Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
etwas Besseres zu errichten.«
Spuki schloss die Augen. Die Hitze des Feuers schien ihm die Haut zu versengen. Er hatte gehört, wie Kelsier zu den Skaa-Massen gesprochen hatte. Und Kelsier hatte die Dinge gesagt,
auf die sich Durn jetzt bezog. Doch damals war der Überlebende eine Stimme der Hoffnung und des Mutes gewesen. Wenn man seine Worte jedoch in dieser Zeit wiederholte, dann wurden sie zu Worten des Hasses und der Vernichtung. Spuki fühlte sich krank.
»Noch einmal, Durn«, sagte er und schaute wütend auf. »Ich bezahle nicht, damit du Skaa-Propaganda von dir gibst. Sag mir endlich, warum ich hier bin, oder du wirst keine Münze mehr von mir sehen.«
Der große Bettler drehte sich um und sah in Spukis Augen hinter dem Tuch. »Zähle die Schädel«, sagte er ruhig. Mit diesen Worten nahm er die Hand von Spukis Schulter und zog sich in die Menge zurück.
Spuki folgte ihm nicht. Der Geruch von Rauch und brennendem Fleisch wurde zu mächtig für ihn. Er wandte sich ab, bahnte sich einen Weg zwischen den Schaulustigen hindurch und suchte nach frischer Luft. Er taumelte gegen ein Gebäude, holte tief Luft und spürte, wie sich die raue Maserung gegen seine Seite drückte. Es schien ihm, als wären die fallenden Flocken ein Teil des Scheiterhaufens hinter ihm – Teile des Todes, die im Winde trieben.
Er hörte Stimmen. Spuki drehte sich um und bemerkte, dass der Erste Bürger und seine Wachen vor dem Feuer gewichen waren. Quellion sprach nun die Menge an und ermunterte sie, wachsam zu sein. Spuki sah noch eine Weile zu, doch schließlich regte sich die Menge und folgte dem Ersten Bürger auf seinem Weg zurück in die Marktgrube.
Er hat sie bestraft, und jetzt muss er sie segnen. Oft – insbesondere nach Hinrichtungen – besuchte der Erste Bürger persönlich den Markt, schüttelte Hände und sprach Mut zu.
Spuki ging eine Seitenstraße entlang. Bald hatte er das reichere Stadtviertel hinter sich gelassen und gelangte an eine Stelle, wo die Straße vor ihm steil abfiel. Hier hatte eine Stützwand
nachgegeben und einen Abgang in den trockenen Kanal geschaffen. Spuki sprang ihn hinunter und rutschte bis zum Grund. Dann zog er die Kapuze seines Mantels über, bedeckte seine verbundenen Augen und ging durch die belebte Straße mit der Gewandtheit eines Menschen, der auf der Straße großgeworden war.
Obwohl er einen Umweg machte, kam er vor dem Ersten Bürger und dessen Gefolge in der Marktgrube an. Spuki beobachtete durch die herabregnende Asche, wie der Mann eine breite Erdrampe hinunterschritt, gefolgt von einer Anhängerschaft, deren Zahl in die Hunderte ging.
Du willst er sein, dachte Spuki und kauerte sich neben einen Verkaufsstand. Kelsier ist gestorben, um diesem Volk die Hoffnung zu bringen, und jetzt glaubst du, du kannst ihm sein Vermächtnis stehlen.
Dieser Mann war kein Kelsier. Dieser Mann war es nicht einmal wert, den Namen des Überlebenden auszusprechen.
Der Erste Bürger ging mit gönnerhaftem Gehabe umher und sprach mit den Leuten auf dem Markt. Er berührte sie an der Schulter, schüttelte Hände und lächelte wohlwollend. »Der Überlebende wäre stolz auf dich«, hörte Spuki eine Stimme durch den Lärm der Menge rufen. »Die fallende Asche ist ein Zeichen von ihm – sie bedeutet den Fall des Reiches und die Asche der Tyrannei. Aus dieser Asche werden wir eine neue Nation errichten! Eine, die von den Skaa beherrscht wird.«
Spuki beugte sich vor, zog die Kapuze vom Kopf und tastete herum, als wäre er blind. Seinen Duellstab trug er auf den Rücken gebunden, verdeckt von den Falten des sackartigen grauen Hemdes. Während sich Vin immer angestrengt hatte, verborgen und unsichtbar zu bleiben, gelang Spuki beides, ohne dass er sich je darum bemüht hatte. Oft hatte er sogar das Gegenteil zu erreichen versucht. Er hatte davon geträumt, ein Mann wie Kelsier zu sein. Schon bevor Spuki ihm persönlich begegnet
war, hatte er Geschichten über diesen Mann gehört. Er war der größte Skaa-Dieb seiner Zeit gewesen – kühn genug, sogar den Obersten Herrscher auszurauben.
Doch so sehr Spuki es auch versucht hatte, war es ihm noch nie gelungen, sich sonderlich auszuzeichnen. Es war allzu einfach, einen aschgesichtigen Jungen zu übersehen, vor allem wenn man seinen starken östlichen Akzent nicht verstand. Erst als Spuki Kelsier begegnet war und gehört hatte, wie dieser mit den Menschen sprach, war er davon überzeugt worden, seinen Dialekt abzulegen. Damals hatte Spuki erstmals eine
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