Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
nutzlos waren. Selbst im Adel wurde nur eine Handvoll Kinder zu Allomanten. Ich nicht. Ich bin umsonst geschlagen worden.«
»Du hast dieses Schlagen abgeschafft, Elant«, sagte Vin leise. Sobald er König geworden war, hatte er ein entsprechendes Gesetz
erlassen. Jemand konnte wählen, ob er sich auf ein kontrolliertes und überwachtes Prügeln einlassen wollte, wenn er ein bestimmtes Alter erreicht hatte, aber Elant hatte dafür gesorgt, dass es niemals an Kindern durchgeführt wurde.
»Und es war unrecht«, erwiderte Elant flüsternd.
Vin schaute ihn an.
»Die Allomanten sind unsere mächtigste Waffe, Vin«, erklärte Elant und schaute auf die marschierenden Soldaten. »Cett hat sein Königreich und beinahe auch sein Leben verloren, weil er nicht genügend Allomanten zu seinem Schutz hatte. Und ich habe es verboten, in meiner Bevölkerung nach Allomanten zu suchen.«
»Elant, du hast verboten, dass Kinder geschlagen werden.«
»Und was ist, wenn diese Schläge Leben retten können?«, fragte Elant. »Auch indem ich meine Soldaten dem Nebel ausgesetzt habe, habe ich Leben gerettet. Was ist mit Kelsier? Er hat seine Kräfte als Nebelgeborener erst bekommen, nachdem er in den Gruben von Hathsin gefangen war. Was wäre wohl gewesen, wenn er als Kind richtig geschlagen worden wäre? Dann wäre er schon immer ein Nebelgeborener gewesen. Er hätte seiner Frau das Leben retten können.«
»Und hätte nie den Mut oder den Antrieb gehabt, das Letzte Reich zu stürzen.«
»Ist das, was wir jetzt haben, etwa besser?«, fragte Elant. »Je länger ich den Thron innehabe, Vin, desto klarer wird mir, dass einiges von dem, was der Oberste Herrscher getan hat, nicht böse war, sondern einfach nur hilfreich. Egal ob es richtig oder falsch war, zumindest hat er die Ordnung in seinem Reich aufrechterhalten. «
Vin fing seinen Blick auf und zwang Elant, sie anzusehen. »Ich mag diese Härte in dir nicht, Elant.«
Er schaute auf das geschwärzte Wasser des Kanals. »Sie beherrscht mich nicht, Vin. Ich bin mit den meisten Taten des
Obersten Herrschers nicht einverstanden. Ich begreife ihn nur allmählich – und das macht mir Sorgen.« Sie erkannte die Fragen in seinem Blick, aber auch die Stärke. Er sah sie wieder an. »Ich kann diesen Thron nur behaupten, weil ich weiß, dass ich einmal bereit war, ihn um der Gerechtigkeit willen aufzugeben. Wenn ich das irgendwann nicht mehr begreifen sollte, musst du es mir sagen, Vin. In Ordnung?«
Vin nickte.
Elant richtete den Blick wieder auf den Horizont. Was hofft er dort zu sehen?, dachte Vin.
»Es muss ein Gleichgewicht herrschen, Vin«, sagte er. »Irgendwie werden wir es finden. Das Gleichgewicht zwischen dem, was wir sein wollen, und dem, was wir sein müssen.« Er seufzte. »Aber erst einmal müssen wir mit dem zufrieden sein, was wir sind«, sagte er und deutete mit dem Kopf zur Seite.
Vin drehte sich um und bemerkte, wie ein kleines Kurierboot von einem der anderen Schiffe neben ihnen längsseits ging. Darin befand sich ein Mann in einer einfachen braunen Robe. Er trug eine große Brille, als wolle er damit die verschlungenen Tätowierungen des Ministeriums um seine Augen verdecken, und lächelte glücklich.
Vin lächelte ebenfalls. Früher war sie der Ansicht gewesen, dass ein fröhlicher Obligator immer ein schlechtes Zeichen sei. Doch das war, bevor sie Noorden kennengelernt hatte. Auch während der Zeit des Obersten Herrschers hatte dieser selbstzufriedene Gelehrte vermutlich immer in seiner eigenen kleinen Welt gelebt. Er stellte den seltsamen Beweis dafür dar, dass selbst im Bereich dessen, was – ihrer Meinung nach – einmal die bösartigste Organisation im ganzen Reich dargestellt hatte, gute Menschen zu finden waren.
»Euer Exzellenz«, sagte Noorden, kletterte aus dem kleinen Ruderboot und verneigte sich. Einige Schreiber-Assistenten kamen mit ihm an Deck und schleppten Bücher und Kladden herbei.
»Noorden«, sagte Elant und trat zu dem Mann auf das Vorderdeck. Vin folgte ihm. »Hast du die Zählungen vorgenommen, um die ich dich gebeten habe?«
»Ja, Euer Exzellenz«, sagte Noorden, während einer seiner Gehilfen eine Kladde auf einem Stapel von kleinen Truhen öffnete. »Ich muss sagen, dass es eine schwierige Aufgabe war, da sich die Armee ja immer bewegt hat.«
»Ich bin sicher, du warst so gründlich wie immer, Noorden«, sagte Elant. Er warf einen Blick in die Kladde. Das was er sah, schien für ihn einen Sinn zu ergeben, auch wenn Vin nur einen
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