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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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verstehen, aber wenn du beharrlich bleibst, kapiert sie es.«
    Sevren schaute Dar argwöhnisch an. »Du klingst fast so, als würdest du deine Nachfolgerin einweisen. Hast du etwa nicht vor, diese Feste lebend zu verlassen?«
    »Das muss ich sogar«, sagte Dar. »Ich habe doch das Fathma.«
    »Was ist das?«
    »Es ist zu kompliziert, um es jetzt zu erklären. Du brauchst nur zu wissen, dass ich überleben muss, wenn ich die Krone weitergeben will.«
    »Und warum bleibst du dann zurück?«

    »Wenn mir das Weiterleben bestimmt ist, werde ich auch weiterleben.«
    Als Dar zur Großen Kammer ging, spürte sie die Gefühle, die sich in der Feste breitmachten. Sie hatte Orks nur selten weinen hören, doch diesmal, als sie bis auf die Kleider am Leibe fast alles zurücklassen mussten, taten sie es. Wie viele hoch geschätzte Erbstücke werden heute Nacht verbrennen?
    Muthuris hielten ihre Kinder an, sich zu beeilen. Dar hörte Stimmen, die vor Verärgerung laut oder vor Angst angespannt waren. Söhne und Mütter eilten durch Korridore und trugen Lasten aller Art hinaus. Manche wirkten konzentriert, andere kamen ihr verwirrt vor. Die Höflichkeit geriet in Vergessenheit, als man Dar anhielt und fragte, was nun passieren würde. Sie gab immer die gleiche Antwort: »Wir fliehen dorthin, wo wir sicher sind. Wir werden überleben. « Sie hoffte, dass sie recht hatte.
    Als sie in die Große Kammer zurückkam, entdeckte sie dort einen Stapel Brennmaterial. Zerschlagene Möbel, Schlafmatten und Kleider bildeten einen Haufen, der ihr bis an die Brust reichte. Ein Sohn nahm gerade eine kostbare mit Schnitzereien verzierte Truhe auseinander und warf die Einzelteile auf den Stapel. Dar schaute aus einem Fenster auf den nächsten Hügelkamm, doch noch war nirgendwo ein Signalfeuer zu sehen.
    Während sie hinausschaute, ließen die wirbelnden Schneeflocken den Hügel kurz in geisterhafter Weiße verblassen. Dann war der Kamm wieder sichtbar. Wird die Tok-Sippe den Pass bei diesem Wetter erreichen? Sie hoffte, dass das die Bergsteiger behindernde Schneegestöber auch Kols Vorankommen verlangsamte und die Spuren seiner zukünftigen Opfer verhüllte. Je früher sie fliehen, desto weniger Spuren werden sie hinterlassen.

    Zna-yat trat ein. »Hast du mit der Hüterin gesprochen, Muth Mauk?«
    »Hai«, sagte Dar. »Jeder wird zwei Deetpahis tragen. Schicke Söhne zur Hüterin, die sie verteilen sollen. Die restlichen Deetpahis werden verbrannt. Wann sind die Scheiterhaufen fertig?«
    »Wir könnten sie jetzt schon anzünden, aber es ist noch viel da, was wir daraufstapeln können. Vor der Abenddämmerung werden wir nicht fertig sein.«
    Zna-yat eilte hinaus, um Dars Anweisungen auszuführen. Während Dar auf seine Rückkehr wartete, kamen Tauma-yats Söhne in die Kammer. Sie waren noch immer in ihre schneebedeckten Umhänge gekleidet und sahen besorgt aus. Dar segnete sie und fragte, was sie erfahren hatten. Anfangs waren ihre Beobachtungen nicht von Bedeutung: Als sie Kols Heer begegnet waren, hatten sie sich versteckt und es vorüberziehen lassen. Die Washavoki waren, abgesehen von wenigen Reitern, zu Fuß unterwegs. Dar nahm an, dass die Berittenen Offiziere waren. Ein reitender Washavoki war jedoch so klein, dass die Brüder glaubten, er sei ein Jungling. Girtas Sohn?, dachte Dar.
    Die beiden Späher hatten versucht, die Söldner zu zählen, und mutmaßten, dass es sich um mehr als zweitausend handelte.
    »Was glaubt ihr, wann sie hier sind?«, fragte Dar.
    »Vor dem Abend«, sagte der jüngere Bruder.
    »So früh?«, sagte Dar. »Ich dachte, der Schnee würde sie behindern.«
    »Sie marschieren schneller als erwartet«, sagte der ältere Bruder. »Ich habe früher für den Großen Washavoki gekämpft. Seine Krieger sind nie so schnell marschiert. Aber die sind auch nicht geflohen.«

    »Geflohen?«, fragte Dar. »Was meinst du damit?«
    »Die Washavoki fliehen vor den Schwarzgewandeten wie Schafe vor dem hungrigen Wolf.«
    »Vor den Schwarzgewandeten? Ich verstehe nicht. Wen meinst du damit?«
    »Sie sehen wie Washavoki aus, benehmen sich aber nicht so.«
    »Hai«, stimmte der andere Bruder zu. »Sie bewegen sich seltsam – als hätten sie kein Gefühl im Leib. Sie tragen zwei Stäbe, die an einer großen schwarzen Kiste befestigt sind.«
    Eine Sänfte! , dachte Dar. Sie schaute Sevren kurz an. Seine Miene spiegelte den gleichen Schreck wie die ihre wider. »Othar?«
    »Gehen die Schwarzgewandeten wie jemand, der keinen Geist hat?«,

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