Herz auf Umwegen
schossen in die Höhe, als flehe sie zum Himmel. » Du sitzt hier und heulst.«
»Janny hat mich hintergangen«, schluchzte Katja immer noch.
»Deshalb heulst du?«
»Nein, weil sie mir fehlt!« Schniefen.
»Na dann«, forderte Alexa mit einer Handbewegung zum Telefon auf.
»Nein.« Katja schüttelte den Kopf. »Ich kann nicht. Sie muss mich anrufen. Dann verzeihe ich ihr – vielleicht.«
Alexa rollte verzweifelt mit den Augen.
26. Kapitel
»Bitte, hier ist der Vertrag. Und du bist dir sicher, dass du das machen willst?« Volker legte den Kugelschreiber aufs Papier.
Er glaubte wohl immer noch, sie bluffe und wolle ihnen hier nur irgendwelche Zugeständnisse abringen. Janny nahm den Kugelschreiber.
»Überleg dir das noch mal, Janny«, warnte nun auch Jens. »Wenn du aus der Firma aussteigst, hast du nichts mehr.«
»Ich habe das Geld für einen Neuanfang.«
Volker verzog den Mund. »Du bist Ende dreißig. Ziemlich spät für einen Neuanfang.«
»Aber nicht zu spät.«
»Was willst du denn machen?«, wollte Jens wissen.
»Vielleicht gebe ich QS-Seminare. Oder ich züchte glückliche Hühner auf einem Bauernhof. Sport- und Ernährungscoach wäre eine denkbare Alternative. Völlig egal, Hauptsache, ich komme von euch beiden weg. Nehmt es mir nicht übel, aber ich werde mich eine Weile nicht bei euch melden.«
Janny hob die Hand und unterbrach Volker schon im Ansatz. »Ich gebe euch keine Schuld. Aber ich ziehe meine Lehre aus dem, was passiert ist, und kann deshalb nicht einfach weitermachen wie bisher. Unsere Partnerschaft endet hier und heute.« Janny setzte ihre Unterschrift auf das Papier. Volker und Jens folgten ihrem Beispiel.
»Tja«, meinte Volker. »Dann ist das jetzt so.«
»Du trägst uns doch nichts nach, Schwesterlein?«, fragte Jens. »Es steht immer noch das Angebot, dass du deinen Job gegen ein stattliches Gehalt weitermachen kannst.«
»Danke, aber das wäre eine Scheidung, bei der die Partner weiter unter demselben Dach leben. Das geht selten gut. Ich brauche erst mal etwas Abstand.«
»Wie du meinst.« Jens zuckte mit den Schultern.
Janny nahm ihre Vertragskopie und ging zur Tür. »Wie heißt es so schön, sucht mich nicht, ich finde euch, wenn es soweit ist.«
Sie fuhr in dem Bewusstsein nach Hause, dass dieser Schritt schon längst überfällig gewesen war. Und in der Hoffnung, dass sie nun mit Katja reden und sie von ihrem Bedauern überzeugen konnte. Bisher hatte Janny sich nicht getraut, Katja anzurufen. Immer wieder hatte sie ihre Nummer gewählt und sofort die Verbindung abgebrochen, sobald das erste Freizeichen ertönte. Weil sie keine Antwort auf die Frage wusste, die Katja garantiert stellen würde: Wie soll ich dir vertrauen? Bis Janny der rettende Gedanke kam. Sie hatte nur kurz gezögert. Dann hatte sie Volker angerufen und ihn über ihren Entschluss in Kenntnis gesetzt.
***
Katja hob den Hörer ab. »Winter, AKTIV SPORTS«, meldete sie sich.
»Bist du heute Abend zu Hause? Kann ich bei dir vorbeikommen?«
Jannys Stimme löste in Katja Freude und Lähmung gleichzeitig aus. Sie brachte kein Wort hervor.
»Katja?«, fragte Janny am anderen Ende leise.
»Ich … muss vielleicht wieder Überstunden machen«, stammelte sie, »dann bin ich nicht vor sieben da.«
»Gut, ich komme um halb acht, ist das okay?«
»Ja.«
»Bis dann.«
Knack. Janny hatte aufgelegt.
Katja legte den Hörer langsam zurück. Fünf Tage. Und dann dieser kurze, fast unpersönliche Anruf. Katja runzelte die Stirn. Janny erwartete hoffentlich nicht, dass sie sie mit offenen Armen empfing!
Trotz ihres Unmutes fühlte Katja sich erleichtert. Es gelang ihr sogar, Alexa anzulächeln, als die beim Mittagessen mal wieder über alles und nichts plapperte. Je näher der Feierabend rückte, umso ungeduldiger wurde Katja. Warum hatte sie Janny nur gesagt, sie sei erst um sieben zu Hause? Niemand konnte sie schließlich zwingen, Überstunden zu machen. In Katja überschlugen sich die Gefühle. Ja, sie wollte Janny sehen, am liebsten sofort. Keinen Tag länger hielt sie es ohne sie aus.
Aber sie würde Janny nicht mit offenen Armen empfangen!
***
Janny drückte die Wagentür zu. Nur noch wenige Meter, ein Hauseingang und ein paar Treppen trennten sie von Katjas Wohnung. Und die Angst, dass
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