Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
Sazed.
»Es würde uns in Nebelgeister zurückverwandeln«, meinte Haddek. »Und das ist im Grunde dasselbe.«
»Der Vater sagte, wir würden es tun müssen«, sagte ein anderer. »Es ging nicht um eine vage Möglichkeit. Er sagte, wir müssten dafür sorgen, dass die anderen Kandras von dieser Verpflichtung erfahren.«
»Wir nennen es die Auflösung«, erklärte Haddek. »Jeder Kandra
erfährt kurz nach seiner Geburt davon. Sie sind dazu verpflichtet – und das müssen sie schwören –, ihre Segnung herauszuziehen, sobald die Erste Generation es ihnen befiehlt. Bisher haben wir uns noch nie auf diese Verpflichtung berufen.«
»Aber nun denkt Ihr darüber nach?«, fragte Sazed und runzelte die Stirn. »Das verstehe ich nicht. Nur weil der Nebel verschwunden ist?«
»Der Nebel ist der Körper von Bewahr«, sagte Haddek. »Und deshalb ist das ein sehr unheilvolles Ereignis.«
»Wir haben den ganzen Morgen den Gesprächen unserer Kinder gelauscht«, sagte ein anderer. »Und sie machen uns Sorgen. Sie wissen nicht um die vollständige Bedeutung des Nebels, aber sie wissen um seine Wichtigkeit.«
»Raschek sagte, wir würden es wissen«, sagte ein weiterer. »Er sagte uns: ›Es wird der Tag kommen, an dem ihr eure Segnungen entfernen müsst. Ihr werdet es wissen, wenn er da ist.‹«
Haddek nickte. »Er sagte, wir würden es wissen. Und … wir sind sehr besorgt.«
»Wie können wir den Tod unseres ganzen Volkes anordnen?«, fragte ein anderer. »Die Auflösung hat mir schon immer Angst gemacht.«
»Raschek sah in die Zukunft«, meinte Haddek und drehte sich um. »Er besaß die Macht der Bewahrung und hat sie eingesetzt. Er ist der einzige Mensch, der dies je getan hat! Selbst das Mädchen, von dem der Bewahrer spricht, hat diese Macht nicht benutzt. Das hat nur Raschek getan! Der Vater.«
»Wo ist denn der Nebel jetzt?«, fragte ein anderer.
Abermals wurde es still im Raum. Sazed saß da, hatte den Stift wieder in die Hand genommen, schrieb aber nicht. Er beugte sich vor. »Der Nebel ist der Körper von Bewahr?«
Die anderen nickten.
»Und … er ist verschwunden?«
Wieder ein Nicken.
»Bedeutet das denn nicht, dass Bewahr zurückgekommen ist?«
»Das ist unmöglich«, sagte Haddek. »Die Macht von Bewahr bleibt, denn Macht ist unzerstörbar. Aber sein Geist wurde beinahe vollständig zerstört – denn das war das Opfer, das er dargebracht hat, um Ruin einkerkern zu können.«
»Der Splitter bleibt«, rief ein anderer in Erinnerung. »Der Schatten des Selbst.«
»Ja«, gab Haddek zu, »aber das ist nicht Bewahr, sondern nur ein Bild – ein Überbleibsel. Nun, da Ruin entkommen ist, müssen wir wohl annehmen, dass auch dieses Abbild vernichtet worden ist.«
»Ich glaube, es ist mehr daran«, begann ein anderer. »Wir könnten …«
Sazed hob die Hand und erhielt ihre Aufmerksamkeit. »Wenn Bewahr nicht zurückgekehrt ist, hat dann vielleicht jemand anderes in diesem Kampf seine Macht an sich genommen? Ist es nicht das, was Eure Lehren behaupten? Das, was gespalten wurde, muss wieder ganz werden.«
Schweigen.
»Vielleicht«, meinte Haddek schließlich.
Vin, dachte Sazed und wurde immer erregter. Das bedeutet es, der Held aller Zeiten zu sein! Ich hatte Recht, glauben zu wollen. Sie kann uns retten!
Sazed nahm ein Metallblatt und schrieb seine Gedanken nieder. Doch in diesem Augenblick wurde die Tür zum Pfandstand aufgeworfen.
Sazed hielt inne und drehte sich unter Stirnrunzeln um. Eine Gruppe felsknochiger Kandras aus der Fünften Generation stapfte in den Raum, gefolgt von den geschmeidigen Angehörigen der Zweiten Generation. Der Korridor vor der Kaverne hatte sich inzwischen geleert.
»Ergreift sie«, sagte KanPaar leise und deutete auf die Erste Generation.
»Was soll das?«, rief Haddek aus.
Sazed blieb sitzen, den Stift noch in der Hand. Er sah die drängende, angespannte Haltung der Gestalten aus der Zweiten Generation. Einige wirkten verängstigt, andere entschlossen. Die Fünfte trat rasch vor, ihre Bewegungen wurden von der Segnung der Kraft befeuert.
»KanPaar!«, rief Haddek. »Was ist hier los?«
Sazed erhob sich langsam. Vier Kandras aus der Fünften Generation umzingelten ihn; sie trugen Hämmer als Waffen.
»Das ist ein Staatsstreich«, erkannte Sazed.
»Ihr könnt nicht mehr die Führer sein«, sagte KanPaar zu der Ersten Generation. »Ihr würdet alles zerstören, was wir hier haben, unser Land mit Außenseitern vergiften und es zulassen, dass die Weisheit der
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