Herz an Herz mit dem Boss?
bedenken. „Wenn du wirklich meinst, dass du mich dort brauchen könntest, damit ich dir bei den Vorbereitungen helfe …“
„Auf jeden Fall. Du wärst mir eine große Hilfe. Du weißt, dass ich es ohne dich nicht schaffe.“
Manchmal jagte seine tiefe, samtene Stimme ihr einen Schauer über den Rücken. „Ich möchte nicht, dass du glaubst, dass du mich irgendwie retten müsstest. Ich befinde mich zwar gerade in einer unangenehmen Situation, aber ich komme schon damit klar.“
„Das bezweifele ich auch gar nicht“, versicherte Ryan ihr. „Aber du würdest mir einen Gefallen tun.“
„Wird deine Familie es nicht seltsam finden, wenn du eine wildfremde Frau mitbringst?“
„Meine Familie bringt so schnell nichts aus der Ruhe, glaub mir. Es gibt keinen Grund, Nein zu sagen, es sei denn, du kannst es dir nicht vorstellen, deine Beraterrolle für den Tierarzt aufzugeben.“
„Er heißt Greg.“ Komischerweise übte Greg eine ganz andere Wirkung auf sie aus, als sie gedacht hatte. Sie war davon ausgegangen, dass sie bei einem Wiedersehen in die Zeit zurückversetzt werden würde, in der sie ganz von ihm beherrscht worden war und von ihm geträumt hatte. Sie hatte angenommen, dass sie erröten, stammeln und sich lächerlich machen würde, doch all das war nicht passiert. Nach all den Jahren hatte er seine Anziehungskraft verloren, und nun tat er ihr einfach nur noch leid in der Situation, in die ihre Schwester ihn gebracht hatte.
Ryan war ein wenig irritiert darüber, dass sie den wesentlichen Teil seiner Bemerkung einfach übergangen hatte. „Also“, bohrte er nach. „Glaubst du, dass du deine wertvolle Arbeit als unbezahlte Eheberaterin für ein paar Tage aufgeben kannst? Wir wären ungefähr fünf Tage dort. Meine Schwestern samt Anhang reisen zu Beginn des neuen Jahres ab. Wir würden drei Tage länger bleiben. Dann fängt meine Vortragsreihe an, und du könntest nach London zurückfliegen. Du würdest also auf einiges verzichten müssen, wenn du dich weiter von dem Tierarzt volljammern lassen willst. Hast du Angst, dass er seine Ehekrise ohne deine Hilfe nicht überlebt?“
„Natürlich nicht!“
„Warum zögerst du dann?“
„Ich habe doch gesagt, dass ich nicht stören will.“
„Und ich habe dir gesagt, dass du nicht störst.“
„Na gut – wenn du mich als Arbeitskraft brauchst, bin ich gerne für dich da. Wie du ja weißt, fühle ich mich der Arbeit sehr verpflichtet.“
„Ich bin kein Sklaventreiber, Jamie. Wir werden arbeiten, aber du wirst auch viel Zeit haben, um dich zu erholen. Damit du voll einsatzbereit bist, wenn wir im Januar wieder loslegen.“
Jamie nickte. Wie auch immer er es verpackte – Ryan machte das nur zu seinem eigenen Vorteil. Es missfiel ihm, dass sie in letzter Zeit unzuverlässig gewesen war. Er wollte seine stets funktionierende Sekretärin wiederhaben. Dafür bezahlte er sie schließlich so gut. Was immer er zu tun hatte, konnte er mit Leichtigkeit alleine schaffen, aber offenbar war er überzeugt davon, dass ihr Privatleben sich mit ihrem Berufsleben vermischte, und weil ihr Berufsleben das Einzige war, was ihn interessierte, war er bereit, sie mitzunehmen.
„Also soll ich jetzt noch einen Flug buchen?“
„Ja, erster Klasse, zusammen mit mir. Und sieh nach, ob in der Zeit, in der du weg bist, irgendetwas delegiert werden muss. Es ist gerade nicht viel los. Wahrscheinlich gibt es nichts, was nicht ein anderer übernehmen könnte.“
„Gibt es noch irgendetwas, in das ich mich einarbeiten muss, bevor wir abreisen? Ich möchte nicht schlecht vorbereitet sein.“
Zwar machte sie ein gleichgültiges, dienstbeflissenes Gesicht, doch Ryan war sicher, dass dahinter eine unentdeckte Feuersbrunst schlummerte.
„Nein, du brauchst dich in nichts einzuarbeiten. Aber du solltest nicht vergessen, Badesachen mitzunehmen. Als guter Chef bestehe ich darauf, dass du dich amüsierst, und das Haus hat einen tollen Pool. Und sieh mich nicht so entsetzt an. Du wirst mir noch dankbar sein.“
5. KAPITEL
Bislang hatte sie sich mindestens vier Mal bei ihm bedankt. Dafür, dass er es ihr ermöglichte, „einen so wundervollen Ort“ zu genießen und sich in „einer so atemberaubenden Umgebung“ zu erholen. Sie hatte sich bei ihm bedankt, als er sie am gestrigen Tag fortgeschickt hatte, damit sie mit seiner Schwester die nahe gelegene Stadt erkunden konnte. Und noch ein weiteres Mal, als er ihr versichert hatte, dass es nicht nötig war, im Morgengrauen
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