Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
hatte TenSoon gesprochen. Sazed hatte um ein Zeichen gebeten und es bekommen.
War es Zufall gewesen? Oder Vorsehung?
Am Ende lag die Entscheidung nur bei ihm selbst. Langsam kehrte er zu den Briefen und Tagebüchern aus seinen Metallgeistern
zurück, leerte seine konkrete Erinnerung an sie, behielt aber die Gefühle, die sie in ihm hervorgerufen hatten. Was sollte er sein? Gläubiger oder Zweifelnder? In diesem Augenblick erschien ihm keiner der beiden Wege dumm zu sein.
Ich will tatsächlich glauben, dachte er. Deshalb habe ich so viel Zeit mit der Suche verbracht. Ich kann nicht beide Wege beschreiten. Ich muss mich einfach entscheiden.
Welcher Weg würde es sein? Er saß eine Weile da, dachte nach, betrachtete seine Gefühle und – was das Wichtigste war – seine Erinnerungen.
Ich habe um Hilfe gebeten, dachte Sazed. Und etwas hat geantwortet.
Sazed lächelte, und alles schien etwas heller zu werden. Weher hatte Recht, dachte er, stand auf und ordnete seine Sachen. Ich bin nicht dazu bestimmt, ein Atheist zu sein.
Dieser Gedanke schien ihm etwas zu leichtfertig für das zu sein, was gerade mit ihm geschah. Als er seine Metalltafeln aufhob und sich zum Treffen mit der Ersten Generation bereitmachte, stellte er fest, dass Kandras vor seiner kleinen Höhle hin und her liefen und nicht das Geringste von der wichtigen Entscheidung wussten, die er soeben getroffen hatte.
Doch so war es anscheinend oft. Manche wesentlichen Entscheidungen wurden auf dem Schlachtfeld oder in einem Besprechungszimmer gefällt. Doch andere ereigneten sich still und unbemerkt. Das nahm Sazeds Entscheidung nicht ihre Bedeutung. Er würde glauben. Nicht weil er einen Beweis erhalten hätte, den er nicht anzweifeln konnte, sondern weil er sich dazu entschlossen hatte.
So wie Vin sich einmal dazu entschlossen hatte, an die Mannschaft zu glauben und ihr zu vertrauen. Wegen dem, was Kelsier sie gelehrt hatte. Du hast es auch mich gelehrt, Überlebender, dachte Sazed, als er in den Felstunnel trat, um sich mit den Anführern der Kandras zu treffen. Vielen Dank dafür.
Sazed schritt durch die steinernen Korridore und freute sich plötzlich auf die Aussicht, einen weiteren Tag lang die Mitglieder der Ersten Generation zu befragen. Nun, da er fast alles über ihre Religion erfahren hatte, wollte er mehr über den Ersten Vertrag herausfinden.
Soweit er wusste, war er außer dem Obersten Herrscher der einzige Mensch, der je den genauen Wortlaut gelesen hatte. Die Mitglieder der Ersten Generation behandelten das Metall, das den Text des Vertrages enthielt, mit erheblich geringerer Wertschätzung als die anderen Kandras. Das hatte ihn überrascht.
Natürlich ergibt das durchaus einen Sinn, dachte Sazed, als er um eine Ecke bog. Für die Mitglieder der Ersten Generation war der Oberste Herrscher ein Freund. Sie erinnern sich daran, wie sie zusammen mit ihm den Berg erklettert haben. Er war zwar ihr Führer, aber kein Gott. Ähnlich war es bei den Mitgliedern der Mannschaft, die Schwierigkeiten damit hatten, in Kelsier eine religiöse Lichtgestalt zu sehen.
Gedankenverloren wanderte Sazed zum Pfandstand, dessen breite metallische Tür weit offen stand. Drinnen blieb er aber stehen. Die Erste Generation wartete wie gewöhnlich in ihren Alkoven. Sie kam erst herunter, nachdem Sazed die Tür geschlossen hatte. Seltsamerweise aber standen die Angehörigen der Zweiten Generation vor ihren Pulten und sprachen die Menge der hier versammelten Kandras an, die zwar viel gefasster als eine vergleichbar große Menschenansammlung waren, aber dennoch ein Gefühl der Ängstlichkeit vermittelten.
»… bedeutet das, KanPaar?«, fragte einer der geringeren Kandras. »Bitte, wir sind verwirrt. Frag die Erste Generation.«
»Wir haben schon darüber gesprochen«, sagte KanPaar, der Anführer der Zweiten. »Es gibt keinen Grund zur Besorgnis. Seht euch nur an, wie ihr zusammenhockt, miteinander flüstert und Gerüchte austauscht – fast als wäret ihr Menschen!«
Sazed trat an einen der jüngeren Kandras heran, der in der
Nähe der Tür stand. »Bitte«, flüsterte er, »was ist der Grund für diese Angst?«
»Der Nebel, heiliger Weltenbringer«, flüsterte die Kandra – er glaubte, sie war weiblich – zurück.
»Was ist mit ihm?«, fragte Sazed. »Geht es darum, dass er bei Tag immer länger bleibt?«
»Nein«, antwortete das Kandra-Mädchen. »Es geht darum, dass er verschwunden ist.«
Sazed zuckte zusammen. »Was?«
Die Kandra nickte. »Es ist erst
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