kichern Sie albern, wenn jemand etwas Lustiges sagt?
Sollten wir jemals zusammen zum Karneval nach Köln fahren (sehr zu empfehlen!), wüsste ich jedenfalls schon unsere Verkleidungen: Als Vogel und als Kamera hat man bestimmt viel Spaß!
Sancerre habe ich übrigens noch nie probiert und warte absichtlich damit, um ein besonderes Getränk für unser erstes Treffen zu haben. Wann ist es denn so weit?
Liebe Grüße
Ihr Berti
P.S. Was hält Ihre Schwester denn von Ihrer Brieffreundschaft?
P.P.S. Was halten Sie von einer Heizdecke statt eines Heizstrahlers?
P.P.P.S. Hinter dem letzten P. P. S. müsste eigentlich ein Smiley stehen, aber den habe ich weggelassen. Des guten Stils wegen.
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Fr 4. November 00:50
Betreff: AW : Heizdecke?
Von:
[email protected] An:
[email protected] Oh, Berti!
Fiete ist schuld, dass ich Ihnen mitten in der Nacht und eigentlich voll aussa der Reihe schreibe. Er hat mich abgefüllt mit zwei Aperol Sprizzzzz. Naja, wenn ich ehrlich bin, warn es vielleicht auch drei oder vier. Jedenfallls meint Fiete, mein bester männlicher schwuler Freund (ich habe nur einen männlichen schwulen Freund), dass ich dir … uuuuups – wie konnte ’n das jetzt passieren? Also, ähm … dass ich Sie auf der Stelle kennenlernen soll. Jawohl! Also so richtig in echt, live und in Farbe. Und nich mal vorher noch telefonieren, hat er gesagt.
Berti, soll ich eben zu Ihnen fliegen – wie der kleine gelbe Tweety mit seinen Engelflügelchen? Von Hamburg bis München bräuchte ich zwar bestimmt die ganze Nacht. Aber vielleicht wäre ich pünktlich zum Sonnnenaufgang da. Den könnten wir mit Heizdecke (sehr nette Idee, solange sie nicht hart oder hässslich ist) vom grünen Sofa aus genießen. Was haltn Sie davon?
Alles Liebe & gute Nahacht!
Ihr von Berti und Aperol beschwipstes Tweety
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Fr 4. November 07:43
Betreff: Kopfweh & Herzklopfen
Von:
[email protected] An:
[email protected] Guten Morgen,
naja, gut ist der Morgen nicht. Mein Schädel droht jeden Augenblick zu explodieren – vermutlich wie Ihr Kopf bei meiner Attacke mit der Flaschenpost. Das war gestern eindeutig zu viel Alkohol. Und zu viele Gedanken an einen fremden Freund und zu wenig Schlaf und Mut, einfach loszufliegen …
Ach, lieber Berti – wohin würde uns diese Reise führen? (Sollen wir doch erstmal telefonieren?) Bitte sagen Sie es mir!
Orientierungslose Grüße & ein schönes Wochenende
Sara
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Sa 5. November 02:05
Betreff: Schlaflos in Minga?
Von:
[email protected] An:
[email protected] Liebe Sara,
draußen ist es stockdunkel, nur ein einsamer Vogel ist zu hören. Mitten in der Nacht?, frage ich mich und lausche umso intensiver.
Ich kenne mich mit Vögeln, also mit den Tieren (haha), nicht so aus, aber vielleicht ist es der kleine Tweety, der da im Münchner Nachthimmel herumirrt. Er ist sicher kaputt von der langen Reise aus dem Norden. Erschöpft hebt sich der zarte Brustkorb, das Gefieder ist ein bisschen zersaust. Ich öffne die Balkontür, aber Tweety ist zu vorsichtig (oder zu eigensinnig) und bleibt lieber in sicherer Entfernung. Nach ein paar Minuten kommt er dann doch näher gehüpft, fasst Vertrauen und macht es sich auf dem Sofa bequem. Er wuschelt sich in die Heizdecke, die ich sofort einschalte. Außerdem hole ich eine Schale mit Sancerre, die ich dem süßen Kerlchen serviere. Wir sitzen eine Zeitlang andächtig zusammen, und nach einer halben Stunde frage ich mich, ob es bei Tweety wie bei dem Frosch geht und ob ich ihn küssen soll.
Soll ich?
Nächtliche Grüße
Berti
P.S. In Gedanken duze ich Sie schon lange, wollen wir es auch wirklich so machen?
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Sa 5. November 21:20
Betreff: AW : Schlaflos in Minga?
Von:
[email protected] An:
[email protected] Mein lieber E-Mail-Freund,
Sie dürfen mich gern küssen. Ein einziges Mal.
Jetzt!
Schön, das war wundervoll. Und nun können wir «Du» zueinander sagen – endlich.
Schon wieder verbringe ich den Samstagabend mit dir, und allmählich frage ich mich, ob das gut ist. Entschuldige, ich möchte dich nicht verletzen. Aber ich frage mich tatsächlich, ob es richtig ist, an einem dunklen, fiesen, nasskalten Novemberabend allein im Wohnzimmer zu sitzen und sich die Lebenszeit mit einem eckigen Kasten aus Kunststoff und Metall zu vertreiben statt mit Freunden im Kino