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Herrscher

Herrscher

Titel: Herrscher Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Howell Morgan
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Absicht, bloß ließen ihre Kräfte sie im Stich. Da sie sich inzwischen in gewissem Umfang erholt, sollte sie ihr Vorhaben verwirklichen. Dargu wurde erst kürzlich wiedergeboren, gleicht also eigentlich einem Kind. Kannst du dir vorstellen, dass sie sich vor dem Rat der Matriarchinnen bewährt ?«
    »Es dürfte schwierig für sie sein«, gab Nir-yat zu.
    »Mehr als schwierig. Es wird eine Katastrophe geben. Das Fathma ist Dargu nur zugefallen, weil sie als einzige Mutter in Taiben war. Zufall war es, nicht Muth’las Wille.
Wenn sie Große Mutter bleibt, wird daraus nur Unheil entstehen. Eine andere muss herrschen.«
    »Aber dann …«
    »Dargu braucht davon nichts zu wissen. Es könnte bei ihr solche Bestürzung auslösen, dass sie eine unkluge Wahl trifft. Ich verbiete dir, sie in unsere missliche Lage einzuweihen. Hast du verstanden?«
    Nir-yat senkte ein zweites Mal den Kopf. »Ja, gewiss, Muthuri.«

4

    WÄHREND DES RESTLICHEN TAGES empfing Dar keinen Besuch mehr.
    Nach dem Abendessen rief sie Deen-yat zu sich. »Ich fühle mich schon viel wohler. Es ist nicht nötig, dass du noch eine Nacht bei mir verbringst.«
    Deen-yat vollführte eine Verbeugung. »Shashav, Muth Mauk. Ich schlafe gern in meinem Hanmuthi. Aber du musst versprechen, keine Dummheiten anzustellen.«
    Dar lächelte. »Ich will’s versuchen.«
    »Dann gehe ich. Es weilen ständig Söhne in der Nähe deines Hanmuthi. Du brauchst nur in die Hände zu klatschen, und sie erfüllen dir jeden Wunsch.« Deen-yat verbeugte sich noch einmal.
    »Hab Dank und geh.«
    »Wir sehen uns morgen. Schlaf gut, Muth Mauk.«
    Nachdem Deen-yat gegangen war, stand Dar auf und schlenderte gemächlich durch ihr prunkvolles, doch leeres Hanmuthi. Es war viel größer als Zor-yats Hanmuthi, in dem drei Generationen wohnten. Sie lugte in die leeren Schlafkammern. Sie fühlte sich einsam. Wieder glaubte sie
flüchtig Mütter und Söhne in den Zimmern zu sehen. Schickt das Fathma mir diese Erinnerungen? Oder sind es Geister? Oder die Nachwirkungen meiner Vergiftung?
    Mit Gewissheit wusste Dar nur, dass die Erscheinungen, die sie sah, zunehmend echter wirkten und häufiger auftraten. Sie dachte an alle Generationen, die schon in diesen Räumen gelebt hatten. Sie kam sich vor wie ein Störenfried. Sie überlegte, ob ihre Muthuri vielleicht recht hatte und eine andere das Hanmuthi beziehen sollte. Aber wer, das konnte sie sich nicht vorstellen.
     
    Als Nir-yat Dar am folgenden Morgen aufsuchte und ihre Wunde sah, verlor sie alle Zurückhaltung. Sie schloss Dar in die Arme und presste pausenlos helle Klagelaute aus der Tiefe ihrer Kehle. Tränen quollen Dar in die Augen, als sie begriff, dass ihre Schwester weinte. »Ich bin wohlauf, Nir«, versicherte Dar und streichelte Nir-yats dichtes Haar. »Meine Genesung schreitet voran. Die Verletzung sieht schlimmer aus, als sie sich anfühlt.«
    Nir-yat beruhigte sich. Als sie auf Abstand ging, um Dar anzuschauen, änderte sich ihre Stimmung. Sie grinste, sobald sie den Goldreif auf Dars Kopf erblickte. »Unsere kleine Schwester ist jetzt Muth Mauk!«
    »Kleine Schwester? Ich bin fünfundzwanzig Winter alt. Also bin ich älter als du.«
    »Thwa. Diese Winter haben keine Bedeutung. Du bist im Sommer wiedergeboren worden, folglich ist dies jetzt dein erster Winter. Du gehörst an Muthuris Brust.«
    »Wenn ich das nächste Mal hungrig bin, sag ich ihr, dass du mir diese Empfehlung gegeben hast.«
    Diese Bemerkung brachte Nir-yat zum Zischen. Dar zischte gleichfalls, und zwar so natürlich, als hätte sie schon
ihr ganzes Leben lang auf diese Weise gelacht. »Es freut mich, dich wiederzusehen, Nir. Du hast mir gefehlt.«
    »Du mir auch. Und Thir fehlst du auch.« Nir-yat schmunzelte. »Besonders fehlt ihr unsere Kammer. Kaum warst du nach Taiben aufgebrochen, hat Muthuri uns aus dem Fensterzimmer gewiesen.«
    Weil sie nicht mit meiner Wiederkehr gerechnet hat, dachte Dar, behielt aber diese Vermutung für sich. »Wo steckt Thir? Ich hätte gedacht, dass sie mich gemeinsam mit dir besucht.«
    »Sie ist zum Familiensitz der Tok-Sippe gereist.« Nir-yat grinste. »Sie hat dort einen Velazul.«
    »Ist es ernst?«, fragte Dar, die es freute, dass ihre Schwester endlich einen Liebhaber hatte.
    »Was glaubst denn du? Schließlich hat sie sich trotz dieses Wetters auf den Weg gemacht.«
    »Aber das wäre ihr erster Velazul.«
    Dars Schwester lächelte. »Ich entsinne mich, dass ich zu dir das Gleiche in Bezug auf Kovok-mah gesagt habe.« Als

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