größte Aufregung gekichert hatten, sagte sie: «Und vergiss bloß die Tickets nicht!»
Ich: «Welche Tickets?»
Sie: «Na, die Flugtickets – es ist doch sicher besser, wenn man das Online-Ticket ausdruckt, oder?»
Schweigen.
Angst.
Panik!
Die Sache ist nämlich die: Als wir im September unsere Reise geplant haben, haben wir die Aufgaben verteilt. Und ich weiß zu 100%, dass Melli sich bereit erklärt hatte, die Tickets zu buchen. Wir hatten uns gemeinsam einen Flug rausgesucht – am Telefon, jeder vor dem eigenen Bildschirm. Jetzt behauptet Melli aber genau das Gegenteil. Sie meint, ich hätte versprochen, mich darum zu kümmern. Nur, ich habe mich schon um das Hotel gekümmert und – was das Ärgerlichste daran ist – auch die Anzahlung übernommen. Denn über Silvester geht so ein Haus verständlicherweise kein Risiko ein. Im Gegenteil, die verlangen die teuerste Rate, sodass ich zudem davon ausgehen muss, nun noch den vollen Preis zahlen zu müssen und das, OBWOHL WIR NIEMALS DA SEIN WERDEN !
Hast du schon mal so was Bescheuertes gehört? (Ich meine, außer deiner Geschichte mit dem Rucksack und deinem Reisepass?) Wir haben an alles gedacht – dieses besondere Touri-Visum, Bargeld, Speicherkarten für den Fotoapparat, gültige Reisepässe, Insider-Tipps von Bekannten und Freunden. Sogar Karten für die Met habe ich bei Ebay ersteigert. Und dann das! Ich kann es immer noch nicht glauben.
Und natürlich ist bei meinem Glück so kurzfristig auch kein Ersatzflug mehr zu haben (jedenfalls kein annähernd bezahlbarer) – wobei man ja nicht mal von Ersatz reden kann, denn die «echten» Tickets hat es ja nie gegeben!
Ich könnte kotzen! (Entschuldige bitte!) Aber ist doch wahr. Jedenfalls ergab dann beim Telefonat mit Melli ein Wort das andere, und ich hatte den schlimmsten (nein, korrigiere, den zweitschlimmsten) Streit meines Lebens. Ich bin echt sauer auf sie. Und sie ist sauer, weil ich sauer bin oder so. Aber am meisten verletzt es mich, dass ich das Gefühl habe, ihr macht es gar nicht so viel aus, dass wir nicht fahren. Und weißt du auch, warum? Sie ist seit neuestem frisch verliebt!
Ich will ihr ja nichts unterstellen, aber womöglich hat sie die ganze Zeit gewusst, dass wir nicht fliegen, und mich sozusagen vorsätzlich in dem Glauben gelassen, weil sie sich nicht getraut hat, die Reise abzusagen.
Ich weiß, morgen (oder wohl eher übermorgen) werde ich mich für solche Unterstellungen hassen, weil ich es wiederum hasse, dass ich eine so misstrauische Ader habe. Aber das ist nun mal genau das, was ich gerade denke. Und deswegen muss es auch raus.
ICH KÖNNTE NUR NOCH HEULEN ! ICH PLATZE VOR ZORN !!!
Fröhliche Weihnachten!, sage ich da nur. Melde mich wieder. Irgendwann, wenn ich mich abreagiert habe. Aber jetzt gehe ich erstmal zu Fiete und schieße mich ab. So!
Danke fürs Zuhören Zulesen. Hat gutgetan!
S.
***
Di 27. Dezember 10:56
Betreff: Kurz vor Rutsch gut
Von:
[email protected] An:
[email protected] Liebe Sara,
das ist wirklich ärgerlich. Und sehr dumm. So etwas Dummes habe ich seit meiner Reisepass-Geschichte tatsächlich nicht mehr gehört.
Ich meine, bei dieser blöden Ich-verliere-meinen-Pass-in-einem-Rucksack-Laden-Sache war ich wenigstens selbst schuld und musste den Ärger nur mit mir ausmachen. Aber wenn die beste Freundin schuld ist und sich dann noch nicht einmal richtig entschuldigt, geht das natürlich nicht.
Aber ich hätte vielleicht eine Idee, wie Du diese dumme Situation in eine abenteuerliche umändern (sozusagen umbuchen) könntest. Jetzt, wo Du doch quasi schon gepackt hast, wie wäre es, wenn Du mit zur Sylvester-Party meines ehemaligen Kollegen kommst? Es wird bestimmt keine besonders glamouröse Veranstaltung, aber wir könnten unser erstes Treffen zu etwas ganz Besonderem machen. (Und wenn es mit uns oder der Party schiefgeht, kannst Du es getrost auch noch Deiner Freundin unterjubeln.)
Ich würde mich jedenfalls sehr freuen!
Falls die Flüge nach München ausgebucht sind, geht es immer noch mit der Bahn.
Na?
Gruß und Kuss
Berti
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Do 29. Dezember 10:10
Betreff: AW : Kurz vor Rutsch gut
Von:
[email protected] An:
[email protected] Hallo mein Lieber,
erst mal ein dickes «T’schuldigung», dass ich in meiner Weihnachtsmail so vom Leder gezogen habe. (Ist das eigentlich eine bayrische Redewendung?)
Aber ich war so enttäuscht und habe mich, mhm, ja … so