Herz an Herz mit dem Boss?
anderen Hand hielt.
4. KAPITEL
Ryan sah auf die Uhr und verzog das Gesicht. Heute waren kaum Leute in der Firma. Nur diejenigen waren da, denen es mehr Spaß machte, am Rechner zu sitzen und zu programmieren, als zu Hause zu sein.
Aber das war nicht das Problem.
Das Problem war, dass es mittlerweile Viertel nach zehn war und Jamie seit einer Stunde und fünfzehn Minuten hätte im Büro sein müssen. Heute war der Siebenundzwanzigste, und sie hatte keinen Urlaub genommen.
Er schwang seine Beine vom Tisch und ging zur Fensterfront, um auf die grauen, trostlosen Straßen Londons hinunterzusehen.
Zu seinem Verdruss schwirrte ihm noch immer der Kopf von dem, was am ersten Weihnachtsfeiertag passiert war. Aus reiner Neugierde war er zu Jamie gegangen und ihm war wirklich etwas geboten worden; angefangen mit der Unterhaltung mit Jamie in der Küche über ihren Kuss bis hin zu dem Mann, der plötzlich aufgetaucht war.
Es war eine Komödie in drei Akten gewesen, nur dass Ryan nicht darüber lachen konnte.
Noch immer spürte er ihren warmen Mund auf seinem. Die Erinnerung daran hatte ihm den zweiten Weihnachtsfeiertag verdorben.
Wieder warf er einen Blick auf die Uhr und fragte sich, ob Jamie vielleicht beschlossen hatte, ihren Job ganz hinzuschmeißen. Vor einer Woche wäre ein derartig rebellisches Handeln, das an Meuterei grenzte, noch undenkbar gewesen, aber inzwischen hatte er alle Annahmen, die er über seine ruhige, fleißige, reservierte Sekretärin gehabt hatte, über den Haufen werfen müssen.
Gerade als er überlegte, ob er sie anrufen solle, öffnete sich die Bürotür.
„Wird das jetzt zur Gewohnheit?“, knurrte Ryan, ging zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich wieder. „Bitte erzähl mir nichts von verspäteten U-Bahnen.“
„Nein, das werde ich nicht.“
Die Dinge hatten sich unwiderruflich geändert. Die letzten eineinhalb Tage hatte Jamie gegrübelt und war zu dem Schluss gekommen, dass sie nur dann weiter für Ryan arbeiten konnte, wenn sie all die unseligen persönlichen Gespräche, die sie mit ihm geführt hatte, vergaß. Und was den Kuss betraf …
Den schockierenden Moment und den Umstand, dass dieser sich in ihrem Gedächtnis festgesetzt hatte, verdrängte sie ebenfalls.
Trotzdem fiel es ihr schwer, ihm in die Augen zu sehen, als sie Mantel, Schal und Handschuhe abstreifte und ihm seine Post auf den Tisch legte. Dann klappte sie ihren Laptop auf und schaltete ihn ein, während das Schweigen immer gespannter wurde.
„Es tut mir leid, dass ich zu spät gekommen bin“, sagte sie schließlich. „Das soll nicht zur Gewohnheit werden, und du weißt, dass ich gerne länger bleibe, um die Zeit nachzuholen.“
„Egal, ob du gerne länger arbeitest oder nicht – ich dulde es nicht, wenn meine Angestellten unzuverlässig sind.“
„Ja. Ich hatte gehofft, dass du in Anbetracht der Tatsache, dass noch fast alle im Urlaub sind, Verständnis dafür hättest.“ Die letzten eineinhalb Tage waren entsetzlich gewesen, und nun schien es gerade so weiterzugehen. Kurz nach Gregs Auftauchen war die Weihnachtsfeier beendet gewesen. Keiner hatte das Theater mit ansehen wollen, das Jessica gemacht hatte. Manche hatten halbherzig angeboten, beim Aufräumen zu helfen, aber nach einer Dreiviertelstunde waren alle weg gewesen – inklusive Ryan, bei dem Jamie allerdings hatte nachhelfen müssen.
Und seitdem hatte sich ihr Haus, ihr geliebter Rückzugsort, in ein Schlachtfeld verwandelt.
Jamie wusste jetzt mehr über den Zustand der Ehe ihrer Schwester, als ihr lieb war.
Weil Greg, der die Dinge unbedingt klären wollte, nirgendwo anders unterkam, hatte er seine Zelte im Wohnzimmer aufgeschlagen, was Jessica empörte. Es herrschte eine riesige Unordnung, und obwohl Jamie beiden nahegelegt hatte, ihre Eheprobleme zu Hause zu lösen, sah es nicht so aus, als würden sie demnächst abreisen.
Jessica bestand darauf, Abstand zu brauchen, und Greg wollte die Beziehung nicht aufgeben, nur weil Jessica eine komische Phase durchmachte.
Und nun saß Ryan mit versteinerter Miene vor ihr und Jamie wusste nicht, wie viel mehr sie noch ertragen würde.
„Könnten wir jetzt arbeiten?“, bat sie in flehentlichem Ton. „Es gibt ein paar Verträge, die du dir ansehen müsstest. Ich habe sie dir per E-Mail geschickt. Und ich glaube, Bob Dill ist mit dem Softwarepaket fertig, an dem er gearbeitet hat.“
Ryan war gespannt darauf gewesen, wie es sein würde, sie im Büro wiederzusehen. Und nun schien es
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