Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herz an Herz

Herz an Herz

Titel: Herz an Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sofie Cramer , Sven Ulrich
Vom Netzwerk:
unabhängig davon, ob er schiefe Zähne, einen kahlen Eierkopf oder abstehende Ohren hätte. Denn jener Berti hatte bereits bewiesen, dass er unabhängig von seiner äußeren Erscheinung ein großes, ehrliches Herz hat. Das Teufelchen auf der anderen Seite aber wetterte dagegen und drohte: Tu’s nicht! Lass den Anhang Anhang sein und bleibe auf dem unverbindlichen Pfad der Leichtigkeit. Genieße die prickelnden Zeilen, solange es geht, denn das Ende kommt sowieso. Und es kommt noch schneller, wenn du dein Berti-Bild von einer hässlichen Fratze entzaubern lässt – oder noch geballter, wenn ein schöner Jüngling zum Vorschein kommt, der seine hässliche Fratze erst nach einer Woche, einem Monat, einem Jahr oder einem ganzen Jahrzehnt offenbart.
    Mit größter Mühe habe ich die beiden zum Schweigen gebracht und mich gefragt, was die Alternative dazu ist, meine Neugier zu befriedigen. Ich malte mir aus, wie ich mich in den folgenden Nächten schlaflos hin- und herwälzen würde, wie ich verstohlen immer wieder ums Laptop herumschleichen würde und versucht wäre, ein kleines bisschen vom Berti-Anblick zu naschen. Ich stellte mir vor, wie Engelchen und Teufelchen in meinen Kopf einziehen und ohne Pause auf mich einreden würden, bis ich schließlich die Hotline für psychische Notfälle unserer Einrichtung anrufen müsste.
    Also entschloss ich mich fürs «Zulassen» und drückte in gespannter Vorfreude den entsprechenden Button. Ich würde meinem lieben Berti offen und geradeaus in die Augen sehen.
    Und dann das!
    Alles, was sich mir offenbarte, war eine schwarz-weiße Gestalt, deren Gesicht ausgerechnet von einer Kamera verdeckt wird. Meine Enttäuschung brauchte etwa fünf schockgefrorene Sekunden, bis sie sich in ein lautes, herzhaftes Lachen verwandelte. So laut, dass sogar meine Schwester neugierig wurde und plötzlich neben mir stand.
    Sie war gerade dabei, das Treppenhaus zu wischen, und bei der Gelegenheit habe ich mich überwunden und ihr das kleine Geheimnis unserer elektronischen Briefliaison gebeichtet. Damit ist es jetzt allerdings leider kein Geheimnis mehr, weil sie es sicher innerhalb von fünf Minuten ihrem Mann, ihren besten Freundinnen und unseren Eltern verraten hat.
     
    Das Bild von Ihnen hat mich aber doch irgendwie gefreut. Denn damit ist Berti ein Stück weit mehr Realität geworden. Und ich muss sagen, Ihr Kleidungsstil gefällt mir: eine gut sitzende Jeans, ein lässiger Pullover und eine sportliche Tasche, die ich Ihnen gar nicht zugetraut hätte. Auch die Frisur und überhaupt Ihre ganze Statur sehen weniger nach Versicherungskaufmann als nach regelmäßigem Jogger aus. (Das behauptet jedenfalls meine Schwester …)
     
    So, nun aber genug des Lobes. Ich wünsche Ihnen mit meinem Anhang ein paar ebenso aufregende Stunden!
     
    Zwitschernde Grüße
    Sara
     
    PS . Wie typisch für Sie, wieder mal ein elektronisches Gerät ins Spiel zu bringen. Statt eines Heizstrahlers bevorzuge ich auf dem grünen Sofa eines magischen Balkons allerdings die romantischere Variante: eine kuschelige Wolldecke. Und statt Cracker mit Weißbier lieber ein bisschen Sushi und einen zart duftenden Sancerre. Gerne mit Michael-Franks-Musik im Hintergrund.
    ***
    Mi 2. November  21:05
    Betreff: Heizdecke?
    Von: [email protected]
    An: [email protected]
     
    Liebe Sara,
    es hat mich kein bisschen überrascht, dass Sie mir ebenfalls
nur
ein Witzbild geschickt haben. Ich wusste es, noch bevor ich die Mail auch nur angeklickt hatte.
    Daher habe ich auch nicht lange gefackelt und das Foto sofort geöffnet. Zack! Ein Foto von Tweety!
    Laut lachen musste ich, weil Sie sich offensichtlich als harmloses Vögelchen mit Heiligenschein verkaufen wollen. Tweety ist tatsächlich ein putziges Kerlchen, wie ich finde, und ich würde ihm gerne mal über das zarte Köpfchen streicheln. Tschiip, Tschiip.
     
    Neulich bin ich beim Joggen einer jungen Frau begegnet, die eher zarter Natur war, aber dunkle Sachen und ein abweisendes Gesicht zur Schau trug. Sie führte ihren Hund (eine Art Kampftier) spazieren. Der Hund trug ein Halsband mit dem Aufdruck «Nicht streicheln, ich bin böse». Man wusste sofort, dass das eigentlich für die Frau gelten sollte. Es war so auffällig, dass ich schmunzeln musste.
    In Bezug auf Ihr Vögelchen-Bild frage ich mich jetzt natürlich: Wollen Sie, dass man Sie für ein harmloses, unschuldiges Wesen hält? Ziehen Sie in Ihrer Freizeit gerne gelbe oder gar pinke Klamotten an? Und

Weitere Kostenlose Bücher