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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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der Feste lag und über drei große Fenster verfügte. Dar fiel ein, dass ihre Schwestern ihr von dort aus zugewinkt hatten, als sie nach Taiben gegangen war. Als sie in der Kammer ankam, waren die Fenster schon zerschlagen. Sandeisscherben bedeckten den Boden. Die zerlegten Fensterrahmen lagen auf den Haufen. Schnee wehte herein. Dar zog den Umhang wegen des Windes fester um sich und schaute ins Tal hinaus.
    Bald ist es dunkel, dachte sie. Vielleicht lagert Kol auf der Straße und kommt erst morgen. Trotz dieser Hoffnung hielt sie nervös nach dem Signalfeuer der Posten Ausschau.
    Dichte Wolken hatten den Tag verfinstert. Als die Sonne hinter dem Horizont versank, wurde das Licht noch trüber. Dar war froh, als Zna-yat kam; sein Blick konnte Düsternis weitaus besser durchdringen als der ihre. Sie registrierte, dass er seine Rüstung angelegt hatte. »Die Söhne sind gleich fertig«, sagte er. »Es ist eine traurige Arbeit. Wenn sie beendet ist, kommen sie und warten mit uns.« Er schaute ins Schneegestöber hinaus. »Du könntest irgendwo hingehen, wo es wärmer ist.«
    »Thwa, ich warte.« Dar bemerkte, dass Zna-yat seine beiden Deetpahis bei sich trug. Um nicht stumm herumzustehen, sagte sie: »Welches Wissen hast du bei dir?«
    »Ich weiß nicht. Ich hatte keine Zeit zum Lesen.«
    »Ich habe den Beweis bei mir, dass ich Kath-mahs Enkel gebären kann.«
    Zna-yat schenkte Dar einen Blick, der sowohl überrascht als auch erfreut wirkte. »Weiß Kovok-mah davon?«
    »Thwa. Wir hatten keine Zeit, uns zu unterhalten.«
    »Eine solche Nachricht wird ihm Hoffnung geben.«
    »Glaubst du, seine Muthuri wird uns nun segnen?«
    »Ich weiß nicht, was sie denkt, aber dieses Deetpahi
müsste deine Aussichten erhöhen.« Zna-yat schaute wieder über das Tal hinaus. »Wie eigenartig, dass wir über den Segen und Kinder sprechen, während wir darauf warten, dass der Tod zu uns kommt.«
    »Kinder sind unsere einzige Möglichkeit, den Tod zu besiegen«, sagte Dar. »Es ist doch passend, über sie zu reden.«
     
    Im Tal wurde es zunehmend dunkler. Der Wind brachte immer mehr Schnee. Als die Söhne mit den Vorbereitungen zur Vernichtung der Feste fertig waren, kamen sie zu Dar und Zna-yat in die Begrüßungskammer. Es dämmerte schon, als Zna-yat plötzlich auf einen fernen Hügelkamm deutete. »Siehst du das, Muth Mauk?«
    Dar schaute schweigend ins Schneegestöber hinaus, doch sie sah nichts. Dann glaubte sie auf einem näheren Gipfel ein Leuchten zu erkennen. »Ist es das Signalfeuer?«
    Bevor Zna-yat ihr antworten konnte, flammte im Schneegestöber noch ein Feuer auf, dann noch eins. Schließlich sah sie sogar eins auf dem nächsten Hügel. »Sollen wir die Scheiterhaufen jetzt anzünden, Muth Mauk?«
    »Thwa. Lass uns warten und sehen, was die Washavoki vorhaben. Je länger wir die Sache aufschieben, umso mehr Vorsprung haben die fliehenden Mütter.«
    Lange Zeit passierte nichts. Die Signalfeuer brannten aus, ohne dass man etwas von den Eindringlingen sah. Als es dunkel wurde, sah Dar noch weniger. Und plötzlich sagte Zna-yat: »Die Washavoki kommen.«
    Dar spähte ins Dunkel hinaus. Ihr schien, dass ein dunkler Schatten sich zwischen den Hügeln dahinwälzte. Sie konnte keine einzelnen Krieger erkennen, doch die Masse verdunkelte die Schneedecke. Sie bewegten sich langsam und gleichmäßig auf die Feste zu.

    »Sollen wir das Feuer jetzt anzünden?«, fragte Zna-yat.
    »Noch nicht. Vielleicht halten sie an und schlagen ein Nachtlager auf.« Dar wartete darauf, dass die dunkle Woge anhielt. Doch sie drang weiter vor. Sevren hat gesagt, dass sie nachts nicht angreifen. Hoffentlich hielt Kol sich an diese alte Erfahrung. Schließlich erreichte das Heer den Fuß des Berges. Das Tal füllte sich mit Söldnern. Es waren offenbar viel mehr als zweitausend. Aber statt anzuhalten oder den kurvenreichen Weg zur Feste hinaufzumarschieren, teilte sich die Menge und kreiste den Hügel ein, auf dem Dar sich aufhielt.
    »Muth Mauk«, sagte Zna-yat. »Jetzt?«
    »Thwa. Wir warten.«
    »Worauf?«
    Dar beantwortete die Frage so, dass alle Anwesenden sie verstanden. »Ich glaube, die Washavoki wollen den Hügel umstellen und den Morgen abwarten. Sie sind müde und frieren und sehen im Dunkeln nicht viel. Sie werden bald schlafen. Wenn sie eingeschlafen sind, zünden wir das Feuer an.«
    Dar schickte Söhne aus, die die Eindringlinge von anderen Fenstern aus beobachten und ihr Bericht erstatten sollten. Nachdem die Meldungen eingegangen waren,

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