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Herz aus Eis

Herz aus Eis

Titel: Herz aus Eis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jane Porter
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Selbst mit der hässlichen Narbe, die im Zickzack über seine Wange lief.
    „Gott hat mir ein Gesicht gegeben, das zu meinem Herzen passt. Endlich passen Inneres und Äußeres zusammen.“
    „Sie irren sich.“ Sie konnte kaum atmen. „Wenn Ihr Gesicht zu Ihrem Herzen passt, müssen Sie ein selten großes Herz haben. Eine Narbe kann ein Herz nicht verunstalten. Sie beweist nur, dass Sie gelebt haben – und geliebt.“ Als er beharrlich schwieg, fuhr sie fort: „Außerdem passt die Narbe zu Ihnen. Vorher haben Sie zu gut ausgesehen.“
    Sein Lachen klang hart und kehlig. „Na endlich jemand, der mir die Wahrheit sagt. Die Narbe ist hässlich. Ich kann sie fühlen, ich weiß, wie sie aussieht. Kein Mann will aussehen wie Frankensteins Monster.“
    „Sie sind eitel, Mr. Koumantaros.“
    Er drehte den Kopf. Der Ausdruck auf seinem Gesicht war der gleiche wie in den tiefblauen Augen und raubte ihr den Atem. Er gehört nicht in den Rollstuhl, schoss es ihr durch den Kopf.
    Dieser Mann war zu groß, zu stark, zu … alles. Es war so falsch, dass sein Körper, sein Leben, seine Persönlichkeit in diesem Stuhl gefangen sein sollten. Es war nicht sein Gesicht, das ihn deprimierte, sondern seine Erinnerungen. Die Bilder, die ihn den Unfall immer und immer wieder durchleben ließen. Sie wusste es, weil sie es selbst erlebt hatte. Auch sie hatte einen Unfall Szene für Szene in ihrem Kopf ablaufen lassen, hatte immer wieder die auflodernden Flammen unddann die Explosion vor Augen gehabt. Aber das war ihre Geschichte, nicht seine. Sie durfte sich von ihren eigenen Erfahrungen jetzt nicht beeinflussen lassen.
    Sie musste Distanz wahren. Schließlich war sie nur wegen des Auftrags hier. In Athen wartete jemand darauf, dass Kristian Koumantaros sich erholte. Diese Frau wünschte sich mit aller Macht, dass er wieder gehen konnte, dass er wieder gesund wurde. Dass er zu ihr zurückkehrte.
    Hastig verdrängte Elizabeth die zwiespältigen Gefühle, die sie plötzlich erfassten. „Von Frankensteins Monster sind Sie weit entfernt. Aber da Sie scheinbar Schmeicheleien hören wollen, sollen Sie sie bekommen: Die Narbe verleiht Ihrem Gesicht Charakter. Sie sehen jetzt weniger wie ein Filmstar oder ein Model aus, sondern wie ein gestandener Mann.“
    „Ein Mann“, er lachte bitter auf.
    „Ja, ein Mann“, bekräftigte sie. „Und mit etwas Glück und harter Arbeit werden Sie sich auch wieder wie ein Mann benehmen.“ Sie sah die Emotionen, die über sein Gesicht huschten – Überraschung, Verwirrung, dann Ärger. Sie hatte ihn verletzt. Das war nicht ihre Absicht gewesen. Sie wollte ihn nur aufrütteln, wollte ihn aus seiner Starre reißen, damit er endlich etwas für sich tat. Die Entschuldigung jedoch, die ihr schon auf der Zunge lag, hielt sie zurück. Das würde ihn nur noch mehr verärgern. Sie schwor sich, ein Ventil für seine Wut und Verbitterung zu finden. Und so wechselte sie das Thema, bevor er seinem Ärger Luft machen konnte.
    „Ihr Hauspersonal hat sich selbst übertroffen, Mr. Koumantaros. Draußen auf der Terrasse ist ein wunderschöner Tisch gedeckt. Fühlen Sie die leichte Brise? Riechen Sie den Duft der Tannen?“
    „Ich rieche nichts.“
    „Dann kommen Sie hierher, wo ich stehe. Von hier aus kann man sogar die Kräuter im Garten unterscheiden. Rosmarin und Zitronenmelisse.“
    Doch anstatt vorzurollen, zog er sich tiefer zurück in den dämmrigen Raum. „Es ist zu hell. Meine Augen schmerzen.“
    „Und wenn ich Ihnen einen neuen Verband anlege?“
    „Auch mit dem Verband ist es zu hell“, die Worte wurden härter, schärfer. „Und ich will nichts essen. Das habe ich Ihnen schon gesagt, aber Sie hören ja nicht zu.“
    „Wir können auch drinnen essen …“
    „Ich will nichts essen!“ Abrupt setzte er den Rollstuhl in Bewegung, noch weiter zurück in den Raum, und stieß einen Tisch um. Auf das Gepolter folgte eine Reihe derber Flüche.
    Elizabeth unterdrückte den Reflex, ihm zu Hilfe zu kommen. Wenn sie jetzt an seine Seite eilte, so würde ihn das nur in seiner Hilflosigkeit bestärken. So riss sie sich zusammen und ließ ihn, wo er war, fluchend und immer wieder an den umgefallenen Tisch tretend. Sie ging hinaus auf die Terrasse zu dem hübsch gedeckten Tisch mit der hellblauen Leinentischdecke und den wilden Blumen in der Vase. Doch nur kurz genoss sie den Anblick, dann kehrten ihre Gedanken zu Kristian Koumantaros zurück.
    Es hatte sie Mühe gekostet, so unverblümt mit ihm zu reden.

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