Herz auf Umwegen
Magen.
Viele Gründe, warum Katja mit ihr gerade hierher ins Labor gegangen war, konnte es nicht geben. Aber immerhin schleppte sie sie hier hinunter und nicht zu Holst. Eventuell bestand eine Chance, die Sache geradezubiegen.
»Soll ich lieber gehen?«, fragte Lydia Katja.
Die schüttelte den Kopf. »Nein. Am besten ist auch, du erzählst kurz, worum es geht. Ich …« Katja brach ab.
»Schon okay.« Lydia legte ihre Hand auf Katjas Schulter. Der anschließende Blick, den sie Janny zusandte, veranlasste die, auf den Boden zu sehen. Dies war der Moment, den sie so gerne vermieden hätte. Der laut Volker auch nie passieren würde. Und nun war er doch da. Janny wusste es, bevor Lydia zu sprechen begann.
Anschließend füllte Stille den Raum.
»Sag, dass du es nicht warst.«
Katjas erstickte Stimme versetzte Janny einen Stich ins Herz. Es brauchte keine hellseherischen Fähigkeiten, um zu wissen, was in Katja vorging. Eine Sekunde lang spielte Janny tatsächlich mit dem Gedanken, zu leugnen. Schon allein um Katjas willen. Doch dann sah sie ein, es wäre nur eine egoistische Ausflucht. Sie musste die Wahrheit sagen, das war die einzige Chance, Katja nicht zu verlieren. Hoffentlich!
Die Konsequenzen für TAMAs und die Fusion waren Janny in diesem Moment so egal wie nur irgendwas.
Janny seufzte. »Dann würde ich lügen.«
»Du gibst es also zu?«
»Ja.«
»Einfach so, ohne dich zu verteidigen?«
»Das würde die Sache an sich nicht ändern.«
Katja sah hilflos zu Lydia. Die zuckte mit den Schultern.
»Und jetzt?«, fragte Katja. »Was weiter? Wir müssen das Holst sagen.«
»Ich weiß. Und ich werde sofort mit euch beiden zu ihm gehen, aber erst …« Jannys Blick bat Lydia. »Könnte ich ein paar Minuten allein mit Katja sprechen?«
Lydia verließ kommentarlos das Labor.
Janny machte einen Schritt auf Katja zu, doch die wich zurück. »Katja, bitte glaube mir, ich habe nie gelogen, was meine Gefühle für dich angeht.«
»Du hast mich benutzt.«
»Nein, ja … nicht so. Verdammt«, fluchte Janny. »Ich liebe dich.«
»Trotzdem hast du mich hintergangen. Du wusstest, wie wichtig diese Präsentation für Lydia und mich war. Wir wären beinah gefeuert worden.«
»Ich hätte euch sofort bei TAMAs eingestellt.«
»Klar, du bist ja die Samariterin vom Dienst«, ätzte Katjas Stimme. Ihre Wut siegte jetzt über die Enttäuschung.
»Bitte Katja, es tut mir leid.«
»Mir auch! Dass ich so dumm war, dich vor Grit zu verteidigen.«
»Jetzt übertreibst du. Ich wollte dich nie als Informantin benutzen.«
»Wie kann ich mir da sicher sein? Nach dem, was du getan hast.«
Janny schluckte. Sie hatte gewusst, dass es schlimm werden würde. Natürlich hatte sie Katja enttäuscht. Deren Wut war nur allzu verständlich. Doch mit dieser regelrechten Kanonade an Vorwürfen hatte Janny nicht gerechnet. »Ich habe einen Fehler gemacht«, räumte sie ein. »Einen großen Fehler. Ich habe gesagt, es tut mir leid, und ich bitte dich, mir zu verzeihen. Was kann ich noch tun?«
»Die Frage lautet eher, was kannst du nicht«, erwiderte Katja traurig. »Mein Vertrauen mit diesen Worten wiederherstellen.«
Janny ließ sich kraftlos auf einen der Stühle fallen. »Und was kann ich tun, dass du mir wieder vertraust?«
Katja senkte den Kopf. »Im Moment leider gar nichts.« Sie ging.
In ihrer ersten Regung sprang Janny auf und wollte Katja hinterherlaufen. Doch dann hielt sie inne. Das hatte überhaupt keinen Sinn. Katja musste ihre Enttäuschung erst verarbeiten.
25. Kapitel
Es hatte sich herumgesprochen. Wie auch nicht? Die Verschiebung des Audits, weil die QS-Beauftragte gefeuert worden war, stellte schon einen gewissen Höhepunkt im Firmenalltag dar. Die Einzelheiten sickerten nach und nach durch. Das wunderte Katja wenig. Nur dass es Grit und nicht Alexa war, die dafür sorgte.
Alexa war diejenige, die Katja tröstete. Auf ihre Art: »Wenn Männer Streit haben, hauen sie sich gegenseitig was in die Fresse und gehen anschließend ein Bier trinken. Frauen holen die Giftspritze raus und vernichten deinen Ruf, dass du dich nie wieder davon erholst. Was willst du machen? So ist das eben.« Sie warf einen verstohlenen Blick über den Rücken zu Grit, die mit einem Kollegen vom Vertrieb »hinter vorgehaltener Hand«, also so, dass es
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