Herrscher des Lichts - Sanderson, B: Herrscher des Lichts - The Hero of Ages, Mistborn 3
letzten Fegen auf dem Deck angesammelt hatte. Vin warf über seine Schulter hinweg einen Blick auf die Zahlen.
»Es ist unerheblich, wie alt die Mitglieder der jeweiligen Bevölkerungsgruppe sind«, sagte Noorden und machte sich einige Notizen. »Und es ist gleichgültig, wo sie leben. Bei jeder Gruppe ist es genau dieselbe Prozentzahl, die erkrankt.«
»Wieso ist uns das bisher noch nicht aufgefallen?«, fragte Elant.
»Nun, in gewisser Weise ist es uns schon aufgefallen«, wandte Noorden ein. »Wir wussten, dass ungefähr vier von fünfundzwanzig die Krankheit bekommen. Aber mir war nicht klar, wie exakt diese Zahlen sind. Das ist in der Tat seltsam, Euer Exzellenz. Ich kenne keine andere Krankheit, die sich ähnlich verhält. Seht nur, hier ist eine Eintragung, nach der hundert Späher in den Nebel geschickt wurden, und genau sechzehn von ihnen wurden krank!«
Elant wirkte verwirrt.
»Was ist?«, fragte Vin.
»Das ist falsch, Vin«, sagte er. »Völlig falsch.«
»Es ist, als wäre das Chaos der normalen Statistiken durchbrochen«, sagte Noorden. »Eine Bevölkerung sollte niemals so starr reagieren – es sollte eine Wahrscheinlichkeitskurve geben, bei der kleinere Gruppen eher von den erwarteten Prozentzahlen abweichen.«
»Zumindest sollte die Krankheit Alte stärker heimsuchen als Gesunde und Starke«, gab Elant zu bedenken.
»In gewisser Weise tut sie das auch«, erwiderte Noorden, als einer seiner Assistenten ihm ein Blatt Papier mit weiteren Berechnungen reichte. »Die Todesfälle verhalten sich so, wie man es erwarten kann. Aber die Gesamtzahl der Erkrankten ist immer sechzehn Prozent! Wir haben den Toten so viel Aufmerksamkeit geschenkt, dass wir gar nicht bemerkt haben, wie unnatürlich die jeweilige Zahl der Erkrankungen ist.«
Elant stand auf. »Überprüfe das noch einmal, Noorden«, sagte er und deutete auf die Kladde. »Befrage die Leute, vergewissere
dich, dass die Zahlen nicht von Ruin verändert wurden, und finde heraus, ob diese Entwicklung anhält. Wir können unsere Schlussfolgerungen nicht aufgrund von nur vier oder fünf Beispielen ziehen. Es könnte alles ein gewaltiger Zufall sein.«
»Ja, Euer Exzellenz«, sagte Noorden. Er wirkte erschüttert. »Aber … was ist, wenn es sich nicht um einen Zufall handelt? Was würde das bedeuten?«
»Ich weiß es nicht«, gestand Elant ein.
Es bedeutet Ursache und Wirkung, dachte Vin. Es bedeutet, dass es Gesetze gibt, auch wenn wir sie nicht verstehen.
Sechzehn. Warum ausgerechnet sechzehn Prozent?
Die bei der Quelle aufgefundenen Metallklümpchen – jene Klümpchen, die gewöhnliche Menschen zu Nebelgeborenen machen – waren der Grund, warum die Allomanten zu früheren Zeiten mächtiger waren. Die ersten Nebelgeborenen waren das, wozu Elant Wager geworden war – sie besaßen eine uranfängliche Kraft, die durch die Reihen der Adligen weitergegeben und mit jeder Generation ein wenig schwächer wurde.
Der Oberste Herrscher war einer jener uralten Allomanten; seine Macht war rein und nicht beeinträchtigt durch Zeit und Herkunft. Das ist einer der Gründe, warum er – verglichen mit anderen Nebelgeborenen – so mächtig war, auch wenn seine Fähigkeit, Ferrochemie und Allomantie miteinander zu vermischen, für seine beeindruckendsten Begabungen verantwortlich war. Doch es erscheint mir bemerkenswert, dass eine seiner »göttlichen« Kräfte – nämlich die ursprüngliche allomantische Macht – etwas war, das jeder der ursprünglichen neun Allomanten besessen hatte.
Kapitel 22
S azed saß in einem der hübscheren Gebäude – einem früheren Wachthaus – bei den Gruben von Hathsin und hielt einen Becher mit heißem Tee in der Hand. Die Ältesten von Terris hockten auf Stühlen vor ihm, und ein kleiner Ofen sorgte für Wärme. Am nächsten Tag würde Sazed aufbrechen und Goradel und Weher einholen müssen, die inzwischen sicherlich bereits auf dem Weg nach Urteau waren.
Das Sonnenlicht verdämmerte. Der Nebel war schon aufgezogen und hing draußen vor den Glasfenstern. Sazed konnte kaum mehr die Vertiefungen im Boden erkennen – es waren
Spalten in der Erde. Es gab Dutzende von ihnen; das Volk von Terris hatte sie markiert, indem es sie eingezäunt hatte. Noch vor wenigen Jahren, bevor Kelsier die Atiumkristalle zerstört hatte, waren Menschen gezwungen worden, in diese Spalten zu kriechen und nach den kleinen Geoden zu suchen, in deren Mitte die Atiumkügelchen steckten.
Jeder Sklave, der nicht mindestens eine Geode in der
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