warum hatten sie geglaubt? Weil sie Wunder gesehen hatten. Dinge, die der Nichtgläubige vielleicht als Zufall, der Gläubige aber als Zeichen ansah. Ein geliebter Mensch erholte sich von einer schweren Krankheit, ein Geschäft wurde vorteilhaft abgeschlossen, jemand traf zufällig einen lange fort gewesenen Freund wieder. Es waren nicht die großartigen Lehrsätze oder die mitreißenden Ideale, die aus Menschen Gläubige machten. Es war die einfache Magie in ihrer Alltagswelt.
    Was hat Spuki noch gleich gesagt?, dachte Sazed, während er in der dunklen Kandra-Höhle saß. Dass es beim Glauben um Vertrauen geht. Dass man darauf vertraut, dass jemand über einen wachte. Dass jemand am Ende alles zurechtbog, selbst wenn es im Augenblick aussichtslos erschien.
    Um glauben zu können, musste man anscheinend glauben wollen. Das war ein Problem, das Sazed vor große Schwierigkeiten stellte. Er wollte, dass ihn jemand oder etwas zum Glauben zwang. Er wollte, dass er aufgrund der Beweise, die er hatte, glauben musste.
    Doch die Gläubigen, deren Worte nun seinen Geist erfüllten, hätten dazu gesagt, dass er den Beweis schon besaß. Hatte er nicht im Augenblick der Verzweiflung eine Antwort erhalten? Als er aufgeben wollte,

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